meer meer

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5264
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 27.08.2015, 23:21

harfenklänge 

das blau
zimbelt sonnengerollt

eine möwe singt
der rausch nimmt zu

und ab und zu
die sterne

stillen das meer
in der nacht

lausche dem raunen
und dem gewellten ufer

sind wir zugewandt
einander

die hände
sagen meer




"schmecken & riechen" nach harfenklänge getilgt
Zuletzt geändert von birke am 30.08.2015, 10:20, insgesamt 1-mal geändert.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 28.08.2015, 10:03

Liebe diana,

bei "meer meer" - immerhin nicht "mehr meer", bin ich ja schon auf einiges gefasst. Aber dann kommen gleich in der ersten zeile esoterisch anmutende harfenklänge. Die hauen mich direkt raus aus dem text. Aber, diana ist diana, und für mich eine sehr gute autorin. Also....- weiterlesen. Dann zimbelt ein blau, und auch eine möwe singt dann noch - man möcht fast sagen: konsequenter weise. Und doch...ich werde nicht enttäuscht. Denn ab " und ab und zu die sterne" wird es wieder ein diana- text. Fast könnte das gedicht von da an erst beginnen. Mir gefallen - ab da - die strophigen übergriffe in die nächste strophe. Jedoch würde ich zwei dinge in dieser beziehung ändern: aus"lausche dem raunen" würde ich "dem raunen lauschen" machen und aus "sind wir zugewandt / einander" würde ich "sind wir einander / zugewandt" machen!

Am ende also doch noch gern gelesen. Aber der anfang, den du sicher in vollem romantik-aroma absichtlich in szene gesetzt hast, ist entbehrlich für mich. Er führt nicht in den text, sondern schreckt mit diesen überzogen wirkenden bildern fast ab.

Beste grüße-niko

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 28.08.2015, 12:20

Hallo Diana,

es geht mir ähnlich wie Niko. Ist bisschen zu viel m.E. Vllt. könnte man die ersten beiden Strophen weglassen und mit "eine möwe singt" beginnen?

Liebe Grüße
Mucki

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5264
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 28.08.2015, 14:28

;-) ich äußere mich hier noch, danke schon mal!
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5264
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 29.08.2015, 10:20

also, fast hab ichs mir ja gedacht, liebe mucki, lieber niko … :mrgreen:
aber – das ist ja eben absicht hier und ich brauche es wohl genau so – etwas üppig, viel von diesen meeresklängen, weil es ja auf den rausch zugeht, der zunimmt (und dann wieder ab – und zu – wellenförmig), um dann zur stille zu gelangen (dort wird es deiner meinung nach dann wieder „dianisch“, niko, ja, das mag sein, „meins“ sind sonst eher die leisen töne, aber warum nicht auch mal anders? ;))
(ich habe drüber nachgedacht, als ich eure kommentare gelesen habe, ob ich hier nicht vielleicht tatsächlich am anfang reduzieren könnte - aber dann fehlte mir etwas.)

ich gebe zu, ich stand unter dem direkten einfluss des meeres, als ich das gedicht geschrieben habe – und zudem lese ich gerade das buch „mit brennender geduld“ von antonio skármeta, welches von der freundschaft zwischen pablo neruda und seinem briefträger handelt, ein tolles buch übrigens.

also, diesmal muss es hier so sein, für mich, aber es ist interessant für mich, wie es rüberkommt.

und die satzstellung, niko, sind wir zugewandt/ einander werde ich wohl auch so lassen, weil sich die zeile „sind wir zugewandt“ auch auf die davor beziehen lässt.

soweit … danke euch nochmals!

sonnige grüße
von diana
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 29.08.2015, 14:21

hallo diana,
das verstehe ich. es ist einfach (wie immer) die frage: wieviel verträgt ein gedicht? ich verstehe einerseits die problematik und vergleiche es ein bisschen mit liebesgedichten. das gefühl versuchen rüberzubringen ist ja das anliegen. und bei den liebesgedichten zumindest denke ich ja auch, dass liebe ruhig sogar etwas kitsch vertragen kann. liebe ist - im günstigen fall - auch manchmal etwas kitschig. und ich persönlich finde das völlig in ordnung. und dieses gefühl will man rüberbringen.
aber....jeder empfindet liebe anders, jeder empfindet die liebe zum meer anders. von daher hast du - unter dem aspekt - ja alles richtig gemacht.
die frage ist halt: kann (und vor allem, was du ja schon verneint hast, WILL) man dieses überbordend empfindende so schreiben, dass es dieses gefühl zwar transportiert, aber deutlich unterhalb der kitschgrenze bleibt.
ich fände es - enfach so als übung - auch sehr spannend, diese tiefe emotionen, die du unverschlüsselt schreibst, verdichtet zu formulieren. vielleicht kann man das ja mal hier oder anderswo versuchen.
nochmal: ich will dich nicht überreden, es anders zu machen, verstehe deine beweggründe. ich fände es einfach aus schreibersicht für mich zumindest interessant, es zu versuchen.

liebe grüße - niko

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5264
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 29.08.2015, 23:31

also, hm, kitschig (emp)finde ich dieses nun eigentlich nicht ... aber das liegt wohl im auge des betrachters.
aber ich sehe auch nicht, dass ich "tiefe emotionen unverschlüsselt" schreibe... im gegenteil, vielleicht ist es fast zuviel der metapher hier?
ich tendiere sonst nicht dazu, so "überbordend" zu schreiben (deswegen, anderswo, aber klar!) - aber hier passt es meinem empfinden nach einfach.
und - um beim empfinden zu bleiben, ich empfinde es nicht mal als überbordend. :)

(um einen aspekt noch zu erwähnen - das ende mit der hand schließt wieder an den anfang - die harfe(nklänge).)

vielleicht verstehe ich aber auch nicht richtig, niko - wie würdest du denn dieses gedicht - nicht-kitschig-nicht-überbordend - sehen?

liebe grüße
diana
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 30.08.2015, 01:05

Das mit der Harfe und der hand.....ein detail, das ich nicht gesehen habe. Besonders offensichtlich scheint mir das auch nicht. Ich bin mir nicht sicher, diana, ob meine art zu schreiben, deiner nahe genug käme. Und im mlment jedenfalls bin ich nicht in merr-stimmung. Ein versuch wäre also gewollt, bemüht und nicht-inspiriert a er dennoch versuch ich's morgen mal. Ok,

N8 grüße -niko

Benutzeravatar
Pjotr
Beiträge: 6752
Registriert: 21.05.2006

Beitragvon Pjotr » 30.08.2015, 02:58

Diana, ... wenn Du das laut vorliest, in nordwestdeutscher Aussprache, eingeleitet mit Meer, dann bestärkt mit einer so maritimen Wortumgebung aus Möve und Ufer, dann wird jeder Hörer zunächst "ha_fenklänge" hören :-)

Und bei "schmecken & riechen" noch direkter an Fisch denken, weil keine Harfe darüberliegt. Oder? Aber diese Assoziation ist vielleicht ohnehin beabsichtigt.

Wie wärs mit einem anderen Musikinstrument? Oder einfach mit einer anderen und bildlicheren Klangbeschreibung (die durchaus "handgemacht" bleiben kann)?


Ahoy

P.

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 30.08.2015, 09:48

Liebe Diana,

erst einmal danke, dass du mit diesem Gedicht ein so schönes Verb wie "zimbeln" bietest; aber auch "sonnengerollt" finde ich irgendwie schön. Ja, ich schätze, das ist wohl mein Lieblingsabschnitt im Gedicht. ;-)

Dass auch mir das Gedicht gleich zu Anfang so süßlich, wenn nicht sogar kitschig vorkommt, liegt für mich an den Harfenklängen; das Verb "schmecken" tut dann sein Übriges. Ich muss gestehen, da lief mir schon ein Schauer über den Rücken. :blink2:

Ich schließe mich auch Niko an, der ja schon auf die Wortstellung hinwies. Beim Lesen erscheint mir das hier:

lausche dem raunen
und dem gewellten ufer

sind wir zugewandt
einander

die hände
sagen meer


nicht ganz rund. Schön finde ich noch, dass man lesen kann "und dem gewellten Ufer sind wir zugewandt"; das ist harmonisch! Aber danach sträubt sich mir mein Syntaxgefühl gänzlich, weil es irgendwie so unnatürlich klingt: Schon "einander" wirkt arg nachgeschoben, und lese ich es mit den folgenden zwei Versen zusammen, dann wirkt es arg vorgeschoben.

Das Logogramm "&" in der zweiten Zeile empfinde ich als Fremdkörper ...

Trotzdem inspiriert mich dein Gedicht gerade zu einer ganzen Reihe Meeresversen; danke dafür! :mrgreen:

Liebe Grüße

Victoria

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5264
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 30.08.2015, 10:27

soooo, habe mich nun dazu entschieden, zumindest die zweite zeile zu streichen - die braucht es wirklich nicht und war vielleicht tatsächlich einfach zu viel, auch zu synästhetisch gewollt.

von den harfenklängen aber mag ich mich nicht trennen, zumal auch der hafen anklingt (ja, pjotr! merci),
ohne die zweite zeile wirken sie vielleicht auch nicht mehr gar so kitschig?
ich meine, eine harfe ist ja nicht per se kitschig... allenfalls vielleicht im zusammenspiel mit engeln? :mrgreen:
aber das ist ja hier nun nicht gegeben.

und der bezug vom ende zum anfang, lieber niko, der ist in der tat ziemlich nebensächlich (und mir übrigens beim schreiben auch gar nicht aufgefallen, sondern erst später).

auch dir, liebe victoria, ein herzliches danke für den hilfreichen kommentar, freut mich, dass gerade diese zeilen dein lieblingsabschnitt sind! schön, dass dich die zeilen inspirieren - also, immerhin! :)

sonnige dankesgrüße
von diana

ps - wenn du magst, niko, dann zeige gern auch noch mal, was du aus diesen zeilen machen würdest, einfach nur interessehalber :)
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste