Prosalog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 23.07.2007, 18:09

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Foto A.P. Sandor et moi


Prosafluss - Geheime Nachrichten - Flüsterpost - Prosapool - ungebunden - verbunden - Prosadialog - Prosakette - Prosa rhei - ungebunden - verbunden - Prosa - Blitzlichter - Prosalog - Wort zu Wort Beatmung - Prosafolge - ungebunden - verbunden


Hier handelt es sich um einen Faden, in dem ihr euch prosaisch zurücklehnen könnt. Lasst euren Gedanken freien Lauf. Erzählt von euren Träumen, eurem Ärger, euren Problemen, euren Sehnsüchten, euren Beobachtungen, euren Wünschen, euren Phantasien, euren Ideen, eurem Kummer, eurer Wut, eurem Tag, euren Spinnereien … "Die Wahrheit" spielt dabei selbstverständlich keine Rolle.
Fühlt euch frei.

Lasst euch von bereits verfassten Texten inspirieren, greift das Thema auf, oder schreibt einfach "frei Schnauze"… alles ist erlaubt.

Ich bin gespannt!




Kleingedrucktes:

Damit eure Kostbarkeiten behütet bleiben, müssen folgende Regeln beachtet werden:

Bitte keine Kommentare
Keine direkten Antworten (zB. Gratulationen, Beileidsbekundungen, Nachfragen etc.)
Keine Diskussionen
Kein Smalltalk oder Talk überhaupt

Geht immer davon aus, dass alle Texte Fiktion sind.



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Zuletzt geändert von Nifl am 04.08.2007, 09:08, insgesamt 1-mal geändert.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.06.2015, 14:22

zaunreiterin ohne feder

frühe teenagerzeit. mutprobenzeit. angst wird von der clique weggeschrien. aufgeputscht. bloß nicht lächerlich machen. fast japanisch. sein gesicht nicht verlieren. das gruppengebrüll beißt dich nach vorn. jägerzaun. ziemlich hoch. egal. da sind schon andere drüber. größere als du. egal. du läufst los. peitschende rufe. du springst. ein schrei. der rest ist stille.

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 29.06.2015, 00:50

Der Rest ist Stille zwischen dir und mir. Im Hintergrund läuft "Pinball" von Brian Protheroe. Du kennst das Lied natürlich nicht, denn dafür bist du viel zu jung. Du bist leicht lethargisch, so wie immer. Verstört, aber hochintelligent. Ich bin unverschämt fordernden Blickes, so wie immer. Manipulativ, denn für alles andere wäre ich viel zu alt. Du reimst dir Seltsames zusammen - Lateinisches, Griechisches, Hebräisches. Ich erinnere mich nur an Lateinisches, bleibe hängen zwischen den langen und kurzen Silben von Ovid. Da treffen wir uns immer wieder. Da erdichten wir uns liebeselegisch, obwohl wir nicht liebend sind, obwohl wir nicht klagen. Du wagst meine Nähe schon viel zu lange, und ich lasse dich gewähren ... schon viel zu lange. Du wirst dir irgendwann einen Kuss anmaßen; das suggeriere ich dir.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.07.2015, 12:32

Lang Verliebte reden in einer Sprache, die niemand versteht.

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 04.07.2015, 12:41

Du und ich, wir reden in einer Sprache, die niemand versteht. Die anderen dichten uns Verliebtsein an, vielleicht auch nur eine Affäre - jedenfalls eine Kardiobeziehung, jedenfalls eine physische Beziehung. Ihnen fehlt der differenzierte Blick auf zwischenmenschliches Zusammensein; sie kennen doch nur: Familie, Verwandtschaft, Freundschaft, Liebschaft, Bekanntschaft, Mitarbeiterschaft. Wir sind nichts von alle dem. Wir haben nichts von alle dem. Vielleicht sind wir dann keine Menschen - du und ich. Oder vielleicht ist einer von uns beiden zumindest kein Mensch. Wenn "Familie, Verwandtschaft, Freundschaft, Liebschaft, Bekanntschaft, Mitarbeiterschaft" die ganze Bandbreite zwischenmenschlichen Zusammenseins beschreibt, dann ist unsere Beziehung nicht zwischenmenschlich ... Vielleicht aber übermenschlich. Vielleicht sogar übernatürlich. Am ehesten ist unser Wir symbiotisch: Du, der Clownfisch - ich, die Anemone.

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birke
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Beitragvon birke » 04.07.2015, 15:09

es gibt etwas, das geht über unsere begrifflichkeiten der beziehung zwischen zwei menschen,
über unser zwischenmenschliches begreifen hinaus.
vielleicht ist es die beziehung zwischen zwei seelen, seelenverwandtschaft. oder seelenliebe?
oder aber es ist das, was nicht in worte zu fassen ist. ein /wir/, unsäglich. unfassbar? (dieses modewort).
es ist die wir-sprache, die nur zwei menschen verstehen.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 05.07.2015, 14:42

Du und ich, wir sind so selten wirklich wir; und wenn, dann plötzlich und augenblicklich. Wir sind so sehr du und ich, dass uns dieses wir irgendwie befremdet; und sprechen wir, dann in du-und-ich-Sprache. Nach außen hin wirken wir wohl wir-hafter, als wir es uns selbst eingestehen. Ja, die anderen sprechen von "Seelenverwandtschaft". Doch uns kümmert das alles nicht. Wir definieren uns nicht, weil wir unsere Zweisamkeit lieber unausgesprochen lassen, lieber grenzenlos, lieber randlos, ja! Du und ich, wir kippen vom Rand dieser gewöhnlichen wir-Sprache und leben diese Momente, in denen wir unsere Einsamkeiten beschützen. Andere nennen es wohl Liebe; aber dieses Wort - Liebe - bedeutet uns zu viel Vergangenheit. Deswegen sind wir am ehesten: allein ... mit jemand anderem, der allein sein will.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.07.2015, 15:53

übergrenzend

wenn du mit deinen rändern meine ränder nicht nur streifst, sondern sie überschreitet, verletzt du eine grenze. meine grenze. du bist kein grenzgänger, du bist übergrenzgänger. bleib mir vom leib. nur so kann ich dich ertragen. nur so kann ich atmen und dafür schenke ich dir freiräume für dein grenzenlossein. sie sind das geheimnis.

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 05.07.2015, 23:17

Wenn du mit deiner Umrisslosigkeit meine Umrisslosigkeit nicht nur streifst, sondern verreißt, grenzt du mich fast schon ein, erfasst du mich fast schon - psychisch oder physisch. Umreiße mich nicht, nur so kann ich dich ertragen; nur so kann ich atmen; nur so kann ich fließend bleiben - in Gedanken und Form. Das ist das Geheimnis.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.07.2015, 19:30

Ich nähe an meinem Rucksack. Alles mit Hand, da die Riemen zu dick für meine Pfaff sind. Meine Finger sind wund, Daumen und Zeigefinger schon zig Mal durchstochen. Kleine Blutwunden. Vorhin rutschte ich mit der Nadel aus und strich sie mir mit voller Wucht über den nackten Oberschenkel, da ich im Schneidersitz sitzend und nur mit Shorts und Top bekleidet nähe. Die Wunde sieht aus, als ob ich mich mit einer Rasierklinge absichtlich geschnitten hätte. So wie man es auf den Bildern der Borderliner sieht, die sich selbst ritzen. Doch ich bin kein Borderliner. Oder doch?

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Eule
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Beitragvon Eule » 07.07.2015, 12:24

Brummbrumm fand Fäkalien nicht uninteressant. Er konnte sich daran orientieren, sie rochen nach den Verursachern. Manchmal tropfte ihm dabei der Speichel im Maul, manchmal fühlte es sich wie eine Blutdruckveränderung an. Er fuhr sich mit der Tatze über die Schnauze, wetzte seine Krallen am nächsten Baum und stellte fest, dass er hungrig war.
Zuletzt geändert von Eule am 15.07.2015, 06:53, insgesamt 1-mal geändert.
Ein Klang zum Sprachspiel.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 09.07.2015, 19:28

Welch seltsame Assoziationen ich doch habe. Ich lese "Fäkalien nicht uninteressant" und denke sofort an den Film "Der letzte Kaiser" aus dem Jahr 1987 von Bernardo Bertolucci. In einer Szene wird gezeigt, wie regelmäßig der Stuhlgang des jungen Kindkaisers getestet wird. Und zwar, in dem einer der Diener etwas davon isst. Aufgrund der Konsistenz und des Geschmackes wird dann festgestellt, welches Gemüse oder Obst zusätzlich für den jungen Kaiser serviert wird.

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Eule
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Beitragvon Eule » 15.07.2015, 07:04

Das geht auch im Bambusbezirk hinter der Flussbiegung, wenn der Frühling dort später beginnt und das Knacken der alten Halme nicht gerade leise geschieht. Die Kindkaiserschaft ist eine Qual, aber wer kann schon gegen sein Schicksal kämpfen, ohne Risiken einzugehen und andere damit zu konfrontieren. Jedes Wort, jede Luftveränderung muss doch erst verstanden sein. Und Gegnerschaft, war es nicht ein Weiser, der sagte, ohne diese gäbe es kein Morgen ?
Ein Klang zum Sprachspiel.

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 16.07.2015, 11:19

Die Halme sind nicht gerade leise, hier, an diesem lauen Mittwochabend, da der Julihimmel sich geisterhaft gibt. Ja, die Worte brauchen uns wohl; deswegen sprechen wir, verabschieden uns, und sprechen weiter, umarmen uns, und sprechen weiter, nähern einander immer wieder, und sprechen, und vermögen es nicht, uns herzugeben, in unsere Betten, jeder für sich. Manche Momente muteten es uns zu, dass wir sie ganz nah spürten.
Zuletzt geändert von FawzZalum am 13.09.2015, 17:34, insgesamt 1-mal geändert.

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nera
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Beitragvon nera » 17.07.2015, 14:14

Manche Momente scheinen aus Ruinen gedrechselt.


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