Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 17.08.2014, 16:40

Wir gewinnen uns nachträglich
Rücken an Rücken näher
heben uns gegenseitig
(immer wenn ich überstreckt in den Himmel schaue, muss ich lachen)
(die Erde ist anstrengend)
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 17.08.2014, 19:29



all seine kraft steckt in der furcht



scheust du (rückwärts) ja

und die haut stell dir vor

(einatmen) (einatmen)

wie einen hauptgewinn

angelst du einen namen

für den tag und dann

lassen wir es gut sein

mit dem steine hüpfen

verpuppt sich die zeit

du wedelst mit dem zeigefinger

sag das wort nicht

(schmetterling)(schmetterling)

du gewinnst

Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.08.2014, 17:12

eindringlinge

rücken an rücken
(beste deckung)
hüpfen die steine
immer zu zweit
nicht drei nicht vier
in meinen kokon
(das ist gemein)
und zerpuppen mir die zeit

schön hatte ich
sie zurechtgeschmiedet
viel zu schön

na wartet
wenn ich ausgewachsen bin
werf ich euch über den see
ohne hüpfer
und immer nur einen

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birke
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Beitragvon birke » 18.08.2014, 23:38

.

steine auf dem wasser
mit dem rechten schwung
und winkel wirken so leicht
bis sie sich ihrer schwere bewusst
werden und sinken, bis zum grund
ihrer bestimmung folgen
liegen, sammeln, erzählen
bis sie wieder aus der bahn
geworfen
dann fliegen sie, fliegen
sind schmetterlinge
steine auf dem wasser
/und ihr weiß geht auf uns über/

.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

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nera
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Beitragvon nera » 20.08.2014, 00:18

mein graugeschmiedetes gesicht
mein blondes auge
der steingraue klang des wassers
das mir durch die finger rinnt
weiße welle dann
(lassen wir es gut sein)
lassen wir es


gut sein

(wenn ich vorlesen soll
verschwinden die blätter
mir unter den händen.
auswendig weiß ich das dunkle.
-m.l. kaschnitz)

und dann fliegende fische
silberne momente
vertigutieren meine see
oder untiefen
das gläserne rauschen

sag es
wenn dir die erde leicht scheint
ich warte
am ende
des steinwurfs
malen wir kreise
mit kreide

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.08.2014, 22:46

inseln der freude bewahren

kantige kreise
schwarzes grau
steine eben
das rauschen im ohr
das hämmern im kopf
doch manchmal gelingt
das vergessen daran
und wenn ich mich
an das vergessen erinnere
treib ich's aus
kanten zu kreisen
rauschen zu wellen
hämmern zum hufbeschlag
inseln der freude bewahren

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 22.08.2014, 15:18




verinseln (ihre begabung)

alles richtig sagte sie sich
entschieden

ach



Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Eule
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Beitragvon Eule » 22.08.2014, 16:28

es ging ein wort um -

drei oder mehr stunden
später ganz nah an meinen
gedanken
Ein Klang zum Sprachspiel.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 01.09.2014, 19:29

jeden montag dasselbe
was macht die apokalypse
ihre gedanken kreisen in einem fort
hast du gehört
hast du das gelesen
am 4. wird es passieren
es gibt eindeutige hinweise
es sind wissenschaftler
sie haben es herausgefunden
sie sammelt thermoanzüge
kauft mundschutzhauben im dutzend
hortet wasser und mehl
batterien und kerzen

und nächsten montag
wird sie sagen
am 11. wird es geschehen

vielleicht aber schon morgen
werden wir uns nicht mehr sehen

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nera
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Beitragvon nera » 03.09.2014, 01:21

ich bin nur etwas untergegangen
und atemlos
an deinen blicken
gestrandet
-ein sonntagsspaziergang
vor allen zukünftigen montagen

mir schwimmt ein fisch in den augen
trübt mir den blick
also verkläre ich alle weltuntergänge für
gegenstandslos
inselgläubig im dreivierteltakt

nur wegen diesem ankerblick
fallen mir momente zu
zitate von morgen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.09.2014, 15:09

momente fallen einem zu
so es an der zeit ist
gegen seine eigenen
schatten zu boxen

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birke
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Beitragvon birke » 12.09.2014, 16:21

.
gemälde

ein moment fällt
aus dem rahmen

ich sehe mich
von der seite

und du steigst
aus den weiten
der erde

.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

ecb

Beitragvon ecb » 13.09.2014, 21:00

vielleicht
warst du nie anderes
als ein fötus in mir
der nicht erschien
es gibt einen raum
dem ich dich zuspreche
er ist weiß gekalkt
mit einem himmel
aus einfachen bildern
zweige winken
von außerhalb
dann und wann dumpfer klang
der der erde gehört:
möge der wind
sich seiner annehmen

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nera
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Beitragvon nera » 18.09.2014, 23:05

"möge der wind sich
meiner annehmen"

immer noch hornissen im alten flieder
und eine verirrte libelle
zwischen tau und müdem laub

man klagt allenthalben
es riecht nach trauer
und faulem obst
aber gestern hast du mir verwandschaft
angetragen


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