Die Waldquelle

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Rita

Beitragvon Rita » 27.09.2014, 09:46

Die Waldquelle

Gelb flutete der Herbstwald.
Vorjähriges Buchenlaub stäubte ins Moos.
Ein Kuckuck zählte die Jahre.

Fern Rufe eines unbekannten
Waldvogels, die Sonne brannte
Farben von Himmel und Herbst
ins Laub.

Die Quelle.
Plaudernd zwischen Blattwerk und Erde, ein Rinnsal,
bescheidene Geberin allen Lebens.
Kein Stein verriet ihren Namen.

Der ferne Vogel schwieg.
Wie still es war. Da verstand ich unversehens
die Sprache des Wassers, und rings
die Buchen wogten dazu.
Zuletzt geändert von Rita am 28.09.2014, 11:58, insgesamt 2-mal geändert.

Rita

Beitragvon Rita » 29.09.2014, 08:56

Liebe Xanthippe,

da gebe ich dir absolut recht, jeder drückt das aus, was er bei einem Gedicht empfindet, und er tut das auf die Weise, die er für angemessen hält, spontan oder wohlüberlegt. Aber du siehst, man sollte vorsichtig sein mit seinen Äußerungen, es kann passieren, dass man falsch rüberkommt, so wie es vielleicht gar nicht gemeint ist. Es ist aber so, dass wir hier allesamt selbst Autoren sind und ein Gedicht nicht als Normalverbraucher, sondern als Autoren lesen sollten. Normalverbraucher und Autor, da halte ich ein anderes Herangehen an einen Text für notwendig. Ich für meinen Teil versuche immer, ins angebotene Gedicht gedanklich einzudringen, die Sichtweise des Autors, wie ich es kann, größtmöglich zu verstehen. Angenehm ist das nicht immer für den Autor, weil unbewusst Dinge mitunter offengelegt werden, die besser hinterm Busch gehalten werden sollten. Aber da kommt eben die Kunst des Autors ins Spiel.

Aber was mir hier bei diesem Gedicht passiert ist (und es ist ja nicht das erste Mal), dass die Kommentatoren eben vorrangig auf Fehlersuche aus sind, wo keine Fehler sind, das Gedicht in seiner Ganzheit übersehen, ihm also (wie du sehr schön Brecht zitierst) nicht "nahekommen", das hat meines Erachtens wenig mit dem Kommentar zu einem Gedicht zu tun. Womit es zu tun hat, das ist für mich eben immer noch die Frage.

Lieben Gruß, Rita

Rita

Beitragvon Rita » 29.09.2014, 09:19

Liebe Amanita,

aber so hoch sind doch die Ansprüche gar nicht. Mehr als Dilettantin zu sein, das würde ich mir gar nicht anmaßen, und wenn man sich dessen bewusst ist, steht man mit beiden Beinen wieder auf der Erde.

Und wenn du das Gefühl hast, deine Texte werden wegen ihrer Qualität nicht beachtet, dann kann das für dich doch bloß heißen, gründlicher daran zu arbeiten. Was soll ich dir da weiter sagen?

Wichtig ist doch, dass man sich darüber klar wird, warum man eigentlich schreibt: Der eine will sich eine Welt erobern, die ihm neu ist, der andere trägt sich mit dem Gedanken, ein verkanntes Genie zu sein, der es allen mal zeigen will, der nächste schreibt aus lauter Langeweile mal auf, was ihn so bewegt. Der Grund fürs Schreiben hat viele Facetten.

Was das systematische Feilen an meinen Texten angeht, so wäre ich ja erfreut, wenn das geschähe, aber eben nicht aus der Warte dessen, der nur nach Fehlern sucht, sondern eines, der sich dem Text auf seine Weise nähert (siehe Zitat Brecht). Und das ist eben etwas anderes als das, was ich teilweise erlebt habe.

Lieben Gruß, Rita


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