Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 12.07.2014, 13:43

alexander entkernt
kyrillisch gezeichnet
die zeit
schwarze umrisse
im frack hängt der traum
im kirschbaum vor dem fenster

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.07.2014, 16:51

die zeit hängt im frack

der niemals in erwägung
oder angezogen
sich dehnt bis
ich das kalenderblatt
mit genuss abreiße
zack

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Eule
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Beitragvon Eule » 16.07.2014, 22:18

es hing über
augenhöhe


ging gar nicht bis
in die innereien

jeden tag am
heißen herd
Ein Klang zum Sprachspiel.

Herby

Beitragvon Herby » 17.07.2014, 00:16

Deine Speisen kamen vom heißen Herd
und schmeckten
kalt

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.07.2014, 00:48

sie kocht gern haute cuisine
champagnerglas in reichweite
die teure schürze schick gebunden
wie es sich gehört für den maître
langusten kaviar schnecken austern

ich schleich mich fort
zur puffer-christel

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 31.07.2014, 15:38


eine weiche ahmung (im zugelebten)


das geknister der zeitung (was alles heißt
was um die ränder weiß) in dir
(schläft) das auflösende (dunkel)
das verschwimmen mit den dingen
was unter den zeilen geschah und wie
du die wand neben dir anfassen musst
um nicht ins bild zu stürzen
von dem, der die straße
hinunter (immer nur hinunter!) geht
als wankten die dächer der häuser auf ihn zu
und die stille
(um ihn) steigt
du musst ansehen
er ertrinkt tränkt
mit ruhiger hand
seinen blick (in dich) hinein und du
ewig dürstende
ermahnst dich
dass auch er nur t-shirt, jeans und brille trägt
zur arbeit geht mit anderen menschen
ganz gewöhnlich spricht kein märchen
sein eigen nennt (streichhölzer) (du weinst)
wenn er in sein butterbrot beißt

Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 08.08.2014, 11:04

butterbrot zentralamerikas

stabile demokratie
ein drittel unter naturschutz
fast 90 % erneuerbare energien
neutralität ohne waffen
extrem hohe biologische vielfalt
zwischen karibik und pazifik
leben die ticos und ticas

von der reichen küste
können sich andere länder
eine dicke scheibe abschneiden

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Eule
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Beitragvon Eule » 10.08.2014, 05:26

spinnerei der alten
gedanken im zwielicht
der sterne ein

zucken ein schlürfen vor
dem fenster der asphalt
kommt aus peru
Ein Klang zum Sprachspiel.

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nera
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Beitragvon nera » 14.08.2014, 00:44

peru
-ein kurzes sterngelichter-
-sternschnuppenschauert es den rücken rauf
und runter
beisst sich die zeit ein stück vom mond
ja
es riecht schon so neblig
mein auge neigt sich doch
verneigt sich auch
vor dem spiegel
dem laub

Nifl
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Beitragvon Nifl » 14.08.2014, 19:33

es passt kein Gedanke mehr zwischen uns
im Spiegel bleib ein glückliches Loch
und wir kommen über die Ruhe nicht hinweg
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 14.08.2014, 20:33

peru liegt links hinter dem mond


ein glück wie wir
uns ineinander verredet haben - du
ziehst am richtigen ende ((immer))
hinter mir (streckst du den kopf)
über die linien (lachfalten
wir werden langsam alt) stille
steigt uns aus den händen
als lägen sie
auf schlafenden hunden
verwirren wir die seiten
noch einmal (und einmal)
streichst du durchs haar
dir oder mir
im spiegel bleib
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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nera
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Beitragvon nera » 15.08.2014, 00:57

so träumen sie von schlafenden
hunden oder peru
ein glück
liebes diese ruhe
im spiegel
all die variationen
wenn der mond an farbe verliert
blasse erinnerung
aber dieses erinnern
wenn du mich ansiehst

Nifl
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Beitragvon Nifl » 15.08.2014, 19:57

Damit bekamen auch meine Hände etwas ab, so dass sie schwiegen (Tunström/Mondtrinker)

Eine Stützmauer für den Pfirsichbaum

Er hat sich übernommen
all seine Kraft steckt in der Frucht
seine Zeit ist Fallobst (das verbindet uns)
(ja und die Haut)

Wir rühren sie auf
die Bleiche immer wieder
und sehen die Verschalung atmen
gerade wenn es suppt

Ich stelle mir vor wir würden nachgegeben
bevor das Weiche abbindet

und wir blieben nicht
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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nera
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Beitragvon nera » 16.08.2014, 15:45

(schreib dich nicht zwischen die welten..
p. celan)


wir binden das weiche und harte
der erinnerung auf den rücken
sie trägt und trägt
verpuppt sich
fällt aus der zeit


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