Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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birke
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Beitragvon birke » 27.11.2016, 21:52

kein ton
reicht je
um dir zu sagen
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 27.11.2016, 22:22

dass ich nicht gleiten kann
zwischen allen tönen
die das "uns" umweben
keine silbe kennt den code
kein wort ist schlüssel
und selbst gesang findet nicht den weg
zu mir zu dir zu uns

doch dann trafen sich
zwischen unsicheren versuchen
und verspielten ernst
wieder unsere blicke
und wir lernten
dass wir uns verlassen können
und dass wir ein gefühl sind

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nera
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Beitragvon nera » 01.12.2016, 02:35

flattere
ich flattere
traf dich
zwischen dem träumen
in einer höhle
und du rudertest
gegen die zeit
sagtest du
aber die sonne oder
ein mond
super
rudertest du
sagen sagst du siegen
sagst schwimmen oder
tauchen
in den träumen schreie ich
und du sorgst dich
sagst du
stammele ich stelen zu wörtern

wenn ein herz
flattert

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birke
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Beitragvon birke » 02.12.2016, 00:01

flattere ich
zwischen den zeilen
während du schwimmst
und singst
trägt mich dein ton
durchs gedicht
rudere ich
zu dir
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

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nera
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Beitragvon nera » 05.12.2016, 01:47

immer
ich hexe winterreifen
zu schaukeln
zu dirmir
wir lügen
wie lügen
oder zu schnell
wir träumen
dass bäume schnell
wurzeln
fegen mit unseren worte
umarmungen in herbste
oder der permafrost
schluckt unsere briefe
das graue
gras
eine andere idee
in der frühe
sammele ich früchte laub

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nera
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Beitragvon nera » 05.12.2016, 01:49

ein seil
eine zeile
verweilen
klein
so klein
weibgesang
seingesang

Niko

Beitragvon Niko » 07.12.2016, 01:32

in der frühe ein seil
mit dem wir unser wortlaub
an uns binden
damit es standhält
unseren stürmen
den vernichtenden wellen
dem zerren und reißen

doch schon am mittag
schwämmt sich eine uns-ranke fort
erste buchstabenstrudel
tanzen um unser wehen
und ein berührendes "vielleicht"
haucht sich in unsere mitte
und die welt steht für einen ewigkeitsaugenblick
wie angewurzelt
wie verwirrt und
wie an einem anfang
der endlos erhebt

wir hoffen
dass es niemals dunkel wird

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Eule
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Beitragvon Eule » 09.12.2016, 14:40

Die Dunkelheit nimmt
zu in diesen kurzen Tagen

es wäre so vieles zu erledigen
an Menschen zu denken

vorzubereiten und ein klein
wenig stille zu sein zwischen

den Jubelgedanken hören wir
das Knirschen des Eises wie es
gegen unsere Körper prallt

mit Schlitten Schlauchboot und dem
Korb vergess nicht den Korb fürs
nächste Jahr
Ein Klang zum Sprachspiel.

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 09.12.2016, 19:38

Dunkelheit nimmt zu
in diesen Stunden
bis es gänzlich still ist,
bis ich wieder denken kann.

Lichtstrahl um Lichtstrahl
vergess ich,
was ich schreiben wollte.

Mit jedem Moment
Dämmerung
kommt mir ein Phonem
zu Morphemen
zu Wörtern
zu Worten ...

Niko

Beitragvon Niko » 09.12.2016, 22:56

worte formen sich im dunkeln
sie formulieren grund und boden neu
ein tanzen auf dem drahtseil
zwischen himmel und hölle
der tiger dem elefanten die zähne

ein kampf ohne kämpfe
ein satz ohne worte
eine melodie ohne töne
das wichtige liegt überall
dazwischen
hängt sich eine antwort auf keinee frage
an einer frage ohne antwort auf

ich bleibe dahinter
und bleibe davor
dazwischen

Nifl
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Beitragvon Nifl » 09.12.2016, 23:09

Wir bringen unsre Jahre zu wie ein Geschwätz (Psalm 90)

Ein fahler Schein
legt sich über den Ton
und wir treffen uns dort
im Dumpfen
haben uns umgezogen
in diese Stimmung der
Herbstlieder unter den Daunen
aus Lebendrupf
ziehst du mir an den Haaren
sagst so fühle es sich an dadrinnen
und ich kenne die Stellen
streiche über den Schorf
bis die Luft knapp wird
zum Flattern
aber da sei sie ja die Stille
da sei der Engel


Darum ließ er sie dahinsterben, daß sie nichts erlangten und mußten ihr Leben lang geplagt sein. (Psalm 78)
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Klara
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Beitragvon Klara » 10.12.2016, 14:40

Und er gebot den Wolken droben und tat auf die Türen des Himmels (Psalm 78)

D u s c h a f f s t d a s

Ein Wintermorgen im Zug
ertappt mich
dem zagen Gold-Orange
D u s c h a f f s t d a s
zu sagen
zweimal in Gedanken
errötend
an der feinen Glut
bevor helle Sonne
den Nebel durchdringt
im Zuge eines Wintermorgens


Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist (Psalm 90)

Nifl
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Beitragvon Nifl » 10.12.2016, 18:56

Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom (Psalm 90)

Das Rauschen des Flügelschlags
und du da unten angewurzelt
schaust zu den großen Vögeln
teilst das Leben in Zonen ein

Wie oft hing ich schon am Sonnensegel
nahm meine Fahrt auf
und je kleiner ich wurde
desto kleiner war ich auch

Aber irgendwann werde ich es abgeschafft haben
dann drücke ich den Knopf mit den grünen LEDs und die Tür bleibt zu
dann steige ich auch wieder aus mit großem Flügelschlag


Sie aßen Engelbrot (Psalm 78)
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Niko

Beitragvon Niko » 10.12.2016, 23:49

Denn er wird des Armen nicht so ganz vergessen, und die Hoffnung der Elenden wird nicht verloren sein ewiglich. (Psalm 10.17-18)

so hoffen wir
und indem wir planen
verleugnen wir leben
deines und unser

aber an den mauern
wendeten wir das trojanische pferd
und blieben innen sitzen
du und wir
haben jede odyssee überstanden
und werden es immer wieder schaffen
du und wir
nur ich nicht



13 Deine Augen sind rein, daß du Übles nicht sehen magst, und dem Jammer kannst du nicht zusehen. (Habakuk, Kapitel 1)
Zuletzt geändert von Niko am 14.12.2016, 19:39, insgesamt 1-mal geändert.


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