Wie ich einmal was Lustiges schreiben sollte

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tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 02.04.2017, 21:51

„Schreib mal was Lustiges, nicht immer so traurige Sachen“, meinte ein Kritiker.
Ich fing also an über eine lustige Geschichte nachzudenken, obwohl mir traurige Geschichten eher liegen. Ich finde, sie sind viel spannender, weil man ja immer erwartet, es könnte sich doch noch alles zum Guten wenden. Oder aber sie berichten davon, wie jemand Schwierigkeiten zu meistern versucht und daran scheitert. So etwas berührt die Leser im tiefsten Inneren.

Lustiges ist ja schon bei der Erleichterung des Lebens angekommen. Das Lachen funkelt einem aus den Augenwinkeln, es steckt im Hals und will nur noch raus, bevor man daran erstickt. So gesehen sind eigentlich lustige Geschichten geradezu gefährlich, wenn man es recht bedenkt. Lebensgefährlich.

Lustiges hat keine lange Verweildauer. Das ist schnell vorüber. Man lacht kurz oder etwas länger, aber nie richtig lange – und schon ist es vorbei. Lustiges hat eigentlich keinen richtigen Platz im Leben. Schwermütiges verlangt nach langer Beschäftigung mit dem Problem. Man sucht nach Lösungen, die sich nicht so recht einstellen, die ausführlich bedacht werden wollen oder die einen langen Umweg erfordern. Das braucht Raum und Zeit. Der Leser grübelt mit und leidet mit.

Das ist wie beim Malen – ein Porträt einer vollendet schönen jungen Frau zum Beispiel wirkt unglaubwürdig. Solch überirdische Wesen gibt es doch gar nicht, denkt man als Betrachter. Die Realität, das Leben ist doch viel rauer und hinterlässt markante Gesichtszüge, keine glatten faltenlose Gesichter.

Man weiß, wie flüchtig jegliche Schönheit ist. Schönheiten fallen zwar auf und sind dennoch irgendwie langweilig. Ihr Bild erzählt keine Geschichten vom durchgestandenen Leiden oder vom mühevollen Leben. Es regt die Phantasie viel zu wenig oder nur einseitig an, eher schürt es ungebührliches Verlangen. Die Bilder einer vom Leben gezeichneten Person leben von der Bewegung der ausdrucksstarken Formen und Linien und der Spannung zwischen ihnen, dem Streben nach Vollendung, ohne sie je zu erreichen.

Aber ich kann es ja einmal versuchen mit der lustigen Geschichte, denke ich gutmütigerweise.
Jetzt sitze ich hier und schreibe einfach drauf los. Ins Blaue hinein, ohne zu überlegen, ohne Konzept, ohne Plan.
„Das werden immer die besten Texte bei mir“, sagte mir vor einiger Zeit eine Bekannte, die auch Geschichten schreibt. Na gut. Es entsteht also nun eine Geschichte. Vielleicht gelingt sie und wird lustig, vielleicht aber missrät sie. Man wird sehen.
"Ach, wissen Sie, in meinem Alter wird man bescheiden - man begnügt sich mit einem guten Anfang und macht dem Ende einen kurzen Prozess." AST

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