Ich fürchte dass du das kannst

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 18.01.2009, 20:29

„Die Welt ist aus dem Stoff, der Betrachtung verlangt“ (Ilse Aichinger)

Ich fürchte, dass Du das kannst
Die Dinge betrachten, als seien sie stofflich
Nur ein Gewebe aus Raum und Zeit
Die Worte und Silben
Nicht mehr als ein Klang
Ein Spiel, das Du mit ihnen treibst
Wenn Du sie in einen Topf wirfst mit wohl gehüteten Erinnerungen
Und Deiner Fantasie
Um dann den Topf zu beschreiben
Als wäre er realer als das zwischen uns
Und außerhalb des Topfes kocht die Welt
Und ist dabei aus einem Stoff, der Betrachtung verlangt
Nicht das Anhalten der Luft
Nicht das verzweifelte Tanzen mit den Augen
Keine Silben, Strophen oder Reime
Nur ein Augenpaar, das genau hinsieht
Statt alles niederzuschreiben.
Zuletzt geändert von Xanthippe am 02.02.2009, 14:27, insgesamt 3-mal geändert.

ecb

Beitragvon ecb » 19.01.2009, 18:41

oh, die doppelte bedeutung von niederschreiben ...
für mich das schlüsselwort zu diesem text.

andererseits kann ein topf sehr wohl auf eine art beschrieben werden, die etwas über den inhalt des topfes aussagt - gleichsam eine fernöstliche kunst. :pfeifen:

im großen und ganzen finde ich dieses gedicht aber zu explizit, und auch die verwendung des aichinger-zitats als motto und dann noch einmal fast wörtlich im text ist meiner meinung nach nicht so geglückt.

ich glaube, verknappung und stringenz täten hier gut, um das wirklich interessante thema auf den punkt zu bringen.

lg eva

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 19.01.2009, 20:17

Wo ist hier Liebe?

Beziehungkalkül sehe ich, eben stofflich.

Ist Liebe stofflich?

Das würde ich meinen.

Aber ist es dann noch Liebe?

Ist Liebe nun stofflich oder nicht?

Für mich ist Liebe nicht stofflich, ansonsten wäre es eben Begattung/Befruchtung, etc..

(Die Vermischung ist mir bekannt.)

MlG

Moshe

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 20.01.2009, 09:29

entäuschte Liebe, die Suche nach nicht vorhandener Liebe, ist das nicht auch eine Form der Liebe? Das Negativ sozusagen?

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 20.01.2009, 13:49

Lieber Moshe,

hat etwas länger gedauert mit dem Verständnis, ja, das stofflich macht mir jetzt auch Magenschmerzen, da stimmt was nicht, das klingt nur, aber es stimmt nicht, vielen Dank für den Hinweis...

DonKju

Beitragvon DonKju » 23.01.2009, 17:32

Hallo Xanthi,

ich finde schon, der Text passt hierher, dürfen doch alle Aspekte der "Liebe" hier Thema sein ...

Ich schreib' im Nachgang mal einfach ein paar Ideen auf, musst halt schauen, ob das Eine oder andere für Dich passt ...

Ich befürchte, dass Du das kannst
Die Dinge betrachten, als seien sie
Nur ein Gewebe aus Raum und Zeit
Und Worte
Nicht mehr als Klang
Ein Spiel

Wenn Du sie in einen Topf wirfst
gewürzt mit wohl gehüteten Erinnerungen
einem Schuss Deiner Fantasie
Um dann den Topf zu beschreiben
Als wäre er realer als das zwischen uns
Und außerhalb des Topfes kocht die Welt

Statt dem Anhalten der Luft
Statt dem verzweifelte Tanzen mit den Augen
Statt Worten
Einfach ein Augenpaar, das genau hinsieht
Statt alles niederzuschreiben.

Mit einem Gruß vom Hannes

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 02.02.2009, 14:25

Hallo Hannes,

sehr verspätet zwar, aber dennoch nicht weniger herzlich mein Dankeschön auch an Dich für Deine Auseinandersetzung mit meinem Versuch.

xanthi

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Beitragvon Xanthippe » 02.02.2009, 14:27

Liebe Eva,

jetzt endlich auch an Dich mein Dankeschön. Ich mag im Gegensatz zu Dir gerade das Explizite, dennoch ist es ja ein wenig anders geworden, das Gedicht... und ja, das niederschreiben ist natürlich ein Schlüsselwort, aber auch das Aichinger Zitat, das Auslöser war für alles, was hier steht.

xanthi


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