Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 23.02.2014, 22:40

nach einem singenden vogel
habe ich mich einmal gerichtet
dann richtete er mich
zwitscherte mir ins ohr
das der tag zum platzen schön ist
aber alles was dann zu hören war
war das platzen meines kragens und
ein permanenter ton in meinem ohr
stärker als dieser komische vogel
stärker als ich
jetzt zwitschert es von den dächern
und den noch kahlen bäumen
drauf geschissen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.02.2014, 00:09


soll ich auf ihn hören?

dieser ton im ohr
mal laut und scharf
dann leise
dumpf penetrant
arge ahnung
vielleicht
soll ich ...

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nera
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Beitragvon nera » 09.03.2014, 00:12

vielleicht
soll...
dem tinitusadriadnefaden folgen
in unerhörte labyrinthe
nicht ausgelotete weltraummeere
jakobsleiter hänselundgretelweg
vielleicht
nicht nur der herzschlag
einer djembe oder das säuseln
des bambus im fengshuigarten
vielleicht das wilde brummen
einer hummel im glas
oder das röhren der transportmaschinen
über ramstein
vielleicht verweigere ich
jedes hören
in mich und alles
gönne mir ein stück blinde
freiheit

Mucki
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Beitragvon Mucki » 09.03.2014, 00:35

ich höre auf ihn
schon recht bald
werde es vernommen
kunde tun werde ich
von freiheit sehendes auges
die ich mir schenke

ecb

Beitragvon ecb » 11.03.2014, 21:51

freihändig


warum sollte mein gedicht
das geringste beweisen
(wenn es denn mein ist)
ich bin so wenig fisch
in den wassern des daseins
die tiefseetiefen
ungezügelte kraft
die brandung langes
ausatmen
um ihrer selbst
willen einfach

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nera
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Beitragvon nera » 15.03.2014, 00:55

feinfühlig
sollte man sein
um seiner selbst
auch um der anderen
kalihändig medusaköpfig
kaltherzigzickig

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nera
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Beitragvon nera » 16.03.2014, 00:36

ich habe ein wort geschluckt
und mich in der brombeerhecke versteckt
von ferne nur von ferne
singt mir eine melodie
zwischen den schläfen
das stirnauge ankert
noch
verankert sich in sturmhöhen
-tiefen -"wer weiß das schon?"
säuselt die morgenamsel
trinkt die zeilen
echot sie dem windchen

planspiele
sagst du
während du die hecken teilst
mit einer gartenschere

gartenschere

du hättest flöte spielen dürfen
heckenbeschwörer!

Niko

Beitragvon Niko » 16.03.2014, 01:45

Mein stirnauge trinkt
Die planspiele
Doch niemand und ich weiß es genau

Wohin schwinden die fragen nach herkunft nur
Wenn ich in deine augen sehe
Oder sind sie die antwort

Ich trinke dich
Planspiele ersaufen und ich denke nur
Hoffentlich bleibt sie
wie ein verschlucktes wort
das einen nie verlässt

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.03.2014, 00:09


wenn fragen nicht mehr bohren
die neugier sich nicht windet
das gesuchte gefunden
geheimnisse gelüftet
was bleibt dann
frage ich mich
und reiße die letzte perle von der kette
fädele aus der spur
und trete sie an
die nie endende reise
bitte ohne schienen
aber mit signalen (ab und zu rot)
ab und an grün
und immer in fahrt
mit fragezeichen
im gepäck

Niko

Beitragvon Niko » 23.03.2014, 23:18

die letzte perle der kette
war anders
als ich dachte
du seiest herzerfüllt
färbte sich das perl
muttartige blau

und wieder dachte ich
an herzerfüllung
als die kette riss
schrieben die gefallenen
perlen in rot
leere auf den boden
meines treibenden kahns

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 26.03.2014, 20:30

Ewig verbunden
hast Du mir geschworen
Als Unterpfändchen
ein Freundschaftsbändchen.

Ziert nun mit seinen
kitsch'gen Plastikherzen
Nachbarkirschbaum
achtlos rosa Blütentraum.

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nera
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Beitragvon nera » 19.04.2014, 12:11

und ein leichtes windchen
fährt durch die blütenpracht
"wein doch nicht mein kindchen"
sag ich leicht " hab acht"

"sieh wie die blüten tanzen
wie sie schneien
ums herz an seinem band
im kleinen und im ganzen
verrinnt der schmerz
im sand"

"ich weine nicht ich lache"
singst du dem kirschenbaum
und gehst in nachbarsgarten
vergnügt
ich glaub es kaum

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.04.2014, 23:43


mutprobe (immer wieder)

die kirschen aus nachbars garten
(die von dem bösen onkel mit dem scharfen hund)
angepeitscht von der clique
gewürzt mit adrenalin
und pochendem herzen
nach dem sprung über den jägerzaun
höllisch hoch und spitz
schmeckten himmlisch
den hund hör ich heute noch

Nifl
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Beitragvon Nifl » 20.04.2014, 18:20

Vergissmeinnicht wuchert
-losigkeit

(ans Meer dachte ich auch)

Ein Jägerzaun ist ein Flächenwunder

(wenn man die Segel streichen muss)

(der Zeilenabstand ist so groß, weil was dazwischen steht)

[align=left]die Füße von den Pedalen ziehen[/align] [align=right]hoffen dass der Schwung reicht[/align]
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)


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