gottesdienst
durch die hirnwindungen
dieser stadt wandern
zehntausend in ihre mitte –
erhoffen sich heilung
von ihren wünschen.
ja, die mitgliedschaft kostet,
„im namen gottes,
nimm drei davon“,
dann kriegst du
das ewige leben in bunt.
über glastreppen rollt
die welle der gläubigen,
vorbei an brunnen springen
die kinder, entdecken
begeistert im tiefen
ihr neu gekleidetes spiegelbild –
während die eltern sich
von opferstock zu opferstock weiter-
quälen, am schicksal der welt
mittragen, tüten und taschen
mit freundlichen predigten
halten und tauschen:
einer trage des anderen last.
jetzt singen kinderchöre davon,
dass sie unlustig sind,
aber trost kehrt ein mit
dem heiligen abendmahl
in der pappschale.
zum schlussakkord
reibt er sich seine hände, der gott
des verkaufsoff‘nen sonntags –
gottesdienst
Ach danke, Rita, dass Du wieder gleich das Haar in der Suppe gefunden hast und das auch gleich ziemlich absolutistisch formulierst. Man könnte diese Zeile notfalls streichen, ja, ich bin allerdings der Ansicht, dass sie zusammen mit den anderen Anspielungen und Umwidmungen funktioniert (klar, sonst hätte ich's nicht so geschrieben).
Ich find den Ansatz ganz gelungen, sprachlich ist das schon gut ineinandergemixt (könnte für mich gerne noch gröber werden). Bin allerdings nicht sicher, ob die 'Plot'-Orientierung dem Text wirklich gut tut, es reduziert so eine Studie eher (in Richtung 'Spannung und Auflösung' oder der Pointe wie bei einem Witz); ich würde vermutlich, wenn es denn explizit ausgesprochen werden muss, die jetzige letzte Zeile eher früher platzieren.
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