Ein rätselhafter Fall

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Kurt
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Beitragvon Kurt » 24.03.2017, 15:50

Es war eine ruhige Wohnanlage, wo hauptsächlich ältere Menschen ihre Heimat gefunden hatten, mit schönem Garten hinterm Haus. Im Frühjahr wurden Sitzbänke für die Bewohner aufgestellt. Ich hatte dort oft dienstlich zu tun. Und jedes Mal bei Sonnenschein, saß immer dieselbe Alte auf immer demselben Platz. In diesem Jahr war alles anders. Dort saß nun ein Schwarzer, ein alter Mann mit freundlichem Gesichtsausdruck. Wo war die Alte? War sie inzwischen gestorben? Dann begegnete ich ihr im Treppenhaus. Ich fragte sie, ob sie sich auch noch nach draußen setzen wolle in die Sonne. Sie erwiderte, nein, ihr Platz hätte jetzt ein anderer besetzt. Ich musste etwas grinsen und entgegnete, auf der Bank sei doch genug Platz und sie könne genügend Abstand halten von dem Mann. Sie schüttelte den Kopf und watschelte den langen Laubengang entlang.

Tags darauf lag der Schwarze sozusagen am Boden zerstört vor der Sitzbank, auf der die Alte wieder ihren gewohnten Platz eingenommen hatte. Sie bückte sich gerade in dem Moment, als ich in den Garten kam, zog ein blutverschmiertes Küchenmesser aus dem vor ihren Füßen liegenden Leichnam, betrachtete es, und murmelte vor sich hin:
„Zu schade, um mit beerdigt zu werden.“ Ich ermahnte sie:
„Lassen sie die Finger von dem Toten. Die Polizei wird gleich eintreffen. Und stecken sie das Messer wieder zurück.“ Sie sagte:
„Mir fehlt so ein Messer.“
Und in der Tat, es fehlte in dem Messerblock in ihrer Küche, was die Polizei kurz darauf feststellte, worauf der Dorfsheriff die Oma in Handschellen abführen wollte. Ich protestierte; schließlich konnte ich bezeugen, dass die Alte das Messer mit ungläubigem Blick gemustert hatte. Für mich ein Indiz dafür, dass sie nicht die Mörderin war. Außerdem schien sie mir viel zu gebrechlich, um so eine Gewalt aufgebracht zu haben. Und ihr Enkel Waldi, der sie hin und wieder besuchte, konnte es auch nicht gewesen sein, denn er war ein rechtschaffener junger Rechter.

Plötzlich stolperte eine äußerst verdächtig sich benehmende männliche Person in den Garten herein; es war ein Linker, erkennbar an dem Parteiabzeichen an seiner Mütze. Er war aus der Nachbarschaft und erledigte jede Woche Einkäufe für die Alte. Hatte also wahrscheinlich auch Zugang zu dem Messerblock gehabt. Aber warum sollte ein Linker so link sein und einen Schwarzen killen? Dann war da noch der sommersprossige Jungspund von den Grünen, der das Geschehen im Garten beobachtete. Keiner hatte gesehen, wie er hineingekommen war. Der Dorfsheriff nahm der Oma wieder die Handfesseln ab und war im Begriff sie nun an die Handgelenke des Sommersprossigen zu klicken. Der Polizist hatte nämlich im TV-Krimi gesehen, dass ein Mörder an seinen Tatort zurückkommt. Welchen Grund sollte auch der Grüne sonst gehabt haben, dort aufzutauchen und zu schauen. So wollte man ihn vorläufig in Haft nehmen. Ich mischte mich erneut ein und gab zu bedenken, dass er kein Zugang zu der Tatwaffe hatte, und eingebrochen wurde nicht. Der Dorfsheriff hing die Handschellen an seinen Koppel.

Hm, stöhnte Marika, die uns dieses Rätsel aufgegeben hatte, ich gebe euch, (das waren ihr Bruder und ich, sein Spielgefährte), einen Hinweis, sonst kriegt ihr es nie heraus anhand der bis hierhin erzählten Episode. Der Mörder war selbstverständlich der Gärtner gewesen. Aber wie heißen die Arbeiter, die den Stoff abbauen, den der Gärtner der Alten in die Wohnung gebracht hatte. Früher verwendete man ihn auch zum Kochen. Der gesuchte Begriff setzt sich aus zwei Wörtern zusammen, einen davon kann man auch mit dem Wort Messer verbinden, und es stellt die Art Täter dar, die hier den Schwarzen tötete.

Wie hießen also jene Arbeiter?
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.03.2017, 19:39

Hallo Kurt,

ursprünglich lautete dein Text so:
Kurt hat geschrieben:Es war eine ruhige Wohnanlage, wo hauptsächlich ältere Menschen ihre Heimat gefunden hatten, mit schönem Garten hinterm Haus. Im Frühjahr wurden Sitzbänke für die Bewohner aufgestellt. Ich hatte dort oft dienstlich zu tun. Und jedes Mal bei Sonnenschein, saß immer dieselbe Alte auf immer demselben Platz. In diesem Jahr war alles anders. Dort saß nun ein Schwarzer, ein alter Mann mit freundlichem Gesichtsausdruck. Wo war die Alte? War sie inzwischen gestorben? Dann begegnete ich ihr im Treppenhaus. Ich fragte sie, ob sie sich auch noch nach draußen setzen wolle in die Sonne. Sie erwiderte, nein, ihr Platz hätte jetzt ein anderer besetzt. Ich musste etwas grinsen und entgegnete, auf der Bank sei doch genug Platz und sie könne genügend Abstand halten von dem Mann. Sie schüttelte den Kopf und watschelte den langen Laubengang entlang.


Diese Zeilen haben mich nachdenklich gemacht, hatten eine Nachwirkung.

Mit der neuen verlängerten und "verschwurbelten" "Rätselfassung" kann ich wenig anfangen.

Saludos
Mucki

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Hetti
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Beitragvon Hetti » 28.03.2017, 22:01

Torfstecher - ein anderes Wort für Torf wäre das "Moor". Ja, sinnig, sehr sinnig. Kurt.

Ich mag Rätsel. Torfstecher vielleicht auch, wenn ich einen kennte. Aber Rassisten - die mag ich nicht. Geht es hier um Rassisten?
Oder einfach nur um Mord? Neues Rätsel.

LG Dede

Kurt
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Beitragvon Kurt » 28.03.2017, 23:24

Ja, Mucki, das lag daran, weil da ja nun ein Schwarzer saß. Hätte da ein Weißer gesessen, wäre klar gewesen, warum die Oma so reagiert hätte. Und beim "Kurztext" stellt man sich vielleicht nach dem Lesen einige Fragen, warum man sich diese Frage stellte.

Ich habe aus Langeweile dann einfach mal so weiter geschrieben; hatte auch ein paar bizarre Formulierungen in peto. Hat Jux bereitet.

Bingo, liebe Hetti, „Torfstecher“ war die gesuchte Lösung. Der Gärtner hatte der Alten etwas Torf gebracht für ihre Koniferen in ihren Balkonkästen. Ansonsten, naja, wenn ein Schwarzer getötet wird, befindet man sich zwangsläufig in einem rassistischen Hintergrund.

LG Kurt
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