Es geht

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Niko

Beitragvon Niko » 18.04.2010, 13:36




Es geht

Unerreichbar. Du, ich, wir und der Versuch, die Augen zu verstecken. Wie weit muss ein Stein fliegen, dass niemand über ihn zu Fall kommt? Wohin mit der Vorsicht, die keine Nachsicht kannte? Und wie verdaut man etwas, was man nicht schlucken kann? Was soll noch aus dem Wasser kommen in dem wir ertranken?
Und nun bin ich Verwalter. Führe Buch über Verluste und Gewinne. Über die Havarie des Eisbrechers und die Unterhaltung der vielen ungenutzen Räume. Und das Präparieren der Schneckenhaussammlung.
Immer noch mach ich von dir reden. Es geht vorwärts. Aber aufwärts nicht.





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Quoth
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Beitragvon Quoth » 23.04.2010, 19:24

Hallo, Niko,
Wahrscheinlich muss man der Partner/die Partnerin sein, die hier angesprochen wird, um all die Anspielungen auf vergebliche Versuche, eine Beziehungskrise zu überwinden, zu verstehen. Ich versuche, mich in die Angesprochene, den Angesprochenen zu versetzen, und stelle fest, dass ich dem Sprecher antworten möchte: "Bitte hör auf, von mir reden zu machen! Bitte hör auf, Buchhalter unserer Liebe zu sein. Benutze nicht so hochtrabende Bilder wie 'Havarie des Eisbrechers', um unser Scheitern zu umschreiben. Was uns ereilt hat, ereilt stündlich tausende von Paaren. Präpariere die Schneckenhaussammlung nicht, sondern zertritt sie. Geh!"
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 23.04.2010, 22:40

Lieber Niko,

ich bin ja fast immer angetan von deinen Prosatexten, weil die Art deiner Sprache in Satzstrukturen eine tolle offene Spannung erzeugt, aber bei diesem Text finde ich noch nichts, was sich zusammenfügt zu einem Klang. Einzelne Gedanken, Sätze gefallen mir gut, berühren Empfindungen, erinnern an sie, machen auf - aber dann fällt die Sprache in Spiele, Wechsel (verselbstständigt sich vielleicht zu unbestimmt?), die für mich einen Klang verhindern (zum Beispiel: die Augen zu verstecken oder die Frage, wie weit ein Stein fliegen müsste* finde ich gelungene Ankerpunkte, aber danach der Satz: Vorsicht/Nachsicht, der macht das ganze für mich irgendwie unnahbar, weil etwas "überlegungsprofan" (was auch immer das genau heißen soll).


* besonders weil man die Frage mit dem Ende des Textes transferlesitungsmäßig beantworten könnte und das wie weit mit "tief" beantworten könnte (siehe Ende: aber aufwärts nicht)

Ich glaube, der Text braucht noch mehr Zuwendung von dir.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Eule
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Beitragvon Eule » 26.04.2010, 00:55

Hallo Niko, denke dass hier über eine (fast noch) aktuelle Trennungssituation berichtet wird. Nicht ohne Zynismus, nicht ohne Schmerz, aber das erwartet man dann vielleicht auch nicht ... stattdessen schon eher das kämpferisch-trotzige "Es geht" der Überschrift. Aber was soll nur in dem Satz "Wohin mit der Vorsicht ... " angedeutet werden ? Gespannte Grüße !
Ein Klang zum Sprachspiel.


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