fahrschule

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Klimperer

Beitragvon Klimperer » 05.10.2014, 14:45

vor rot stand
ein fahrschulwagen von der schule
wo ich einst das fahren lernte
es war immer noch rot
der wagen stand immer noch da
ich ging auf ihn zu
der sohn des fahrschulbesitzers
öffnete vorsichtig das fenster
ich fragte nach meinem damaligen lehrer
oh er ist schon vor jahren tot
zwei monate nach seinem rentenantritt
oh das tut mir leid
er war ein so guter lehrer
ich war sehr zufrieden mit ihm
er mit mir nicht
ich fühle mich bei ihnen nicht so sicher herr larrea
sagte er zu mir
als ich in einer kurve einen lastwagen überholen wollte
einen rumänischen lastwagen

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Eule
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Beitragvon Eule » 10.10.2014, 22:14

Hallo Klimperer, der Ton dieses Gedichtes liegt zwischen Humor und Ernst. Sicher auch eine Möglichkeit des künstlerischen Asdrucks. Gefällt mir gut !
Ein Klang zum Sprachspiel.

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 11.10.2014, 07:55

Guten Morgen, Eule!

Es freut mich, dass du die Beschreibung dieses Alltagserlebnises gut findest.

Herr Hohmann, so hieß er, erzählte mir, er sei immer einmal im Jahr über den Rhein geschwommen. Auch damals, als er mir das Autofahren beizubringen versuchte. "Immer im Voraus sehen!" sagte er zu mir.

Wie du siehst, ich hätte meinen Text in Richtung: "Er pflegte über den Rhein zu schwimmen, jetzt ist er über den Jordan..." und so weiter. Entschied mich aber für eine nüchterne Fassung, die den Respekt, den ich vor ihm habe, besser ausdrückt.

Einen schönen Tag wünsche ich dir

Carlos

Centa

Beitragvon Centa » 13.10.2014, 08:47

Guten Morgen Klimperer,

ich bin zwar kein großer Kunstkenner aber dein Gedicht zaubert mir ein Lächeln auf das Gesicht.
Es hat auch genau die richtige Länge. Die Rückbesinnung auf das Vergangene, Vergängliche, die Wechselhaftigkeit des Lebens- alles das wird verdichtet zu einem Gefühl, das ich sehr gut kenne.

Liebe Grüße vom ehemaligen Anonymus

Centa

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 13.10.2014, 15:25

Grüß Gott Centa!

Es freut mich sehr, das mein Gedichtchen dich zum Lächeln brachte.

Dein Lob wiederum, ist wie Balsam für mein Herz.

Ich danke dir.

Carlos

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 21.10.2014, 22:19

Hallo Klimperer,

wie immer mag ich diese einfache, leise Menschenschau, das Erinnern, Zeigen von Lebenden....die meisten Menschen um einen herum erscheinen ja nicht unbedingt lebendig, da tut es gut, wenn es Figuren tun :-)

Allerdings, auch wenn du der Klimpernde bist, hat meine Toleranz gegenüber sprachlich nicht so ganz durchgearbeiteten Texten auch ihre Grenzen:

oh er ist schon vor jahren tot


??

Und bekommen Fahrschulbesitzer Rente?

Auch die Form des Textes finde ich unentschieden (also nicht im guten Sinne offen).

Ich weiß, im Klimpern öffnen sich Geheimnisse, die ohne es niemand hören würde, aber etwas mehr Konzentration wäre schon erforderlich, finde ich zumindest.

Liebe Grüße
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

FranzWindschief

Beitragvon FranzWindschief » 12.05.2015, 21:34

Hallo Klimperer,

auch ich bin berührt von deiner Geschichte, da sie sehr lebhaft und echt auf mich wirkt und ich schnell in die Handlung einsteigen kann.
Ich verstehe die Andeutung "ein rumänischer Lastwagen" nicht. Soll das eine versteckte Nachricht sein oder soll das einfach nur die Alltäglichkeit des Geschehens widerspiegeln?


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