Vor den Fenstern

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
JULI

Beitragvon JULI » 14.04.2014, 22:32

Die Stille zwischen dir und der nächsten Frau
kann zu Komplikationen führen
in der losen Anhäufung von Zeit.
Bei diesem ersten Leben, in dem
Sommeräste auf Beton schlagen.

Das wahrhaft Unerhörte sitzt
schief und leise mit übereinander
geschlagenen Beinen
in einem ungeordneten Raum.

Ein Augenblick verweigert den nächsten,
die Utopien vor den Fenstern
hinterlassen
unbekümmerte, greifbare Luft.

Draußen können wir liegen bleiben,
solange die Kraft reicht.

ecb

Beitragvon ecb » 16.04.2014, 21:26

Manches erscheint mir zu willkürlich in diesem Text, und die "lose Anhäufung von Zeit" kommt mir nicht nur bekannt und leicht abgenutzt vor, sie ist viel zu abstrakt, um in mir etwas hervorzurufen. Ähnlich ergeht es mir mit dem Augenblick, der den nächsten verweigert. Beide Zeilen könnten meiner Meinung nach mit Gewinn aus dem Gedicht herausbleiben.
Denn ansonsten hat es auch vieles für sich, Bilder, Vorstellungen, die mir wirklich etwas sagen.

Dies ein vorläufiger Eindruck.
Liebe Grüße
Eva

JULI

Beitragvon JULI » 17.04.2014, 10:56

Das ist interessant, was du sagst. Ja, es ist schwierig einen guten Weg zwischen Kohärenz und Abstraktion bzw. Verdichtung zu finden. Und manchmal gibt es diese Kohärenz nur vor dem eigenen inneren Empfinden, weil man weiß, in welcher Situation man dieses Gedicht geschrieben hat. Dann wird man blind für ein anderes Lesen, aber deswegen ist dieses Forum hier gut. Vielen Dank für deine Ideen;-) Liebe Grüße, Juli

jondoy
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Registriert: 28.02.2008

Beitragvon jondoy » 22.04.2014, 19:49

....der da und der andere text (tagwild) beschäftigen sich zweifellos auch mit dem Thema zeit, rudimentär, gewiss, bloß ein nebendarsteller in der schweigenden Szenerie dieser fiktiven Anordnung

den text hier les ich mehr als klang, für mich klingt der hier mehr als der andere,

...wie so ein schreibender Fotograf, dieser Text, er schreibt sich seine Bilder, die er im Geiste blitzt,

wer will denn überhaupt etwas mit Texten hervorrufen, frag ich mich manchmal, ist das tatsächlich Absicht, die dann doch nicht stattfinden soll?

eines kann ich jedenfalls nachvollziehen, die Begründung, warum das manchmal nicht funktioniert, es ist allerdings nicht professionell, solche zweifel überhaupt zu äußern,

hab über ecbs Zeilen nachgedacht, auf mich wirkt so mancher verdichteter text wie ein chamäleon, bei neuem Lesen wechselt er mitunter seine Farbe,

....ich denk mir, wenn die Stille zwischen zwei Menschen zu Komplikationen führen kann, entsteht in diesem Vakuum schon eine Anhäufung von Zeit, ob es eine lose ist, das frag ich mich, wüsste nicht, ob ich es so bezeichnen könnte, der begriff "lose" vermittelt mir nicht wirklich, ich kanns auf die Schnelle nicht kryptisch umschreiben, wie diese Zeit empfunden wird,

man könnte dieses gedicht übrigens auch ganz anders lesen, sozusagen sinnverkehrend, dazu bräuchte man nur den zweiten und den vierten Absatz hintereinander zu lesen und den rest auszublenden, andererseits ist es gerade dann interessant, danach die anderen Passagen nochmals gegenzulesen, lässt einen dann irgendwie plastischer erscheinen, dass hier...in diesem untergeordneten raum....sommeräste auf beton schlagen...

ach ja, die Utopien vor den fenstern, auf welcher seite der fenster die sich wohl befinden..lässt der text überhaupt diesen (interpretationsspiel-) raum zu, um sich diese frage zu stellen, wohl nicht..auch wenn dem so sein sollte, sie kommt einfach so aufgekreuzt und stellt sich vor mich hin, frech wie Oskar....zugegeben, ein wenig augenzwinkernd...

Namaste,
j


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