verlorenes totem

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 21.10.2014, 18:03

wo liege ich begraben
wo hat mein herz seinen filter verloren
in der erinnerung
hebt sich eine zugbrücke
vollgestellt mit unterwegs
mit standhaftigkeit
mit brüchen
und kleinsten gemeinsamen nennern

dann unter einer decke
verleugne ich jedes kind
doch am ende ist es
nur das was zählt
was bleibt

Rita

Beitragvon Rita » 21.10.2014, 19:42

Lieber Niko,

schön. Schön poetisch. Schön auch die Idee des Filters, trotzdem stört mich das Wort als Substantiv, ist mir irgendwie zu prosaisch, ich stelle mir dabei einen Kaffeefilter vor. Ich denke aber, als Verb "filtern" passt es wieder.

Nicht ganz klar komme ich mit der Conclusio. Lese ich richtig, so meinst du, was am Ende zählt und was bleibt, ist das Verleugnen jedes Kindes. Irgendwie erklärt sich mir das nur, wenn es um die Flucht vor der Vaterschaftserklärung ginge. Aber das ist sicher nicht gemeint. Was also ist wirklich unter dem "Kind" zu verstehen? Vielleicht zu heftig verschlüsselt?

Aber ansonsten ein sehr schönes Gedicht, und ich höre ganz schnell auf zu mäkeln.

Lieben Gruß, Rita

ecb

Beitragvon ecb » 22.10.2014, 16:50

Ich weiß nicht, ich glaube, hier behindern mich meine Assoziationen, die mir beim Lesen kommen - einmal der Titel eines berühmten Buches, "Begrab mein Herz an der Biegung des Flusses", wozu Totem und Herz beitragen und also ein "native american"-Motiv andeuten; alswelches Bild dann für mich aber mit der "Zugbrücke" kollidiert und dadurch in einem völlig anderen Zusammenhang landet.

Im weiteren Verlauf wird das Gedicht etwas abstrakt für mich durch die Begrifflichkeit. Hier sollte für mein Gefühl etwas gezeigt werden, was ich nicht sehen kann.

Diesmal also kein richtiger Zugang, Niko, es sei denn, andere Leser verhülfen mir noch auf die Sprünge, ich warte einfach mal ab.

Liebe Grüße
Eva

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nera
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Beitragvon nera » 22.10.2014, 22:43

ich schleiche um diesen text, er spricht mich an, aber manche bilder gehen nicht so ganz auf. ich brauche also noch etwas zeit:)

lg

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 23.10.2014, 17:04

Ich schreib einfach, was ich denkefühle: Mir ist das Ganze zu surreal, deswegen kann ich überhaupt nicht folgen.

Niko

Beitragvon Niko » 23.10.2014, 17:14

hallo

...und danke für eure kommentare!

mit dem Filter könntest du recht haben, rita. vielleicht eher: "wo hat das herz das filtern verlernt". etwas in der art wäre mir sympathisch!

"jedes kind" führt scheinbar allgemein zu ver(w)irrungen... ich finde, man hat mehrere charakteren in sich vereint. und das entspringt für mich mehreren kindern, die man alle in sich trägt. jedes kind wird verleugnet.
und der vielleicht wiederum in die irre führende schluss:

doch am ende ist es
nur das was zählt
was bleibt

bezieht sich hier konkret auf das verleugnen jedes kindes. aber zu verstehen auch, dass "kindsein" das einzige ist, was zählt....

ich hoffe, ich konnte ein kleines bisschen den nebelschleier liften.....

vielen dank euch allen!

beste grüße - niko


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