Ich wünschte, die Zeiger meiner Zeit wären weiße Eulen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 23.09.2007, 11:56

Zweite eventuelle Fassung




Ich wünschte, die Zeiger meiner Zeit wären weiße Eulen


In einem meiner Träume, einer Lüge oder Kindheit,
bereitete es mir keine Furcht, dass ich gezähmt bin von der eigenen Welt,
weil sie mich immer erwartet, weil sie immer schon da, am Morgen,
am Mittag, am Abend, zur Nacht

Meine Füße stehen auf einem heißen Stein, der im Eigentlichen winzig ist,
der Schritt darüber hinaus sollte nicht das Leben kosten,
nur ist jener eben das eigene Herz

schu schu

'In einem meiner Träume, einer Lüge oder Kindheit',
ich glaube, mir wird lachen, ich tendiere zum Verfall – –.


schu schu


Weiße Eulen! Lasst euch auf meine Stunden nieder,
will auch meine Schmerzen wecken, meine Wünsche betten in den alten Schnee,
Werd versprechen zu verlernen, was sich das Schwören nennt


schu schu


Weiße Eulen, schaut nicht aus dieser Ferne, in der es euch nicht gibt,
hilft denn das Schluchzen nichts, bloß weil ich es erwähn




(erstes schu schu bzw. seine Position und Fragezeichen und das "bedeutete" statt war noch fraglich)







Erste Fassung

Ich wünschte, die Zeiger meiner Zeit wären weiße Eulen


In einem meiner Träume, einer Lüge oder Kindheit,
war es mir keine Furcht, dass ich gezähmt bin von der eigenen Welt,
weil sie mich immer erwartet, weil sie immer schon da ist, am Morgen,
am Mittag, am Abend, zur Nacht

Meine Füße stehen auf einem heißen Stein, der im Eigentlichen winzig ist,
der Schritt darüber hinaus sollte nicht das Leben kosten,
nur ist er eben das eigene Herz

'In einem meiner Träume, einer Lüge oder Kindheit',
ich glaube, mir wird lachen, ich tendiere zum Verfall --.


schu schu


Weiße Eulen, lasst euch auf meine Stunden nieder,
will auch meine Schmerzen wecken, will meine Wünsche betten in den alten Schnee
(unter diese Linde, deren Krone ihrer Wurzel den Himmel verschweigt,
unter diese Linde, durch deren Graus es lichter wird)


schu schu


Ja, noch vermag ich nicht zu sagen, ich hätte es nicht versucht
Ja, noch vermag ich nicht zu sagen, dass der Versuch nicht zählt

Aber weiße Eulen, weiße Eulen! So lasst euch doch auf meine Stunden nieder,
ich verspreche, einmal werde ich den Wunsch aufbringen, das Schwören zu verlernen


schu schu schu


Weiße Eulen...

schaut nicht so ohne Unterlass aus dieser Ferne, in der es euch nicht gibt,
hilft denn das Schluchzen nichts, nur weil ich es erwähn

(Im Dunkeln schreiben, ja. Im Dunkeln lieben, nein!)
Zuletzt geändert von Lisa am 27.09.2007, 20:26, insgesamt 9-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 24.09.2007, 10:57

Nachtrag ... ich habe gerade gelesen, dass Niko u. a. vorschlägt, diese Zeilen

zu streichen ...

Lisa hat geschrieben:weil sie mich immer erwartet, weil sie immer schon da ist, am Morgen,
am Mittag, am Abend, zur Nacht


das ergäbe ja einen völlig anderen Sinn ... :confused:
Meiner Ansicht ganz wichtige, mit der Kindheit/Traum des Lyrich untrennbar verbundene nFeststellung, die der Leser aus dem vorhergehenden nicht herauslesen kann ...

Mir fällt auf, dass es du ein Erzählgedicht geschreiben hast, liebe Lisa, dass nichts wirklich offen legt, obwohl das Lyrich sich preisgibt.

LGG

Benutzeravatar
annette
Beiträge: 465
Registriert: 24.11.2006
Geschlecht:

Beitragvon annette » 24.09.2007, 11:00

Liebe Lisa,

ein zT sehr verschlüsselter Text. Die Bilder sind sehr stark, auf eine Weise fasziniert mich der Text, aber ich bin auch zwiespältig, insbesondere einige Formulierungen liegen mir schwer im Magen (zB „im Eigentlichen“ oder „mir wird lachen, ich tendiere zum Verfall“).

Ich versuche mal, zu erklären, wie ich ihn lese:

Für mich spricht der Text nicht von etwas Tragischem oder Schlimmen, vielmehr vom Alltag. Die eigene Welt, die das Ich immer schon erwartet, ist der Alltag, an den es sich gewöhnt hat, der es insofern gezähmt hat, dass es sich angepasst hat, etwas abgestumpft ist.

Und in einer fernen Vorstellung (Traum, Kindheit, Lüge) hatte das Ich keine Angst davor – heute wahrscheinlich schon, möchte man daraus schließen.

Der Boden, auf dem man steht, ist immer winzig, der eigene Horizont ist klein. Allzu weit kann sich keiner von seinem Herz entfernen, von dem Boden, auf dem er steht, der ihn hält und von den eigenen Vorstellungen. Der Stein ist vielleicht deswegen heiß, weil das Ich ihn gerne verlassen möchte, fort will, etwas anderes erleben. Es brennt unter seinen Füßen, zu springen, doch würde es sich vom Herz vielleicht zu weit entfernen.

Im achten Vers zitiert das Ich sich selbst, kann den Satz aber nicht zuende bringen, er erscheint ihm lächerlich, erschreckend?

Wie um diese unbequeme Situation aufzulösen, werden die Eulen gerufen. Obwohl Eulen im Allgemeinen häufig ein Symbol für Tod und Verderben sind, lese ich sie hier positiv (weil weiß?). Sie sollen vielleicht die Zeit heilen, den Bruch durch die Zeit aufheben, vielleicht Vergangenes und Gegenwärtiges verbinden sowie den Alltag mit den Wünschen.

Die Linde verstehe ich als Symbol für den Menschen/ das Ich: wo es herkommt und wo es hin will (damals und jetzt), klafft so weit auseinander, dass es beides nicht verbinden kann, eins nicht vom anderen weiß. Ein anderes Bild für das Dilemma des heißen Steines.

Das Schu schu – entweder sind das die Eulen, die sich bereits nähern oder es ist das Ich, dass sie damit heran locken will.

Die beiden Verse mit den doppelten Verneinungen sind mir etwas zu verworren. Sie lassen den Lesefluss stocken, weil man nachdenkt: Hat ein Versuch statt gefunden oder nicht? Zählt er oder nicht? Warum kann das Ich keine Aussagen treffen? Weil es nicht wahr ist oder weil es nicht sicher ist? Und was für ein Versuch eigentlich?

Die Verse sind für mich ähnlich wie der übernächste (ich verspreche, einmal werde ich den Wunsch aufbringen, das Schwören zu verlernen ): Das Ich scheint in den Worten stecken zu bleiben. Es kommt nicht zum Handeln, zum Entscheiden, zum Klären, stattdessen werden Versprechen, Wünsche und Schwüre benannt, die sich gegenseitig bedingen und aufheben und nur in einer ungewissen Zukunft einmal ausgesprochen werden: Handlungen werden durch Worte ersetzt. Das spricht auch der letzte Vers an: „hilft denn das Schluchzen nichts, nur weil ich es erwähn“.

Das Erwähnen einer Tatsache soll helfen, soll etwas ändern. Das Ich scheint in seinen Worten festzustecken; in Worten, die etwas bewirken sollen, ähnlich wie Zaubersprüche. Aber für mein Gefühl bleibt alles stehen, nichts ändert sich, deshalb sollen nun die weißen Eulen helfen.

Was ich nicht wirklich zuordnen kann, ist lichter und Dunkel (V.14 und V.24). Noch ein Gegensatzpaar. Die Wurzeln, die Herkunft, das Herz sind im Dunkeln, in der Vergangenheit, die Baumkrone und die Wünsche im Licht? Eulen fliegen im Dunkeln, sind aber weiß. Das Schreiben kann im Dunkel stattfinden, in der Vergangenheit, das Lieben sollte sich am Jetzt orientieren. Hmm, ich gestehe: etwas platt interpretiert.

Vielleicht kannst Du mit meinen Gedanken trotzdem etwas anfangen.

Liebe Grüße - annette

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 24.09.2007, 11:20

Liebe Lisa,

mir geht es wie Schwarzbeere. Die von ihm benannten Stellen finde ich sprachlich gruselig. Ich frage mich, warum Du solch eine Sprache verwendest, sie erscheint mir fast künstlich konstruiert und gestelzt und darin schon fast wieder unbeholfen.

Ich finde schöne Bilder in Deinem Text, auch dem angemessen, was Du intendierst. Allen voran natürlich die weißen Eulen, aber auch "die Wünsche in den alten Schnee betten" - das ist schön und schmerzlich.

Aber da ist zuviel Drumherum, was gar keine Bilder enthält und sprachlich unschön ist - und wenn ein Text aus solchen Gründen schwer zu lesen ist, dann muss ich sagen, halte ich ihn für überarbeitungswürdig.

Nicht böse sein, ist meine ehrliche Meinung.

Liebe Grüße

leonie

Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 24.09.2007, 11:23

Liebe Lisa,

ich weiß immer gar nicht, was ich zu deinem Lob sagen soll...!danke! (wenn alles immer zerbricht hat das einen Napoleoneffekt, das tut gut .-))
Musst gar nichts sagen zum Lob, ich lobe ja auch andere, wenn mir etwas gefällt. Damit halte ich nicht hinterm Berg, obwohl das nicht allen schmeckt.

Dass du eine Szene des Kleinen Prinzen genommen hast (den ich, zeitmäßig, als er erschienen ist, keineswegs als Kitschtext einordne), finde ich interessant - denn daran sieht man doch, dass Zähmung auch eine tiefenpsychologische Wirkung auf uns hat. :-)

Alice Miller --- :pfeifen: :pfeifen: :pfeifen: (nie gelesen), aber das muss ja die Referenz nicht verhindern. Magst du etwas erzählen dazu?
Ich denke Wiki erzählt das viel besser : http://de.wikipedia.org/wiki/Alice_Miller

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Gast

Beitragvon Gast » 24.09.2007, 11:49

@ A. Miller "Das Drama des begabte Kindes" kann ich als Leseempfehlung weitergeben ... LGG

Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 24.09.2007, 11:56

Gerda Jäger hat geschrieben:@ A. Miller "Das Drama des begabte Kindes" kann ich als Leseempfehlung weitergeben ... LGG


Ja, es ist ein sehr sehr wichtiges Buch.

LG
ELsa
Schreiben ist atmen

scarlett

Beitragvon scarlett » 24.09.2007, 15:45

Liebe Lisa,

auch mich läßt dein Text sehr zwiespältig zurück. Ich fühle mich von der Fülle der Bilder regelrecht "erschlagen" und kann sie doch nicht schlüssig zu einem Ganzen verbinden.
Sehr schöne, ungewöhnliche Formulierungen treffen auch in meinen Augen auf äußerst fragwürdige. Ich meine, vielleicht ist hier wirklich weniger mehr?

Ich werde es noch einige Male lesen, vielleicht klärt sich ja noch einiges, vor allem werde ich mal die anderen Komms genauer lesen.

Grüße,
scarlett

Klara
Beiträge: 4506
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 24.09.2007, 21:43

Hallo Lisa,

ich versuch noch mal genauer zu lesen. (Der Eindruck von "Notizen" bleibt.)

Na gut, ich muss zugeben, dass ich auch nicht verstehe. Weiße Eulen... Schneeeulen? Ich verstehe den Zusammenhang nicht und werde so von vornherein - also vom Titel an - ausgeschlossen von einem möglichen Zusammenhang. Das Gedicht schwankt zwischen einer hermetischen Pose und umgangsprachlicher "Schlamperei".

Der Anfang ist wie gesagt stark in seiner Nonchalance des scheinbaren Den-Leser-Mitnehmens, als wisse der Leser genau, worum es geht, obwohl doch "in Wirklichkeit" nicht mal das "lyrische Ich" wohl weiß oder wissen will, worum es geht, oder?:
In einem meiner Träume, einer Lüge oder Kindheit,

dann folgt schon das erste Formulieren, das auf mich "schlampig" wirkt

war es mir keine Furcht
,

war es mir keine Furcht... warum "war"? Warum dieses Allerweltsverb? Warum nicht genauer sagen, was gemeint ist (z. B. auslösen, bedeuten, verursachen, schaffen - was weiß ich - nichts!)? Als würde da jemand drumherum reden...

Wenn ich richtig lese, geht es um eine Art Verstrickung. Eine spezielle - nicht pathologische Form - des Autismus. Selbstgenügsamkeit. Unerreichbarkeit. Unzugänglichkeit. Ohne Brüche ("immer"). Chancenlos, dafür frei und möglicherweise verletzungsgeschützt.

Meine Füße stehen auf einem heißen Stein, der im Eigentlichen winzig ist,

"im Eigentlichen" klingt für mich - Skeptikerin des "eigentlich" - schwaflig. unnötig bedeutungsschwanger. Für mich könnte das "im Eigentlichen" gestrichen werden, weil es für mein Lesen rhetorisch ist und wirkt. Denn was sonst als eigentlich sollte der Stein sein? Dadurch entsteht eine semantische Öffnung, die verschließt. Klingt das wirr?
der Schritt darüber hinaus sollte nicht das Leben kosten,
nur ist er eben das eigene Herz

Wiederum ist das sprachlich ungenau: Erst dieses "nur", das umgangssprachlich argumentativ verwendet wird, dann: das eigene Herz IST der Schritt? Mir scheint, das Verb "sein", als Hauptverb, wird im Text überstrapaziert. Und ich sage so etwas nicht, um den Text kaputt zu reden, du weißt, dass ich deine Lyrik mag, Lisa. Wenn das eigene Herz der Schritt über den Stein hinaus ist, befände sich das Herz außerhalb des sprechenden Ich. Es kann sein, dass es so gemeint ist, als Gefühl oder Wahrnehmung (ich glaube sogar zu ahnen, was gemeint sein könnte), aber es ist so umständlich ausgedrückt, dass es fast komisch wirkt. Als hinge das Herz außerhalb des Steins, des Seins herum... als Schritt? Oder gäbe es gar zwei Herzen? Da stimmen die Bilder einfach nicht! Die Körperlichkeit nicht, auch nicht die Gedanken. Scheint mir.

'In einem meiner Träume, einer Lüge oder Kindheit',
ich glaube, mir wird lachen, ich tendiere zum Verfall --.

Das altertümliche "mir wird lachen" wirkt stilbrüchig. Das Selbst-Zitat ist ein hübsches Mittel, zur Selbstdistanzierung, Lächerlich-Machung, aber hier wird es verschenkt, im Unkonkreten versenkt.

schu schu

Ist das ironisch? Gruselig? Bedeutsam?
Ich finde es mutig, aber es erschließt sich mir leider nicht aus dem Text (erste Referenz auf den Titel...)

Weiße Eulen, lasst euch auf meine Stunden nieder,

Es geht um Zeit, um Lebenszeit, individuelle Zeit. Oder? Ich verstehe die weißen Eulen nicht. Wen sollen sie jagen? Wen töten? Vor was schützen?
will auch meine Schmerzen wecken, will meine Wünsche betten in den alten Schnee
(unter diese Linde, deren Krone ihrer Wurzel den Himmel verschweigt,
unter diese Linde, durch deren Graus es lichter wird)

Und wo kommt jetzt die Linde her? Sie klingt gut, ja. Klingt immer gut, die Linde. Sie klebt, aber nicht im Winter, aber war da nicht der winzige (heiße!) Stein, auf dem das Ich sich - eingeengt - befindet? Wie kann es da unter die Linde gehen und Wünsche betten? "alte Wünsche" hätte ich passender gefunden als "alten Schnee", kann das aber nicht begründen. Da wirkt es fast beruhigend (man wird ja genügsam bei deinen Texten ,-)), dass die Wünsche, entstanden aus der Hitze des eigenen Lebens und Wollens, im kalten Schnee gebettet (begraben?) werden sollen..

Der "Graus" bleibt für mich im Dunkeln. "deren Krone ihrer Wurzel den Himmel verschweigt" erscheint mir als unsinnige Vermenschlichung eines Baums: Die Wurzel ist mit der Krone verbunden, ohne die Wurzel lebte die Linde nicht, und ohne dass die Wurzel die Äste wachsen lässt (den Himmel verdunkeln lässt), gäbe es die Äste nicht. Die Wurzel lässt - wenn überhaupt - den HImmel dunkel werden, indem sie nährt, die Krone hat dazu gar nicht so viel zu sagen. Drücke ich mich klar aus? Das Bild will mir nicht logisch erscheinen. Passt einfach nicht. Wirkt mir zu rasch gegriffen, scheinbar griffig.

schu schu

?
Ja, noch vermag ich nicht zu sagen, ich hätte es nicht versucht
Ja, noch vermag ich nicht zu sagen, dass der Versuch nicht zählt

"Vermag" - wieder altertümlich? Das "Ja" ohne Vorbereitung - sprachlich, inhaltlich.
Aber weiße Eulen, weiße Eulen! So lasst euch doch auf meine Stunden nieder,

Ein umgangssprachlich verwendetes "Aber", denn es drückt ja keinen Gegensatz aus, sondern eine Verstärkung, eine Vehemenz, ein Mit-sich-selbst-Sprechen. Was sollen die weißen EUlen denn bringen? Erlösung? Wovon? Es hätte doch schon geschneit?
ich verspreche, einmal werde ich den Wunsch aufbringen, das Schwören zu verlernen

Warum? Wann wurde geschworen? Wem gegenüber? Bei meinem Lesen entfaltet sich nichts als ein verrätselter innerer Monolog, der um den heißen Brei herumredet.

schu schu schu

dreimal schu?

Weiße Eulen...

Drei Punkte? Was werde ich aufgefordert zu ergänzen? Nichts wird vorbereitet. Es ist ein Selbstgespräch, das nicht geführt werden will. So mein Eindruck, tut mir Leid, nimms mir bitte nicht übel.

schaut nicht so ohne Unterlass aus dieser Ferne, in der es euch nicht gibt,
hilft denn das Schluchzen nichts, nur weil ich es erwähn

Soll das "schu schu" ein Schluchzen sein? Wann hülfe Schluchzen? Wann hätte Schluchzen je geholfen? Du kannst doch nicth so tun, als schriebest du als Dreijährige ein Gedicht und zugleich philosophisch und selbstironisch bis zum gehtnichtmehr dich verstecken! (Doch, du kannst ,-))

(Im Dunkeln schreiben, ja. Im Dunkeln lieben, nein!)

Ah, die Hauptaussage! Endlich! Oder? In Klammern, wie vornehm. Ist es vornehm, Lisa? Oder unentschieden? Was mich betrifft, verlöre der Text nichts, wenn da einfach nur stünde:

Ich wünschte...

In einem meiner Träume, einer Lüge oder Kindheit,
gab es diese Furcht nicht, dass ich gezähmt sei von der eigenen Welt,
weil sie immer schon da ist, am Morgen,
am Mittag, am Abend, zur Nacht

Meine Füße stehen auf einem heißen Stein,
der Schritt darüber hinaus sollte nicht das Leben kosten,
doch das Herz schlägt darüber hinaus

'In einem meiner Träume, einer Lüge oder Kindheit',
- ich muss lachen. Wie ich dem Verfall anheim falle --.

Es ist noch nicht so weit, das Schwören zu verlernen.

(Im Dunkeln schreiben: ja. Im Dunkeln lieben - nein!)


Kann alles an mir liegen, rein persönliche, völlig ungesicherte und unqualifizierte Leseeindrücke -

[Vielleicht wäre umgekehrt fruchtbarer: Im Hellen schreiben: ja! Im Dunkeln lieben - wie sonst! .-) Aber ich mag das Unbedingte, doch, doch, ich mag es! Sturm und Drang und darüber hinaus]
Lieber Gruß
Klara

Benutzeravatar
Pjotr
Beiträge: 6747
Registriert: 21.05.2006

Beitragvon Pjotr » 24.09.2007, 22:17

Kukuk.

Klara hat geschrieben:
Meine Füße stehen auf einem heißen Stein, der im Eigentlichen winzig ist,

"im Eigentlichen" klingt für mich - Skeptikerin des "eigentlich" - schwaflig. unnötig bedeutungsschwanger. Für mich könnte das "im Eigentlichen" gestrichen werden, weil es für mein Lesen rhetorisch ist und wirkt.

Das "eigentlich" klingt für mich auch unpassend. Aber nicht, weil ich jegliche Eigentlichkeiten anzweifle (tue ich nicht), sondern weil der Aber-Bezug fehlt. Vielleicht stand ja einst etwas mehr Text da, der dann aber verreiste und vergaß, das "eigentlich" mitzunehmen? "Der Stein scheint groß, aber eigentlich ist er winzig." Das Gestrichene, also der Aber-Bezug ("groß") zum "eigentlich winzig", fehlt.

Meiner Ansicht nach.


Cheers

Pjotr

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 24.09.2007, 22:52

Hallo,

das ist eine größere Rückmeldung als man sich wünschen kann! Danke für die Ausführlichkeit und Widmung. Leider macht der Umfang mich auch etwas sprachlos, ich weiß nicht genau, wie ich jetzt angemessen antworten soll.

Ich werde die nächsten Tage versuchen, eure Fragen zu Tinte bezüglich des Textes zu machen und zu schauen, ob sich was bewegen lässt. Ob das so sein wird, weiß ich noch nicht. Wenn nicht, werde ich versuchen genau zu antworten, wenn es gelingt, melde ich mich mit einer zweiten Fassung zurück und gehe nur auf die Interpreationen ein -- das war eine Freude zu lesen, aber auch etwas schwierig.

Danke euch, ich melde mich ganz bestimmt.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Niko

Beitragvon Niko » 25.09.2007, 05:30

ich verstehe "im eigentlichen" im sinne von "im wesentlichen". hättest du, lisa, dann aber vielleicht auch anders, klarer formulieren können. schtümmt...

nochmals-grüße: Niko

Klara
Beiträge: 4506
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 25.09.2007, 09:21

das ist eine größere Rückmeldung als man sich wünschen kann! Danke für die Ausführlichkeit und Widmung. Leider macht der Umfang mich auch etwas sprachlos, ich weiß nicht genau, wie ich jetzt angemessen antworten soll.

Hey Lisa,

was mich betrifft: Ich brauch nichts .-)

Mich interessiert nur, was dich an deinem Text (bzw. meinem Kommentar) interessiert. Womit du etwas anfangen kannst. Ich brauch keine Rückkopplung aus Pflichtgefühl. Bin deshalb auch nicht sauer, wenn du gar nichts sagst.

Lieber Gruß
Klara

Gast

Beitragvon Gast » 25.09.2007, 10:15

Bitte, liebe Lisa,

fühle dich nicht bedrängt.
Ich kann gut damit leben, wenn ich weiß, du hast es gelesen und lässt es so stehen.
Außerdem wäre es, mal abgesehen davon, dass man einen Text mit lyrischen Elementen nicht einfach abarbeiten kann, auch ein enormer Arbeitsaufwand haarklein zu antworten.

Wenn sich irgendwann eine neue Version für dich heruaskristallisiert oder auch nicht, dann erfahren wir es früh genug.

Eine schönen beschwingten Tag
Gerda

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 27.09.2007, 19:17

Hallo,

es gibt eine zweite Fassung, die mich heute auf einer Zugfassung angewandelt hat. Mir selbst scheint sie aufzugehen und ich vermisse nichts darin. Die ausgekoppelten Stellen werden in einen anderen Text übernommen, den ich vielleicht bald fertig habe, gehen also nicht verloren und selbst wenn, dann waren sie dafür gut.
Andererseits weiß ich nicht so recht - im gerdas sinne - ob der text nicht so krank (lyrisch-pathologisch) bleiben sollte, wie er ist. Eigentlich egfällt mir die empörte Reaktion. Mal schauen...

Ich stelle die Neufassung oben ein. Natürlich ist bei solchen Überarbeitungen eine erneute Rückmeldung immer problematisch, weil die Hälfte sagen wird, es ist so besser, die andere nicht und unter denen, dei es anders wollen herrscht nochmla Verschiedenheit, ich würde mich trotzdem freuen ~ vielleicht lässt sich noch etwas fein abstimmen. Die Neufassung stelle ich in Anschluss an den Kommentar hier oben ein.

Nun möchte ich aber die vielen Überlegen doch nicht so ganz Sand werden lassen...seid mir nicht böse, wenn ich (Klara gemäß) nur auf das eingehe, was für mich

Lieber Perry,
im Grunde habe ich das gemacht, was du so angeschnitten hast .-). ich denke auch, dass du in puncto Unfertigkeit in der Tendenz Recht hast (darum auch die "heftige" Resonanz). umso schwieriger zu filtern...


Lieber reimlere,

interessant sind deine Texte immer, meist aber auf einer vollkommen anderen Frequenz und ich krieg haufenweise Statik.


feine Beschreibung! ich finde, das beschreibt sowohl usnere Schnittmenge als auch unsere Nichtschnittmenge gut. (schu schu kann ich nachvollziehen ~)

Lieber Niko,

danke, dass du nochmal so super ausfürhlich eworden ist, das war toll zu lesen!

ich fände es hier angebracht(er), die letzten beiden entfallen zu lassen. warum nicht dem leser zumuten hinter den satz"war es mir keine furcht, dass ich gezähmt bin von der eignen welt" selbst zu kommen? was in dieser strophe dann noch folgt ist für mich nur füllsel. es ergibt sich aus dem text.


Ich glaube nicht, dass die Begründung, warum man gezähmt ist von der Welt, für den Leser ohne die entsprechenden Zeilen zu erschließen wäre...und die Begründung möchte ich angeben.

hier verstehe ich, was du sagen möchtst. glaube zu verstehen. es gibt da einen winzigen punkt tief in einem drin, der balance verspricht. eine abrufbare minimalkonstante. jeder weitere schritt ist zwar nicht zwingend tötlich, aber man kann dabei sein herz verlieren (in mehrerlei sinn). so wäre nach meinem ansatz "aber doch mindestens das eigene herz" knackiger.


Ja.....und....Nein.-...und ja...und nein....ich habs mir mal in die Datei geschrieben und schau mir das in ein paar Wochen an ~~~

schu schu
interessant finde ich hier die parallelitäten: träume -> ich glaube , Lüge -> mir wird lachen, kindheit -> ich tendiere zum verfall
ich lese es so, kann es nur so lesen, weil es mir nur so einen sinn gibt. einen raffiniert gedrechselten noch dazu!


Mich freut sehr, dass das aufgefallen ist, denn es ist durchaus dreist zusammengestellt, aber es ist auch keine unterordnung von betrug oder wahrheit...danke..

schu schu.....es ist im grunde nur eine nuance, aber wäre nicht schuhuuuuuuu schuhuuuuuu authentischer? würde auch noch zusätzlich eine weitere schwingung reinbringen, sozusagen ein schauriges beruhige
n.

Meine Eulen eulen ein kurzes schu schu (wie im Märchen die Tauben..), es soll auch an "schau, schau hin erinnern)...ein so langes schuhuuuuuuu fänd ich auch zum weiß nicht passend und visuell kritisch....
die stunden gehören dir nicht. und auch nicht dem lyrich. zudem taucht im folgenden "meine" des weiteren auf. von daher fände ich es ok, wenn du damit haushalten würdest


Mit der Wiederholung hast du recht, find ich aber ok noch...aber: na klar sind es die Stunden des lyr. Ichs! (jeder hat seine eigene Zeit...weil sie begrenzt ist, ist es die eigene...)

Die anderen angesprochenen Stellen von dir sind eh geändert...darum gehe ich nicht noch genauer auf sie ein, ja? Hoffe, das ist OK.


Liebe Gerda,

der textlink war toll - den Text habe ich bisher nicht gelesen und finde ihn sehr weich, ich glaube, da muss ich (wegen der Umbrüche noch etwas zu schreiben); auf jeden Fall verstehe ich den Verweis. Die Ähnlichkeit zieht sich bis in den Klang, wie ich finde.

Deine Interpretation war ein Genuss zu lesen, besonders hier:

und mit einem Lachen über sich, was die Ambivalenz nur unterstreicht, zur Seite zu schieben. Aber da ist auch Furcht, Furcht vor dieser Entwicklung ...
Das funktioniert nicht. Deshalb ist meiner Ansicht nach der Ruf nach den weisen Eulen („weiße“ Eulen ist offenbar auch schon wieder eine Täuschung des selbst), ein Hilferuf.
Diese Eulen sollen dem Lyrich aus einem Dilemma helfen, Das Lyrich ist auch bereit dafür Opfer zu bringen und Schmerzen auf sich zu nehmen, wenn nur die Eulen


ja.
Ich bin nicht völlig sicher ob hier nicht auch das „Faustprinzip des (Kuh)Handels“ (hier mit Eulen) hineinspielt in diesen Text, könnte ich mir aber durchaus vorstellen.


ich habe natürlich nicht an Faust gedacht, aber das Prinzip dahinter (etwas zu leicht bekommen (eine Hilfe beschwören, die es nicht gibt: gäbe es sie, wäre es zu leicht), steckt absolut darin, der Ruf nach den Eulen ist zwar echt (soll echt sein, aufrichtig), aber er ist durchaus kritisch zu betrachten und sicherlich keine Entwicklung des lyr. ichs -- im Gegenteil. Siehe hierzu annettes feine Unterscuhung zur logischen Verstrickung dieses satzes:

ich verspreche, einmal werde ich den Wunsch aufbringen, das Schwören zu verlernen


Liebe schwarzbeere,

du störrischer Schreiber, es ist immer spannend, dich unter einem Text zu lesen! Deine Kommentare wirken immer etwas zu übertrieben, aber das ist so deine Art, dass es auch wieder den Charme ausmacht und ich kann frei davon bleiben, nur aufgrund deines Kommentarstils etwas abzulehnen oder anzunehmen.

wohl müßig, wiederum in die ständige Diskussion um „Was ist ein Gedicht…“ einzusteigen.


Ja! @müßig. Mit text bin ich zufrieden, ich erhebe da keinen Anspruch, ist mir gleichwertgültig.

wie ich, recht ärgert, wenn sprachliche Verkrümmungen und gewollt wirkende Zerstörungen eines manchmal gelungenen Sprachflusses sich wie Barrieren spreizen und das eben erkämpfte „Aha“ abstumpfen.


a bissl Absicht ist schon dabei .-) . (aber nicht soviel, dass ich Heideggerschülerin bin...das wurde mir schon mal unterstellt, ich werde ihn schon deshalb niemals lesen, sonst kann ich mich irgednwann nicht mehr dagegen behaupten, dass es unterbewusst doch so sei .-))
Aber der Verweis auf die Wurzelstelle war richtig, danke!

Liebe annette,

deine Interpretation habe ich mit solcher Freude gelesen -- ja! Du hast es erlesen, was ich zumindest wollte (das gilt für den ganzen Absatz, jeden satz darin)

Und hiermit:

Das Schu schu – entweder sind das die Eulen, die sich bereits nähern oder es ist das Ich, dass sie damit heran locken will.


hast du mich überrascht, das hatte ich nicht klar vor Augen...aber es gefällt mir außerordentlich gut...kannst du dich in diesem Zusammenhang in der zweiten fassung zu dem Fragezeichen äußern? was diese Interpreationsmöglichkeit ja einschränken würde..deshalb sollte ich es wohl rausnehmen...


Es kommt nicht zum Handeln, zum Entscheiden, zum Klären, stattdessen werden Versprechen, Wünsche und Schwüre benannt, die sich gegenseitig bedingen und aufheben und nur in einer ungewissen Zukunft einmal ausgesprochen werden: Handlungen werden durch Worte ersetzt. Das spricht auch der letzte Vers an: „hilft denn das Schluchzen nichts, nur weil ich es erwähn“.

Das Erwähnen einer Tatsache soll helfen, soll etwas ändern. Das Ich scheint in seinen Worten festzustecken; in Worten, die etwas bewirken sollen, ähnlich wie Zaubersprüche. Aber für mein Gefühl bleibt alles stehen, nichts ändert sich, deshalb sollen nun die weißen Eulen helfen.


Ja...das ist so klar von dir formuliert, dass ich fast schon wieder denke, dass die unschöne Form vielleicht doch richtig ist @Fassung I ~~~~


Was ich nicht wirklich zuordnen kann, ist lichter und Dunkel (V.14 und V.24). Noch ein Gegensatzpaar. Die Wurzeln, die Herkunft, das Herz sind im Dunkeln, in der Vergangenheit, die Baumkrone und die Wünsche im Licht? Eulen fliegen im Dunkeln, sind aber weiß. Das Schreiben kann im Dunkel stattfinden, in der Vergangenheit, das Lieben sollte sich am Jetzt orientieren. Hmm, ich gestehe: etwas platt interpretiert.


hüstel *...mir gefällt deine Interpreation (es ist ja nicht 1:1 zu nehmen, aber die Tedenz...)

Noch hierzu etwas:
Wie um diese unbequeme Situation aufzulösen, werden die Eulen gerufen. Obwohl Eulen im Allgemeinen häufig ein Symbol für Tod und Verderben sind, lese ich sie hier positiv (weil weiß?)


Für mein Gefühl zum Text sind die Eulen nicht nur positiv, sie sind - gerade in ihrer Weiße - mit Grusel behaftet, obwohl sie wünschenswert sind doer gerade, weil sie so sehr wünschenswert sind. Und weil es sie ja nicht gibt und doch etc...ich wollte das mitteln (auch das schu schu soll nicht nur weich und beruhigend klinen , sondern in seiner unemotionalen wiederholung/einfachheit/unwörtlichkeit auch hilflosmachend ~~~ (dafür wäre es wohl auch dreimal gut doch...~~)

Liebe leonie,

mir geht es wie Schwarzbeere. Die von ihm benannten Stellen finde ich sprachlich gruselig.


Ich glaube, Schwarzbeere hat das - trotz deutlicher Kritik - etwas ausdifferenziert.

Ich finde schöne Bilder in Deinem Text, auch dem angemessen, was Du intendierst. Allen voran natürlich die weißen Eulen, aber auch "die Wünsche in den alten Schnee betten" - das ist schön und schmerzlich.

Aber da ist zuviel Drumherum, was gar keine Bilder enthält und sprachlich unschön ist - und wenn ein Text aus solchen Gründen schwer zu lesen ist, dann muss ich sagen, halte ich ihn für überarbeitungswürdig.


Das Schöne ist nicht immer genug, um etwas auszudrücken. Hier war es mir nicht genug (ich sage das so klar, weil ich es allgemein eine falsche Forderung an einen text finde, dass er schön sein soll durch und durch. Bezüglich dieses konkreten Textes aber vermischt sich natürlich Nichtkönnen und Absicht.

Nicht böse sein, ist meine ehrliche Meinung.


Nein, nie doch. Brauchst du nicht immer sagen @schon oft, ich lerne gern und bin Selbstvoyeurin, völlig in Ordnung!

Liebe Elsa,

danke für den Link, habe etwas gestöbert und ans Gehirn ein Merkzettel gepint

Liebe scarlett,

danke, ich denke, deine Rückmeldung bestätigt, die Wirkung des Textes - was daran gut ist oder nicht (literarisch geeignet) ist bei kritischer Rückmeldung ja immer für den Autor schwierig zu beurteilen - denn eine kritische Aufnahme kann ja auch einen guten text beurteilen -- mal schauen.

Liebe KLara,

Weiße Eulen... Schneeeulen?

ne, ob es schneeeulen sind ist nicht die frage...der Kontrast sollte zu ihrer Anwesenheit in der Nacht entstehen...(Tageulen? ,-))

war es mir keine Furcht... warum "war"? Warum dieses Allerweltsverb? Warum nicht genauer sagen, was gemeint ist (z. B. auslösen, bedeuten, verursachen, schaffen - was weiß ich - nichts!)? Als würde da jemand drumherum reden...


bei dem "war" habe ich lange hin und her überlegt und erst kurz vorm Einstellen mich für das "war" entschieden, eigentlich stand da ein "bedeutete" (das jetzt in Fassung 2 mal probeweise drin ist) - das war ist einfach und grudnsätzlich, es ist die grudnsätzlichste Form von etwas, weil es es nur als Seiendes (nein, NICHT heidegger) beschreibt...kindlich...für mich passt das zu Lüge, Kindheit, Traum, sie sind auch so grudnsätzlich in ihren Wahrheitswerten, wie ein Märchen, das ist auch immer klar in war oder falsch gegliedert --- ich denke trotz bedeutete in fassung 2 bleibt das "war".
"im Eigentlichen" klingt für mich - Skeptikerin des "eigentlich" - schwaflig. unnötig bedeutungsschwanger. Für mich könnte das "im Eigentlichen" gestrichen werden, weil es für mein Lesen rhetorisch ist und wirkt. Denn was sonst als eigentlich sollte der Stein sein?


Du beantwortest es doch selbst:


Dadurch entsteht eine semantische Öffnung, die verschließt


:daumen: :pfeifen:

Das Gefühl ist insofern einzigartig, als es dort nicht nur "es verhält sich so oder so" gibt, sich Zustände darin nicht auflösen. Etwas ist faktisch winzig und faktisch riesengroß/unüberwindbar zugleich: Faktisch kennt im gefühl andere Zustände.

Schwaffelig ist es trotzdem (siehe annette: zuviele worte/gedanken machen)
Wiederum ist das sprachlich ungenau: Erst dieses "nur", das umgangssprachlich argumentativ verwendet wird, dann: das eigene Herz IST der Schritt?


"er" bezieht sich auf Stein. ich habe es durch "jener" grammatisch eindeutig gemacht. Ich könnte statt "ist" "bedeutete" sagen, aber das wieder: das ist ist das Verb mit der höchsten Äquivalenz, und es ist eine Aussage, der es wichtig ist, mölichst viel Wahrheit zu behaupten, also wählt sie das "ist". das lyr. ich strapaziert ja auch über!

Das altertümliche "mir wird lachen" wirkt stilbrüchig. Das Selbst-Zitat ist ein hübsches Mittel, zur Selbstdistanzierung, Lächerlich-Machung, aber hier wird es verschenkt, im Unkonkreten versenkt.


Annette hat das schön beschrieben - die Selbstdistanzierung wird abgebrochen, die Verschenkung des Stilmittels ist Absicht. Ob es letztlich poetisch falsch oder richtig ist: da fehlt mir die Urteislfähigkeit.

Ist das ironisch? Gruselig? Bedeutsam?
Ich finde es mutig, aber es erschließt sich mir leider nicht aus dem Text (erste Referenz auf den Titel...)



alles drei! Und genau in dieser Mehrdeutigkeit will ich es haben -- dann klappt es doch.

Es geht um Zeit, um Lebenszeit, individuelle Zeit. Oder? Ich verstehe die weißen Eulen nicht. Wen sollen sie jagen? Wen töten? Vor was schützen?


siehe reimerles Verweis des Kreiselns um Negationen. Da das lyr. ich kreiselt, ruft es die Eulen. Und weil es die Eulen ruft, ist es unklar, was die Eulen tun sollen. Wüsste das lyxr. ich, was sie tun sollen, außer an sich kommen, dann würde es sie nicht rufen.


Und wo kommt jetzt die Linde her? Sie klingt gut, ja. Klingt immer gut, die Linde. Sie klebt, aber nicht im Winter, aber war da nicht der winzige (heiße!) Stein, auf dem das Ich sich - eingeengt - befindet? Wie kann es da unter die Linde gehen und Wünsche betten? "alte Wünsche" hätte ich passender gefunden als "alten Schnee", kann das aber nicht begründen. Da wirkt es fast beruhigend (man wird ja genügsam bei deinen Texten ,-)), dass die Wünsche, entstanden aus der Hitze des eigenen Lebens und Wollens, im kalten Schnee gebettet (begraben?) werden sollen..


ein bisschen teile ich deien kritik zu, wo die Linde herkommt, ästhetisch sehe ich das auch ein bisschen so @zu unverbundener Bildsprung. Ich denke aber, man kann sie über die Eulen (wald) nehmen ~ . Ich woltle mit Linde an lindern anlehnen...ich weiß, sehr oft..trotzdem...hier schien es mir ~ mal schauen.
Der "Graus" bleibt für mich im Dunkeln. "deren Krone ihrer Wurzel den Himmel verschweigt" erscheint mir als unsinnige Vermenschlichung eines Baums: Die Wurzel ist mit der Krone verbunden, ohne die Wurzel lebte die Linde nicht, und ohne dass die Wurzel die Äste wachsen lässt (den Himmel verdunkeln lässt), gäbe es die Äste nicht. Die Wurzel lässt - wenn überhaupt - den HImmel dunkel werden, indem sie nährt, die Krone hat dazu gar nicht so viel zu sagen. Drücke ich mich klar aus? Das Bild will mir nicht logisch erscheinen. Passt einfach nicht. Wirkt mir zu rasch gegriffen, scheinbar griffig.


ja, die Vermenschlichung ekelt mich auch ein bisschen - wei gesagt mag ich die stelle auch nicht so..mal sehen....ich dahcte im übrigen bei einem baum, der seiner wurzel den himmel verschweigt an einen toten Baum. oder an einen märchenbaum, der auf tote Art lebt.


Soll das "schu schu" ein Schluchzen sein? Wann hülfe Schluchzen? Wann hätte Schluchzen je geholfen? Du kannst doch nicth so tun, als schriebest du als Dreijährige ein Gedicht und zugleich philosophisch und selbstironisch bis zum gehtnichtmehr dich verstecken! (Doch, du kannst ,-))

Ja, ich kann! Und Schluchzen find ich eine feine Assoziation deinerseits, die mir die schu schus nur bestärken :razz:

Den Schluss deiner Version find ich klanglich doof. Und ich denke, das Kranke muss schon drin bleiben.

Vielleicht wäre umgekehrt fruchtbarer: Im Hellen schreiben: ja! Im Dunkeln lieben - wie sonst!


Die Umkehrung (wenn ich auch immer meines wählen würde) finde ich genial. ich nehms ja in einen neuen Text, mal schauen, ob man damit spielen kann...du kannst ja ein Antwortgedicht schreiben :blink2:

Tschiep Pjotr,

schau mal das nur an - ist das kein aber?



Sodale! (!)

Ich probier mal fassung 2 oben, als Übergang...(was sagt ihr?)

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste