ein rauschen ~ mehr lauschten wir nie?

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 09.11.2009, 16:47

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ein rauschen ~ mehr lauschten wir nie?


daran welkt mein morgen

du gaukelst schaukelnd
an den wurzeln wären wir
vertrauter - hörst du
dich selbst - ohne widerworte
stellen wir nur stelen
wort für wort

was im zwischenraum schwingt
in wärmeren tönen - taumelt
aus deinen zerissenen seiten
schläft unterm schnee

hier! möchte ich rufen
tauen die stunden
uns in den mund
ich sage

dass er erst gültig macht - der tod
ist sein süßester schwindel

wenn du stirbst
werden wir sehen
wie du dich zeigtest
berührtest du uns nicht?

und was ist das rauschen im ohr
gegen das meer - unterm mond
den schwarzen zweigen mit nebelnetzen
tauchten wir, strandeten nicht
am saum der zeilen - dein gesicht

mein grauer delphin

wie sanft du mir singst
als läge darin dein trost - doch
da wäre von liebe zu hören
und wir irren fort und fort

was werden wir wissen
einer vom andern - im vorübergleiten
streifte meine hand ein pochen
und mir war, als müssten wir nicht gehen
um endlich im sehen - zu werden




[align=right]Musentext von carl, danke! totenbuch[/align]

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leonie
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Beitragvon leonie » 10.11.2009, 21:34

Liebe Flora,

nur kurz, ich lese das als ein Plädoyer für das Hier und Jetzt und das Leben.

Ich mag viele Deiner Bilder sehr und, ja, ich empfinde es so, als bestünde der Widerspruch zum Totenbuch in erster Linie darin, dass Du die Akzente anders setzt und die Bilder ins Leben ziehst.

Ich habe das sehr gerne gelesen...

Liebe Grüße

leonie


(Ich verstehe jetzt noch besser, was Du meinst mit "nah am Text" und zu wenig widersprechend in Deiner Kritik zu meinem Text dazu. Dein Ton ist viel eigener, aber für mich passt er auch gut zum "totenbuch", wie eine zweite Stimme.
Bei mir war es eher so, dass der Text eine Saite in mir ins Schwingen brachte, die klingt dann im selben Ton (oder Oberton) dazu.
Ich denke, ich muss auch mal einen Text suchen, der mich mehr zum Widerspruch anregt, mal sehn...Sonst bleibt der inspirierende Text leicht eher eine Art "Aufhänger, bei mir jedenfalls)))

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 11.11.2009, 08:45

Hallo Leo,

dank dir. Ich freu mich sehr über deinen Kommentar. :blumen:

Ich denke, ich muss auch mal einen Text suchen, der mich mehr zum Widerspruch anregt, mal sehn...Sonst bleibt der inspirierende Text leicht eher eine Art "Aufhänger, bei mir jedenfalls)

Darüber habe ich auch nochmal nachgedacht, und mir zumindest geht es so, dass ich bei Texten, die "für mich sprechen" gar keine Worte mehr finde, denn dann ist für mich ja bereits alles gesagt. Aber der Musentext muss auch etwas in mir berühren, zum Schwingen bringen, sonst gelingt es auch nicht. Es muss für mich ein Gespräch möglich werden, Stimmen, die einander hören können. Und ich finde es wirklich spannend und schön, sich so auf Texte einzulassen.

liebe Grüße
Flora

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leonie
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Beitragvon leonie » 11.11.2009, 09:54

o.T.: Liebe Flora, mir ging es so, dass in mir ausgelöst durch den Text und dieses Mitschwingen eigene Bilder entstehen konnten, die mir selbst wichtig geworden sind und das ist ja auch etwas (auch wenn andere vielleicht wenig damit anfangen können (aber das kann einem ja bei eigenen Gedichten auch passieren und das ist ja auch okay...)). Liebe Grüße leonie

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 11.11.2009, 13:14

Liebe Flora,

wow, was für ein Plädoyer fürs Leben, bestens gewebt.

Du bedienst alle menschlichen Repräsentationssysteme, die Sprache, das Fühlen, Sehen, Spüren, Hören, ich kann nur sagen: ich liebe diesen deinen Text.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 11.11.2009, 17:11

:blume0028: Danke Elsa! *freu*

liebe Grüße
Flora

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noel
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Beitragvon noel » 11.11.2009, 17:31

ja, ja , ja ein kraftvoller text
ein text der nach leben ruft, nein schreit & sich weit entfernt
von den erlenten SO MUSS ES SEIn & den allGemeinen plätzen
die unsre netzhaut mit grau, grünem starr benetzen
sieh & sei
jawollja
Zuletzt geändert von noel am 13.11.2009, 16:28, insgesamt 1-mal geändert.
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 13.11.2009, 08:34

Merci und jawollja! :blumen:


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