dartmoor tale

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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allerleirauh
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Beitragvon allerleirauh » 12.11.2016, 19:26

eine wildtaube wird nicht alt
in diesem sommer
sie birgt sich in den farnen
und wartet auf vergangene jahre
(oder auf das, was kommt, wer weiß das schon)

schwärme grüner schmetterlinge
breiten ihre flügel
in einen weichen himmel
(du bist versucht, ihn zu berühren)

und frosch wird herbst
im teich

der fluss hat eine haut
aus tausend zungen
er leiht dir
ein zauberwort

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nera
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Beitragvon nera » 16.11.2016, 02:51

auf den ersten klammersatz kann ich verzichten?

und dann der dritte vers...ich kann etwas damit anfangen, aber er erscheint mir zu konstruiert? ( ich weiß nicht, wie ich das anders sagen kann/ soll)

der letzte vers gefällt mir sehr!

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 26.11.2016, 08:11

Vier Strophen.

Jede ließe sich wie ein selbstständiges Gedicht, Haikuartiges, lesen.

Und doch gehören sie zusammen, wie die verschiedenen Elemente, die eine Landschaft ausmachen.

Das lyrische Ich ist von der Wilde Taube angezogen worden, mit der sich seine Seele identifiziert.

Die Klammern stehen für die Schutzgebenden Farnen.

Schmetterlinge dann, grüne, und ein weicher Himmel, nah.

Frosch, prahlerisch also, wird der Herbst sein.

Ein murmelnder Fluss?

carl
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Beitragvon carl » 29.12.2016, 09:40

Liebe Allerleirauh,

für mich erzählt die Geschichte aus Dartmoor vom Ende des Sommers, vom Schicksal der Farbe Grün (Farn, Schmetterlinge, Frosch, ggf. auch das Wasser des Flusses) einer verzauberten oder bezaubernden Landschaft und dem Geschenk an den liebevollen Betrachter. Tale also als Märchen.
Das könntest du aber noch stärker herausarbeiten :-)
Ich empfinde auch ein Ungleichgewicht in der Perspektive der Strophen:
Die erste ist generalisierend „eine Taube wird nicht alt in diesem Sommer“ (ich lese das so, dass der Sommer nicht mehr alt wird) und „wer weiß das schon?“
Hier könnte du überlegen, ob du nicht schon mit dem Selbstgespräch aus den folgenden Strophen beginnst (im Sinne von „oder was auch immer, du weißt es nicht“), statt mit einer allgemeinen Behauptung.
Außerdem könntest du der Taube den Artikel verweigern, wie dem Frosch:
„wildtaube wird nicht alt
in diesem sommer
birgt sich in den farnen
wartet auf vergangene jahre“
Oder in den Plural setzen, wie die Schmetterlinge:
„wildtauben werden nicht mehr alt
in diesem sommer...“
Das empfände ich als einheitlicher im Ausdruck, oder ist es Absicht?

Viele Grüße, Carl

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allerleirauh
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Beitragvon allerleirauh » 29.12.2016, 18:58

lieber carl,

der text setzt sich, und das hat klimperer geschrieben, aus einzelbeobachtungen zusammen, die aber jeweils einer (märchenhaften) landschaft zuzuordnen sind. sie erzählen vom sommerende, ja.

was du zu den perspektiven sagst, kann ich gut nachvollziehen.
wenn ich der taube den artikel entziehe, scheint sich sprachlich eine parallele zum frosch zu ergeben. ( oder ein einheitlicheres bild.) plural an dieser stelle zu benutzen scheint mir keine gute idee.

wildtaube wird nicht alt
in diesem sommer
birgt sich in den farnen
und wartet auf vergangene jahre
(oder auf das, was kommt, wer weiß das schon)

schwärme grüner schmetterlinge
breiten flügel
in einen weichen himmel
(du bist versucht, ihn zu berühren)

und frosch wird herbst
im teich

der fluss hat eine haut
aus tausend zungen
er leiht dir
ein zauberwort

ich muss noch einmal überlegen.

a.

SarahWeidenlicht

Beitragvon SarahWeidenlicht » 06.01.2017, 00:17

Das hat mir sehr gut gefallen! Auch ich finde, man kann in der ersten Strophe die Klammer weglassen oder zumindest kürzen. Außerdem finde ich das Gedicht sprachlich vielleicht noch dichter, wenn du die "und"s weglässt (wartet auf vergangene jahre/ frosch wird herbst)


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