Sommertheater

Rubrik für Theaterstücke, Szenen, Sketche, Dialoge, Hörspiele, Drehbücher und andere dramatisch angelegte Texte
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Cicero
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Beitragvon Cicero » 30.08.2012, 19:25

Sommerfestspiele

Vor Burgruinen und an Seen
wird die Natur zur Bühne jetzt,
mit Regenschirm und warmer Decke
wird schnell der beste Platz besetzt.

Die Mimen, Sänger, Gaukler, Tänzer
machen nicht mal vor Kirchen halt,
egal, ob Stadtplatz oder Steinbruch,
Kultur, Kultur, für Jung und Alt.

Nabucco, Carmen, Meistersinger,
Amphitryon und Fledermaus,
Don Carlos, Faust und Traviata,
ein Augen und ein Ohrenschmaus.

Da kämpft Quijote gegen Mücken,
Jago, der intrigiert und schwitzt,
die Dubarry ist mächtig sauer,
weil sie auf nassen Kissen sitzt.

Es tröpfelt in die Schampusgläser,
den Danilo, den stört das nicht,
weil im Maxim die Frauenherzen
er auch bei Sturm und Regen bricht.

Die Räuber rutschen durch die Wälder,
der Bühnenboden, der ist glatt,
und vor dem nächsten Regenschauer
frisst Falstaff sich noch einmal satt.

Die Tosca trotzt dem Abendregen
bevor sie sich das Leben nimmt,
und Rigoletto orgelt tapfer,
obwohl das Wetter nicht ganz stimmt.

Und anderswo strahlen die Sterne,
wenn der Tenor von Liebe singt,
oder Evita, ganz erotisch,
Peron zu Macht und Reichtum bringt.

Stolpert Prinz Hamlet auf die Bühne,
bevor er stirbt den Freilufttod,
dann ist das Publikum begeistert,
beißt herzhaft in sein Schnitzelbrot.

Ob unter Schirmen oder Sternen,
das Publikum, es weint und lacht,
und die Musik betört die Sinne
in mancher Festspielsommernacht.

Mozart und Wagner find´ ich klasse,
doch mag ich es nicht elitär,
die Promis und der alte Adel
stören an manchen Orten sehr.

Da lob´ ich mir die Burgruine,
oder das heit´re Spiel am See,
bevor ich in die Musentempel,
nach Bayreuth oder Salzburg geh´.

:-)
Zuletzt geändert von Cicero am 31.08.2012, 14:25, insgesamt 1-mal geändert.
Die Sprache sei die Wünschelrute, die gedankliche Quellen findet. (Karl Kraus)

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 09.09.2012, 18:51

:lupe: Wir verstehen uns falsch, Flora, es geht mir gar nicht um Lob oder Tadel, oder um fehlende Freiheit - habe ich etwas gesagt, was in diese Richtung geht?

1. die Regeln: vielleicht bin ich die Einzige, die das so empfindet, aber ich hatte den Eindruck, dass dem obigen Gedicht mangelnde formale Gestaltung vorgeworfen wurde. Holprigkeit ist für mich eine Verletzung des Versmaßes. Das finde ich im übrigen interessant, denn daran kann man genau erkennen, inwieweit Metrik beachtet wurde, oder auch beachtet werden wollte.

2. Das Gähnen: du schreibst beim Lesen, ähnlich meinte ich es auch einige Zeilen später. Wenn ich beim Lesen gähne, kommt der Schreiber nicht an mich heran. Das passiert bestimmt oft bei uns allen.

Ich finde diese Kritik sehr vage -obwohl klar--- aber wie kann man das verbessern, ändern. Dann finde ich gerade in diesem Bereich der Langeweile, die ein Text auslöst, eine große Reihe von ebenso wirkenden Texten. Was dem einen sin Ul, ist dem andern sin Nachtigall. Das finde ich kommt nicht genügend zum Tragen.

Der Rest meiner Argumentation ist schlecht entwickelt worden: Dein Publikum, sagst du gewissermaßen, das kann wohl begeistert sein, ... das tut nichts an der Tatsache, dass in dem Gedicht kritische Punkte von (dir) vermerkt werden.

Soweit, so gut. Mir geht es keineswegs um Lob oder Kritik, sondern um das Anwenden von Kriterien, die ich nicht immer einsehe, verstehe....

Ich finde nur, dass diese Kriterien nicht klar sind, nicht eindeutig angewandt werden, und dass vieles von dem, was gesagt wird weniger der Objektivität der Kriterien entspricht als der Subjektivität der Meinung. Die ihre Berechtigung hat, im übrigen.

Pjesma sagte einmal, dass ein Kommentar zu einem Gedicht mehr über den Schreiber aussagt, als über den Verfasser des Gedichts. Das zu wissen ist wichtig finde ich.

So, nun entnerve dich bitte, denn wir sind wieder einmal :lachen0031: auf zwei getrennten Schienen.

lg
Renée

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 09.09.2012, 21:04

Hallo Renee,

jedenfalls von mir wurde dem Gedicht keine mangelnde formale Gestaltung "vorgeworfen"; ich habe eine solche mangelnde formale Gestaltung aber angemerkt. Warum du darob meinst, mit völlig undurchschaubaren Ausführungen den Startschuss für den nächsten Mißverständnis-Marathon geben zu müssen, werde ich mein Lebtag nicht verstehen ...

Aber ich kann ja noch mal versuchen, das "Holpern" und "Gähnen" etwas genauer zu begründen.

Ein metrisch geregelter Text im allgemeinen und ein gereimter Text im besonderen hat zwei grundlegende Größen: den Satz und den Vers. Ein guter Text dieser Art schafft es nun erstens, sowohl den Vers als auch den Satz zu seinem Recht kommen zu lassen. Da diese beiden aber im allgemeinen unterschiedliche Ansprüche anmelden, also im Widerstreit miteinander stehen, ist die große Kunst dann, zweitens: diesen Widerstreit sozusagen auf eine höheren Ebene zu führen und dort aufzulösen. Dadurch gewinnt ein gereimter Text dann seine Lebendigkeit; die zugrunde liegende Spannung ist zwar aufgelöst, bleibt dem Leser aber immer gegenwärtig. Der Text "atmet", wenn du so willst.

Das gelingt Cicero in seinem Text an vielen Stellen aber nicht. Herausgegriffen habe ich Beispiele dieser Art: "den Danilo, den stört das nicht,".

Da hat Cicero nämlich nicht Vers und Satz miteinander versöhnt, sondern er hat den Satz "Danilo stört das nicht" dem Vers unterworfen, indem er ihn durch die beiden eingefügten, aber eigentlich völlig satzfremden und unnötigen "den" zur metrischen Brauchbarkeit aufgeblasen hat.

Und das "holpert" erstens, es ist ein Schlagloch, es lenkt ab; warum steht da soviel, was da gar nicht zu stehen braucht? Und zweitens ruft es ein "Gähnen" hervor, weil statt lebendigen Atmens eben eine Art Totenstarre, ein hölzernes Klappern, ein Stillstand da ist.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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Cicero
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Beitragvon Cicero » 10.09.2012, 18:28

Liebe Freunde und Kritiker meines "Sommertheaters",

herzlichen Dank für Lob und Tadel, die kritischen Anmerkungen von Franz und ferdi zu meinem "Werk", sie werden mir mit Sicherheit bei künftigen Gedichten helfen. Mag mein "Sommertheater" beim Lesen manchmal holpern und stolpern, ja sogar zum Gähnen anregen, vor Publikum rezitiert funktioniert es ausgezeichnet.

Dafür ist mein "kleines" Gedicht auch gedacht, dem Zuhörer ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Als Bewerbung für den Literatur-Nobelpreis war es nie vorgesehen. :-)

Die Heftigkeit und Wortwahl bei manchen Beiträgen in diesem Faden hat mich manchmal irritiert, nun scheinen sich die Wogen der Diskussion ja wieder geglättet zu haben.

:-)

Herzlichst
Cicero, der Franz
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ferdi
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Beitragvon ferdi » 10.09.2012, 18:38

Hallo Cicero,

wenn der Text erst vorgetragen wirklich wirkt, dann wäre es doch naheliegend, ihn nicht hier als Schrifttext einzustellen (wo er als solcher behandelt wird), sondern eben vorgetragen in die Hörbar?! Ich würde da dann auch gerne das aufgeschlossene Publikum geben, um so ein "ausgezeichnetes Funktionieren" zu gewährleisten!

Ferdigruß.
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Beitragvon Cicero » 10.09.2012, 19:18

Hallo ferdi,

ja, das ist eine gute Idee. Die Umsetzung kann allerdings ein paar Tage dauern, da ich die Aufnahme außer Haus machen muss. Noch fehlt mir das Equipment, den Text bei mir einzusprechen. Ich hoffe Deine "Ungeduld", Dich vom"ausgezeichneten Funktionieren" des Textes zu überzeügen, hält sich in Grenzen.

Liebe Grüße
Cicero
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