Das Liebeslichtlied

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Jürer trans Brauklin

Beitragvon Jürer trans Brauklin » 28.06.2006, 14:53

Das Liebeslichtlied

Durch die Sandburgen der Zeit kreisen die Lieder in Dur und Moll, wie Sonne, Wind und Regen und bemalen den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter. Mit den Augen der Welt folgt immer wieder Bruder Tag seiner Schwester, der Nacht und sein Antlitz errötet stets in Auroras Glanz und Schönheit.
In weiter Ferne höre ich den Donnerknallhall wie eine Pauke im Orchester des neuen Morgens herannahen.
Doch für mich ist das alles so weit entfernt wie Deine Anwesenheit, meine Liebeskrone, ich habe Dich verloren und somit den ganzen Weltensinn. Es scheint keine positiven Überraschungen mehr zu geben in meinem Leben. Selbst wenn alle Natur duftet und blüht und die Sonnenstrahlen sanft aus einem blauen Himmel heraus die Erde streicheln, ist es in mir trostlos grau und bitter kalt geworden.
Wenn Du es nur fühlen könntest, ich will in Dir schweben wie eine Wolke, mein Himmelreich, wie ich Dich vermisse, weil ich Dich immer noch inniglich liebe.
Stundenlang verharre ich an Deinem Grab mit dem Bildnis Deiner Anmut in meinem Bewusstsein. Simone, Du meine Herzensblume, Dein Name hat immer noch Zauberkraft! Ich will Dir nahe sein, ich will Dich berühren, ich will mit Dir gemeinsam träumen im blühenden Rosenozean unserer Liebe.

Ich bin jederzeit bereit von dieser Welt Abschied zu nehmen um mit Dir im Tode für ewig wieder vereinigt zu sein. Das Wasser des Lebens kann meinen Liebesdurst nach Dir nicht mehr löschen. Ewig will ich Dich in meinen Armen halten, Du meine zarte Rosenblüte, Du mein himmlisches Heiligtum. Die Tage vergehen irgendwie und ich weiß mit jeder Sekunde komme ich Dir näher. Ich habe schon einige Male versucht es zu beschleunigen, aber es ist mir bisher noch nicht gelungen. Übrig geblieben ist ein zerstörtes Wrack, aber was macht das schon aus, ob ich nun obendrein noch gefesselt bin durch meine unheilbaren körperlichen Gebrechen und schweren seelischen Verletzungen und dadurch gefangen in dem Kerkerbau unerträglicher Schmerzen, ohne Dich bin ich sowieso verloren. Niemand kann Dich ersetzen, Du mein Ziel, meine Bestimmung dieser und aller neuen Existenz.
Auf diesem Scheideweg zwischen Leben und Tod nach dreißig schlimmsten Folterjahren bin ich total am Ende. Es zerreißt mir das Herz. Gib es einen Grund, warum ich verloren bin und nicht mal weiß warum?
Nein, ich kann jetzt nicht mehr weiter schreiben.

Was sehe ich da, ein Licht, ein neues Zeichen? Ein Hoffnungsschimmer, dessen sanfte innere Berührung wie eine Art surrealistisches Gabengeschenk ist, es ist als ob Ostern und Weihnachten zusammenfallen würde, Du erstehst auf wie leibhaftig in einer neuen Geburt in meinem Bewusstsein. Deine unsterbliche Liebe scheint mich aus dem Jenseits heraus neu zu beleben, Du bist wie ein Engel plötzlich gegenwärtig. Du lächeltest in einem wonnevollen Liebesstrahl mich an, alles scheint gut zu werden, ich empfinde ein überaus großes Glücksgefühl, ich höre Dich flüstern:“ Gib niemals Deine Visionen auf, selbst wenn Du vor Schmerz und Kummer verbrennst, so dass Du an den Wänden hochgehen könntest und die ganze Welt Dich verspotten mag, dann gib nicht auf, Du bist niemals allein, ich bin immer für Dich da, ich richte Dich auf, ich werde Dich erhalten und werde Dich auf allen Deinen weiteren Lebenspfaden führen! Ich liebe Dich gleichfalls immer noch über alles und diese Liebe macht unser Glück unsterblich, egal was auch immer passieren mag, wir sind vereint in allen Dimensionen und das macht uns frei wie die Phantasie des Dichters! Alles hat seinen tieferen Sinn, Du brauchst nicht mehr allzu lange warten, dann wird sich alles zum Besten erfüllen. Ein neues, besseres Zeitalter bricht an, das Zeitalter des Wassermanns, wo die Magie und Gestaltungskraft der Liebesharmonie triumphieren wird und das Licht des Himmels alle Schatten der Finsternis vertreiben wird, jetzt darfst Du es in Dir spüren, vertraue mir, auch Du wirst auferstehen und tanzen und singen auf dem goldenen Regenbogen!“

Stille, so hab ich es vernommen. Erstaunlich, es ist ein göttliches Wunder geschehen, das ist die Antwort meiner Gebete, die Befreiung aus der dunklen Unterwelt meiner Höllenpein. Komme was da wolle nichts wird mich jemals mehr erschüttern können.
Ein neues, euphorisches Lied erklingt in diesem Liebeslicht voll Harmonie und innerem Frieden, die Sinfonie meines Herzens.
Es flüstert in den geheimen Feuerfarben zu denen, die es im Hören aller Tränentropfen auf der schweigsamen Gedankenreise durch die Nacht in ihrer kostbarsten Erinnerungsgegenwart finden werden und wenn das Paradies nur halb so schön ist wie diese Liebesoffenbarung, dann wird alles lustvoll leicht und schön und gut!

Morgenschlaf

Beitragvon Morgenschlaf » 28.06.2006, 20:05

Hallo Jürer trans Brauklin !
Ich finde dein "Das Liebeslichtlied" ist sehr emotional und berührend.
Es ist sehr romantisch, das du nach dem Tod deiner Frau (nehme ich mal an) nicht die Liebe zu ihr verlierst, sondern sie überdimensional weiterführst. Daran zerbrichst du fast, allerdings hat sich schlussendlich ja noch alles zum guten gewendet.
Du schaffst es 2 Dimensionen miteinander zu verbinden: Realität und Jenseits. Ich habe den Eindruck, du hängst zwischen diesen Dimensionen, willst die eine loslassen und die andere greifen, aber kannst nicht. Dein Vertrauen auf ein Leben nach dem Tod stellt deinen Text, welcher durch Resignation und Trauer, aber auch vor grenzenloser, apostrophaler Verehrung geprägt ist, letzendlich optimistisch dar. Im Grunde genommen erscheinen einem zwar manche Sätze willkürlich und der Aufbau ist manchmal nicht ganz klar, allerdings gehört das zu Tagebucheinträgen dazu. So erscheint es mir nämlich, als wenn deine Zeilen einst im Tagebuch standen und du ihr diese persönlichen Zeilen gewidmest hast.

Zwar weist dein Text auch einige orthographische Fehler auf, aber über die blickt man ja gern hinweg. ;- )
Übrigens gefallen mir deine Metaphern und Vergleiche, auch wenn sie stehts in langen Zusammenhängen stehen, was sie manchmal unübersichtlich macht.

mfg
Morgenschlaf

Jürer trans Brauklin

Beitragvon Jürer trans Brauklin » 29.06.2006, 00:20

Lieber Morgenschlaf,

danke für Dein positives feedback.
Es ist sehr schön jemanden emotional zu berühren.

Die Geschichte ist eigentlich fiktiv, hat aber viele Parallelen mit meinem Dasein.
Ich denke die eigenen Erfahrungen fließen bei jedem kreativen Werk auch mit ein, so ist alles eine Synthese aus Dichtung und Wahrheit.

Wahrscheinlich ist diese Story mit ihrer poetischen, bildreichen und musikalischen Sprache ein Prosagedicht.

Ich versuche immer individuelle Metapher und ein gutes Ende zu finden,
wenn auch die Situation manchmal aussichtslos erscheint.

Mit Herzensgruß
jürer


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