Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

ecb

Beitragvon ecb » 04.12.2014, 18:19

war das ich, die in
den morgendunst hinausschwamm
verschwand außer sicht?

Niko

Beitragvon Niko » 04.12.2014, 18:40

ich habe vergessen
wann ich mich verlassen habe
an einem tor steht
ein name der nichts
mit mir zu tun hat

in meinem haus lebt
jemand der nichts
verstanden hat vom einrichten

aber da ist etwas
was mir bekannt vorkommt
im garten steht
zwischen welkem vergissmeinnicht
der liegestuhl

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birke
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Beitragvon birke » 04.12.2014, 22:25

.
dann werde ich mich
verlassen haben
wenn dein boot
am anderen ufer
strandet, wo ich nie war
und doch immer
auf dich wartete
.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 05.12.2014, 08:56




w


dann werden wir
was wir längst sind
gefunden haben

ach der alte feuertraum
gibt es das
da stand so viel mehr

asle fuhr hinaus mit seinem boot
und kehrte wieder weil
so einfach

gehen wir mit löschenden fingern
darüber und hören
den gammal fäbodpsalm




Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Niko

Beitragvon Niko » 05.12.2014, 09:35

dann werden wir
feuerträume
auf einem boot aus papier
löschen all dieses nasse bekannte
was uns doch eigentlich so fremd

hinter jeder tür
schlägt eine andere zu
wir jedoch fliegen über dächer
den papierbooten

hinterher

brennen für
den feuertraum
lösch ihn nie

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Eule
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Beitragvon Eule » 05.12.2014, 11:13

feuermale hinter
den dezembersternen

ein Stolpern auf der
uralten Suche nach
den veränderten Türen

ein Lauern zwischen der
Stille alter Katastrophen
was gilt es aufzugeben

in diesem Jahr
Ein Klang zum Sprachspiel.

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birke
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Beitragvon birke » 05.12.2014, 13:26

.
der himmel vernarbt
hier und da
ein leuchten
türen klappern
längst nicht mehr
ein engel hat sie ausgehängt
nun flirren die wörter
von wolke zu wolke
herrenlos
eines verirrt sich
zu dir
.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Nifl
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Beitragvon Nifl » 05.12.2014, 19:20

Jetzt war ich eine große leere Ruhe
Jetzt war ich eine Dunkelheit (J. Fosse)


Wieder steht sie am Fenster
Wieder stehe ich am Fenster

Das Boot ver(w)irrt mich
Das Boot wäscht aus (Lichter verschwimmen)
(was ist das Boot?)

Als hätte ich vorgelesen im November

Und ich stehe und ich bemerke es nicht

bodentiefe Narben

Die Tür ist das Boot

Ein Boot aus den Angeln heben
zu fangen beginnen
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Niko

Beitragvon Niko » 06.12.2014, 01:18

die tür ist ein boot
ein narr und ein baum

aus ihr wächst ungeborenes
ein landkarte - weiß
Im öffnen klinkt sie
gedanken aus
sperrt sich gegen das verschließen

die tür ist ein boot
das übersetzen
von mir zu mehr
ich

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nera
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Beitragvon nera » 10.12.2014, 01:42

belade den nachen
ich
belade ihn mit irrlichterndem
jetzt
war ich
ruhe
ein mosesbett totenschiff moosbett
ein ein ein
eine brücke vom september
in den mai
einbaum beladen mit gefunkel
karfunkel karfreitagsgebet -die last-
eiterbeuliges furunkel-geblähtes-wissenwirdoch-
überschwappen
schöpfen wir gegen die zeit
gegen die zeit über
den winter löschen den winter
mit feuer aus allen nischen
aus unseres nachen mitte
wenn wir das wasser noch trinken
saufen
erinnern wir uns

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nera
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Beitragvon nera » 10.12.2014, 02:11

die tür ist die tür
ein loch in der burg
auf dem berg eine lücke
zwischen mauern
ein durchzug eine fremde
ein windhauch
ein tor zwischen jetzt und jetzt
schwelle schwiele stolperndes credo
schirm und schutz
schatz scherz schanze bollwerk bolzen
kein schiff
kein
schiff
erinnern wir uns

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Eule
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Beitragvon Eule » 10.12.2014, 10:08

erinnern in
nasskalten böen
gefegt

hinterm kanonenofen
wenig mehr hatten
wir aus den gruben

gefunden ein schatten
streicht um die
kalten stunden

dem gaben wir
namen zeitweise
Ein Klang zum Sprachspiel.

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nera
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Beitragvon nera » 15.12.2014, 02:09

dem schenken wir worte
und schweigen uns warm
später

treiben wir aus dem erinnern
ins erkennen

nur für dich genügt mir die stille
flocke für flocke

Niko

Beitragvon Niko » 19.12.2014, 00:30

erkennen kann nur
wer sich erinnert
schreibt geschichte und weiß
warum niemand lebt
was ich lebe
ist entstanden aus dem
was ich erinnere und was
niemals geschieht


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