Gottfindung gottverlassen

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Kurt
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Beitragvon Kurt » 18.11.2017, 10:59

„Oh gottegott“, schrie das Huhn.
„Beinahe hätte ich den Wurm vertilgt.
Liegt auch direkt neben dem Korn.“
Der Wurm mit asthmatischer Stimmlage:
„Tu dir nur keinen Zwang an, friss mich.“
„Nein, nein“, antwortete das Huhn, „wenn
ich dich töte, komme ich nicht zu Gott.“
„Hahaha“, lachte der Wurm und schüttelte den
Kopf. „Es gibt keinen Himmel für Hühner. Gott
ist in den Großhirnen der Menschen. In deinem
Hühnerhimmel ist aber keine Menschenseele, und
somit kein Gott.“

Das Huhn wurde böse. Kurz darauf beklagte es bedauernd:
„Oh gottegott, jetzt habe ich den Wurm verschluckt.“
Der Wurm aber, der das hörte, lachte höhnisch.
Er pilgerte in den Eileiter, nistete sich ein in ein Ei,
welches später ein Mensch aß, pilgerte weiter ins Großhirn.
Jedoch schien ihm die Gegend gottverlassen.
Er fluchte den Fluch eines Ungläubigen.
Und eine Stimme sprach zu dem Wurm:
„Gott ist in den Gehirnen der Menschen.
Geht das nicht in dein Gehirn rein?!
Da fraß der gottlose Wurm
an der Großhirnrinde und
fuhr zur Hölle.
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 18.11.2017, 12:21

Originelle Inszenierung, für mich zumindest.

Kurt
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Beitragvon Kurt » 02.01.2018, 23:28

Naja, bin mir nicht sicher, ob auch jeder das Ende bzw. die Konsequenz daraus versteht oder drüber wegliest.

LG Kurt
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