schließe die augen.
der blick in die welt
macht dich mürbe
nicht klug –
du tust dir leid
wählst hässliche worte
dein seelenleid
bist du leid
schickst deine wut
in die welt.
schließ die augen:
dein zimmer ist warm
deine angst ist kalt
schließ die augen.
denk dir ein herz-
wärmendes wort.
wörter. wartest auf
bessere seelenzeit
ruhig blut
wirst überleben.
schließe die augen ...
- allerleirauh
- Beiträge: 766
- Registriert: 26.06.2010
- Geschlecht:
hallo amanita,
mich lässt dein text ein bisschen zwiegespalten zurück.
auf der einen seite kann ich den beruhigenden grundtenor des gedichtes gut aufnehmen, denn ich bin, wie wir wahrscheinlich alle, ob der politischen ereignisse der vergangenheit (wenn man das mal so verallgemeinernd sagen kann) verunsichert/besorgt/verärgert/wütend/traurig...
ich ahne, dass man der verunsicherung/sorge/dem ärger/der wut oder traurigkeit am besten mit besonnenheit und vernunft begegnen sollte, egal, wie dramatisch die umstände sind. (das gelingt mir persönlich mal gut und mal schlecht. und ich sehe natürlich mit skepsis, wie angst und verunsicherung in gewalt und hass umschlagen können. das habe ich ja praktisch vor der haustür. auch letztgenannten moment nimmt dein text auf.)
der ratschlag "schließ die augen ... dein zimmer ist warm..." macht mich allerdings auch misstrauisch, scheint er doch auch die möglichkeit des verdrängens/wegsehens einzuschließen. insofern ist die botschaft für mich zumindest missverständlich.
sprachlich stört mich in vers 5/7/8 die häufungvon LEID. "herzwärmende wörter" und "seelenzeit" sind für meinen geschmack zu dick aufgetragen.
"ruhig blut. wirst überleben." bildet einen schönen abschluss. ich hoffe, das LYRich hat recht.
lg
a
mich lässt dein text ein bisschen zwiegespalten zurück.
auf der einen seite kann ich den beruhigenden grundtenor des gedichtes gut aufnehmen, denn ich bin, wie wir wahrscheinlich alle, ob der politischen ereignisse der vergangenheit (wenn man das mal so verallgemeinernd sagen kann) verunsichert/besorgt/verärgert/wütend/traurig...
ich ahne, dass man der verunsicherung/sorge/dem ärger/der wut oder traurigkeit am besten mit besonnenheit und vernunft begegnen sollte, egal, wie dramatisch die umstände sind. (das gelingt mir persönlich mal gut und mal schlecht. und ich sehe natürlich mit skepsis, wie angst und verunsicherung in gewalt und hass umschlagen können. das habe ich ja praktisch vor der haustür. auch letztgenannten moment nimmt dein text auf.)
der ratschlag "schließ die augen ... dein zimmer ist warm..." macht mich allerdings auch misstrauisch, scheint er doch auch die möglichkeit des verdrängens/wegsehens einzuschließen. insofern ist die botschaft für mich zumindest missverständlich.
sprachlich stört mich in vers 5/7/8 die häufungvon LEID. "herzwärmende wörter" und "seelenzeit" sind für meinen geschmack zu dick aufgetragen.
"ruhig blut. wirst überleben." bildet einen schönen abschluss. ich hoffe, das LYRich hat recht.
lg
a
Danke, allerleirauh, hast Du Alternativen? Die würden mich interessieren.
Das leid habe ich natürlich extra angehäuft, weil ich überzeugt bin, dass das Leid in der Welt bei einigen zum Selbstmitleid führt und das wiederum zu Hasstiraden nach außen.
Die seelenzeit muss nicht bleiben, nur hätte ich gern das wartest weiterhin dabei, und "auf bessere Zeiten warten" wäre eventuell missverständlich. Vielleicht gibt es ja ein Wort, das besser passt als seelenzeit.
Währenddessen würde ich das warme Zimmer gern beibehalten. Es heißt ja nicht: Haus (oder Villa oder Schloss).
Das leid habe ich natürlich extra angehäuft, weil ich überzeugt bin, dass das Leid in der Welt bei einigen zum Selbstmitleid führt und das wiederum zu Hasstiraden nach außen.
Die seelenzeit muss nicht bleiben, nur hätte ich gern das wartest weiterhin dabei, und "auf bessere Zeiten warten" wäre eventuell missverständlich. Vielleicht gibt es ja ein Wort, das besser passt als seelenzeit.
Währenddessen würde ich das warme Zimmer gern beibehalten. Es heißt ja nicht: Haus (oder Villa oder Schloss).
- allerleirauh
- Beiträge: 766
- Registriert: 26.06.2010
- Geschlecht:
wenn sarkasmus, würde das dem ganzen eine völlig andere richtung geben...
Nee, Amanita, das finde ich weder sprachlich noch inhaltlich gelungen.
Das Gefühl kommt rüber, die Beruhigung, die man teilen will.
Aber gut gemeint ist noch nicth gut gemacht. Erreicht mich deswegen leider nicht, sondern ärgert mich zusätzlich.
Mit ein paar "herzerwärmenden Worten" wird nicht alles WIEDER GUT und auch meine Seele nicht ruhig.
Und ich glaube auch nicht, dass es gut ist, sich in ein warmes Ziimmer zurück zu ziehen, metaphorisch, während draußen andere Leute erfrieren - ich bin wie alle mit ihnen verbunden, alle Menschen sind miteinander verbunden! und überhaupt alle Lebewesen! Leidet eines, leiden alle! - oder am Hass ersticken oder vor Wut verbrennen. Rückzug ins private Seelenheil kann immer nur eine vorübergehende "Lösung" sein, ein Krafttanken. Bei mir funktioniert es nur, wenn ich "Du" nicht allein damit bin, mit der Ruhe. Und wenn ich unruhig sein darf, nich tzur Ruhe aufgefordert werde...
Das Unentschiedene des Textes, das Hilflose wird m. E. schon deutlich, indem du dich - dein KOmmentar - nicht entscheiden willst/kannst zwischen "beruhigend" und "sarkastisch".
Warum überhaupt beruhigend?
Wenn es in die Richtung ginge, dass man auf einem Blatt Papier (weiß) in der Mitte ein Fleck (schwarz) nicht nur das Dunkel, sondern auch das Licht wahrnehmen sollte, wäre es etwas Anderes.
Aber beruhigen? Wem ist etwas passiert? Dem Lyr. Du? Oder dem angezündeten Flüchtling im Heim? Dem Lyr. Du oder den Leuten auf dem Breitscheidtplatz, die jetzt beerdigt werden?
Beruhigen und trösten ist wichtig. Aber wer sollte es mit welcher Vollmacht, mit welchem Ziel und mit welchen Worten versuchen?? (Solche "aktuellen" Texte sind immer schwierig, denke ich und ahbe ich selbst oft so erfahren, weil die Distanz fehlt, weil die "Berechtigung" des Gschriebenen sich aus der eigenen Emotion und der Emotion anderer zu ergeben scheint. Die "Berechtigung" - mir fällt grad kein besseres Wort ein, pardon, "Qualität"? "Güte"? "Wahrheit" - eines Textes kann sich aber nur aus dem Text selbst ergeben. Dies ist für mich hier nicht gegeben.)
Deshalb lese ich das Gedicht als Selbstberuhigung, eher ein Tagebucheintrag denn Sprachkraft: schwächelnd. eher seicht. fast etwas schwülstig durch die scheinbar bedeutsamen Umbrüche. Das kann man einem Kind oder Freund sagen, besser noch streichelnd bedeuten, aber geschrieben wirkt es für mich nicht.
herzlich
klara
Das Gefühl kommt rüber, die Beruhigung, die man teilen will.
Aber gut gemeint ist noch nicth gut gemacht. Erreicht mich deswegen leider nicht, sondern ärgert mich zusätzlich.
Mit ein paar "herzerwärmenden Worten" wird nicht alles WIEDER GUT und auch meine Seele nicht ruhig.
Und ich glaube auch nicht, dass es gut ist, sich in ein warmes Ziimmer zurück zu ziehen, metaphorisch, während draußen andere Leute erfrieren - ich bin wie alle mit ihnen verbunden, alle Menschen sind miteinander verbunden! und überhaupt alle Lebewesen! Leidet eines, leiden alle! - oder am Hass ersticken oder vor Wut verbrennen. Rückzug ins private Seelenheil kann immer nur eine vorübergehende "Lösung" sein, ein Krafttanken. Bei mir funktioniert es nur, wenn ich "Du" nicht allein damit bin, mit der Ruhe. Und wenn ich unruhig sein darf, nich tzur Ruhe aufgefordert werde...
Das Unentschiedene des Textes, das Hilflose wird m. E. schon deutlich, indem du dich - dein KOmmentar - nicht entscheiden willst/kannst zwischen "beruhigend" und "sarkastisch".
Warum überhaupt beruhigend?
Wenn es in die Richtung ginge, dass man auf einem Blatt Papier (weiß) in der Mitte ein Fleck (schwarz) nicht nur das Dunkel, sondern auch das Licht wahrnehmen sollte, wäre es etwas Anderes.
Aber beruhigen? Wem ist etwas passiert? Dem Lyr. Du? Oder dem angezündeten Flüchtling im Heim? Dem Lyr. Du oder den Leuten auf dem Breitscheidtplatz, die jetzt beerdigt werden?
Beruhigen und trösten ist wichtig. Aber wer sollte es mit welcher Vollmacht, mit welchem Ziel und mit welchen Worten versuchen?? (Solche "aktuellen" Texte sind immer schwierig, denke ich und ahbe ich selbst oft so erfahren, weil die Distanz fehlt, weil die "Berechtigung" des Gschriebenen sich aus der eigenen Emotion und der Emotion anderer zu ergeben scheint. Die "Berechtigung" - mir fällt grad kein besseres Wort ein, pardon, "Qualität"? "Güte"? "Wahrheit" - eines Textes kann sich aber nur aus dem Text selbst ergeben. Dies ist für mich hier nicht gegeben.)
Deshalb lese ich das Gedicht als Selbstberuhigung, eher ein Tagebucheintrag denn Sprachkraft: schwächelnd. eher seicht. fast etwas schwülstig durch die scheinbar bedeutsamen Umbrüche. Das kann man einem Kind oder Freund sagen, besser noch streichelnd bedeuten, aber geschrieben wirkt es für mich nicht.
herzlich
klara
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