Ans Bett gefesselt ?

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Kurt
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Beitragvon Kurt » 08.09.2017, 20:49

Mein Kumpel Max führte ein Lotterleben, suchte eine Frau, die ihm Halt geben sollte. Ich kannte so eine, im mittleren Alter so wie Max, ansehnlich, jedoch korpulent, aber energisch. Ich organisierte eine Kennenlernparty, auf der die Beiden zueinander fanden. Max fühlte sich bei Monika sehr geborgen, durchzechte keine Nacht mehr in seiner Stammkneipe. Sie zogen zusammen in eine Wohnung und heirateten bald darauf.

Nach etwa einem dreiviertel Jahr frequentierte Max immer häufiger unsere Kneipe. Monika holte ihn einige Male ab, maßregelte ihn. Es schien ihm zu gefallen. Ich dachte, wenn meine Freundin so mit mir verfahren hätte, wäre es mir peinlich und unangenehm gewesen, wunderte mich über Max seine positive Reaktion, unterhielt mich darüber mit meiner Nachbarin Waranka, die als Domina in einem Erotikklub tätig war. Sie vermutete, Max gehöre zu der Sorte Mann, die tagtäglich vor ihr demutsvoll herumkriechen und ausgepeitscht werden wollten. Ich war schockiert. Die arme Monika. Und ich hatte Schuld, dass die Beiden aufeinandergetroffen waren.

Monika lief mir später in der City über den Weg, ohne dass sie mich gesehen hatte. Sie ging schnurstracks in einen Erotikshop. Ich hätte gerne gewusst, was sie da wohl gekauft hatte. Da Max die darauffolgenden Tage und Wochen nicht in unserer Stammkneipe erschien, dachte ich, dass Monika ihn vielleicht bereits zuhause maßregeln würde, oder deutlicher gesagt, ihn auspeitschen würde mit entsprechenden Utensilien aus dem Erotikshop.

Dann besuchte ich die Beiden, denn ich hatte gerade in der Nähe zu tun. Es war das erste Mal, dass ich in ihrer gemeinsamen Wohnung war. Ich musste nach der dritten Tasse Kaffee auf Toilette, bog aber falsch ab und erwischte das Schlafzimmer. Erschrocken starrte ich auf lauter Fesseln, die an dem Bett befestigt waren, auf dem Max sein alter Schlafanzug lag, einem Geburtstagsgeschenk von seiner Mutter, woran ich mich noch erinnerte. Von einer Peitsche war nichts zu sehen. Das beunruhigte mich etwas.
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
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