Falsch gedacht

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Kurt
Beiträge: 1270
Registriert: 30.09.2011

Beitragvon Kurt » 17.06.2017, 19:47

Das hatte Beate Vielmann sich anders vorgestellt. Sie lebte in einer bereits lange währenden Beziehung. Allerdings ging ihr Partner ungern aus und war Nichttänzer. Beate hatte dann den verheirateten Sven B. kennengelernt, Vater zweier Mädchen. Einmal die Woche gönnte er sich einen sogenannten Männerabend, an dem er ohne seine Frau mit deren Einverständnis ausging und sich mit alten Kumpels traf, um einen drauf zu machen, sich frei fühlen zu können wie in Junggesellentagen. Dort traf er mit Beate Vielmann zusammen. Sie dartete gemeinsam mit seinen Kumpanen, sie tanzten miteinander, ja Beate flirtete mit Sven B., was dem nicht unangenehm war. So fanden diese Treffen regelmäßig statt.

Nach sechs Jahren hatte die Ehefrau von Sven B. eine Liason mit einem ehemaligen Schulfreud begonnen an eben einem dieser Männerabende, an denen Sven nicht zuhause war. Bald darauf wurde die Ehe geschieden. Für Beate Vielmann war nun der Weg frei, mit Sven B. anzubandeln. Es war ja der ideale Partner, dachte sie. Denn sie und er gingen gerne Einen trinken und tanzten gern miteinander, und inzwischen hatten sie mit den anderen einen Dartclub gegründet. Beates Freund sah ein, dass er nicht der Richtige für sie war und erklärte sich einverstanden, dass Beate sich mit Sven B. liieren wollte.

Nun wurde Beate Vielmann die Partnerin von Sven B., der nach wie vor gerne seinen Männerabend haben wollte, ohne eine Partnerin dabei zu haben, also ohne Beate Vielmann. So hatte Beate es sich nicht vorgestellt. Hätte sie nur ein bisschen nachgedacht gehabt, hätte sie darauf kommen können. Aber sie hatte auch nicht an die Ehefrau und die Kinder von Sven B. gedacht, als sie seinerzeit mit Sven schamlos flirtete. Mit Sven B. flirtete jetzt eine andere an seinen Männerabenden, und Beate, die davon Wind bekam, fühlte nun erstmals den Schmerz einer Betrogenen an sich selbst.
Zuletzt geändert von Kurt am 20.06.2017, 15:57, insgesamt 1-mal geändert.
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

aram
Beiträge: 4475
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 18.06.2017, 17:45

hallo kurt,

das liest sich für mich sehr unangenehm: bemüht, mit moralkeule, nicht durchgehaltene (pseudo-)neutral-sachliche erzählposition, der unausgesprochene wut aus den ritzen zu quellen scheint - so in der art jedenfalls.

eine idee, daraus einen lesbaren text zu machen, wäre: die erzählerfigur mitzuerzählen oder zumindest klar mitzudenken - damit könnte vielleicht eine so knappe form funktionieren - für einen stoff, der durchaus ausreichend für eine erzählung wäre.




Kurt hat geschrieben:Das hatte Beate Vielmann sich anders vorgestellt. Sie lebte in einer bereits lange währenden Beziehung. Allerdings ging ihr Partner ungern aus und war Nichttänzer. Beate hatte dann den verheirateten Sven B. kennengelernt, Vater zweier Mädchen. Einmal die Woche gönnte er sich einen sogenannten Männerabend, an dem er ohne seine Frau mit deren Einverständnis ausging und sich mit alten Kumpels traf, um einen drauf zumachen, sich frei fühlen zu können wie in Junggesellentagen. Dort traf er mit Beate Vielmann zusammen. Sie dartete gemeinsam mit seinen Kumpanen, sie tanzten miteinander, ja Beate flirtete mit Sven B., was dem nicht unangenehm war. So fanden diese Treffen regelmäßig statt.

Nach sechs Jahren hatte die Ehefrau von Sven B. eine Liason mit einem ehemaligen Schulfreud begonnen an eben einem dieser Männerabende, an denen Sven nicht zuhause war. Bald darauf wurde die Ehe geschieden. Für Beate Vielmann war nun der Weg frei, mit Sven B. anzubandeln. Es war ja der ideale Partner, dachte sie. Denn sie und er gingen gerne Einen trinken und tanzten gern miteinander, und inzwischen hatten sie mit den anderen einen Dartclub gegründet. Beates Freund sah ein, dass er nicht der Richtige für sie war und erklärte sich einverstanden, dass Beate sich mit Sven B. liieren wollte.

Nun wurde Beate Vielmann die Partnerin von Sven B., der nach wie vor gerne seinen Männerabend haben wollte, ohne eine Partnerin dabei zu haben, also ohne Beate Vielmann. So hatte Beate es sich nicht vorgestellt. Hätte sie nur ein bisschen nachgdacht gehabt, hätte sie darauf kommen können. Aber sie hatte auch nicht an die Ehefrau und die Kinder von Sven B. gedacht, als sie seinerzeit mit Sven schamlos flirtete. Mit Sven B. flirtete jetzt eine andere an seinen Männerabenden, und Beate, die davon Wind bekam, fühlte nun erstmals den Schmerz einer Betrogenen an sich selbst.

Benutzeravatar
Amanita
Beiträge: 5627
Registriert: 02.09.2010
Geschlecht:

Beitragvon Amanita » 18.06.2017, 20:01

Mir gefällt die zentrale Idee bzw. Aussage gut, denn menschliche Beziehung wird hier fast zu einer mathematischen Gleichung.
Stilistisch finde ichs allerdings auch unentschieden und am Anfang auch etwas schwerfällig.

Ich finde, es sollte humoriger daherkommen, vielleicht im Tonfall einer Fabel, die oft lockerer und witziger klingt als das, was sie eigentlich sagen will.

Kurt
Beiträge: 1270
Registriert: 30.09.2011

Beitragvon Kurt » 20.06.2017, 15:50

Für mich ist es eher wie eine Falldarstellung aus einem psychologischen Ratgeber. Und ich danke euch für die Stellungnahmen und Forderungen, den blutleeren Text "aufzupeppen". Werde es dann wohl mal versuchen. Jedenfalls danke ich euch für eure Inspirationen dazu.

LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 20 Gäste