Liebe Renèe,
Renée Lomris hat geschrieben::
Ich weiß nicht mehr genau, wieso mir dieses Thema für ein paar Tage so wichtig schien. Oder vielleicht doch. Ich finde, dass in der Erziehung sehr vieles vor allem bei Mädchen derart zurechtgeschliffen und zivilisiert wird, dass sie nicht mehr wissen, was Sexualität wird, und das bis zu einem Punkt, der sie tatsächlich in Gefahr bringt, D.h. sie wissen es nicht mehr zu sehen, dass etwas unnormales geschieht. Und der Reflex sich zu verteidigen ist dann weg.
Das hört sich allerdings völlig anders an, als das, was du tatsächlich ge- und beschrieben hast.
Renée hat geschrieben: Aber: die Umgebung des jungen Mädchen hat sich schuldig gemacht, denn offensichtlich hat sie nur gelernt geniert wegzukuckn.
Das, solltest du unbedingt herausarbeiten.
Renée hat geschrieben: Ich habe das Problem der Schuld unklar ausgedrückt, aber nie habe ich gesagt, ein weiter Ausschnitt rechtfertige Übergriffe,
Dann schau doch bitte darauf, wie dein Text endet, wie hätte ich das rückschließen sollen? Durch die Belehrung?
Renée hat geschrieben:
Habe ich tatsächlich zu verstehen gegeben, ich würde Vergewaltigungen an Frauen verständnisvoll durch das Verhalten der Frauen erklären, ja sogar entschuldigen?
Nicht wörtlich, aber der Intention nach schon. Warum hast du nicht die Umgebung geschildert, in der das junge Mädchen aufwächst, in der es kein normales Verständnis von Sexualität gibt?
Renée hat geschrieben:Dann habe ich mich sehr missverständlich ausgedrückt.
Dieses nun mit, "missverständlich ausgedrückt" zu begründen, liebe Renèe, wundert mich und ich kann dir das nicht so ohne weiteres abnehmen. Ich begebe mich jetzt mal aufs Glatteis:
Du kannst doch Erzählen und Schreiben. M. E. hat sich etwas in diese Geschichte eingeschlichen, das möglicherweise zu sehr mit deiner Autobiographie zu tun hat, wovon du dich noch nicht genügend hast distanzieren können. Ich meine jetzt nicht, dass du diesen Vorfall selbst erlebt haben musst, aber gewisse Umstände, die möglicherweise dazu geführt haben, dass so etwas in deinem Umfeld passierte oder hätte passieren können, müssen dich m. E. sehr belasten, denn du begibst dich hier auf die Suche der nach Schuld, du möchtest etwas herausfinden, ob nicht der Täter (du könntest ihm ja nahegestanden haben) nur so handeln konnte, weil das Opfer ihn provoziert hat.
Übrigens vergaß ich zu schreiben, dass du in einem Roman, der ohne "Belehrung" auskommt, als Protagonist, Erzählich oder wie auch immer, den Standpunkt vertreten könntest, dass im Verhalten dieser einen Frau etwas war, das ihren Vergewaltiger/Mörder auf sie aufmerksam gemacht hat und sie sich deshalb mitschuldig fühlt. Du merkst aber sicher auch, dass sich meine Beschreibung völlig anders liest, als das was du beschrieben hast. Du hast verallgemeinert und ich bin sicher, dass so etwas nur subjektiv literarisch bearbeitet werden kann. Die wissenschaftliche Seite mag eine andere sein, aber darum dürfte es dir wohl nicht gehen.
Renée hat geschrieben:Nun noch einmal eine Nachbesserung: Es ging mir um die Erfahrung von Nackt- und Angezogensein. Um die Wahrnehmung des Körpers als etwas „Normales“, um die Fähigkeit in aller Ruhe feststellen zu können: der hat ja'n Muttermal am Pimmel. Ohne dies als eine Transgression zu erleben. Die gewaltige, mächtige Erfahrung des sexuellen bleibt für jeden eine gesonderte und intime Erfahrung, aber jeder sollte auch dürfen“, wann sie wollen mt wem sie wollen, a
Ich staune, wie weit das Wollen und das Ergebnis auseinander liegen. W. o. habe ich dazu schon etwas geschrieben. Ich denke, dass eine sehr genaue Milieuschilderung und Gespräche über Sexualität im Elternahus und/oder unter FreundInnen, Voraussetzung sind so etwas glaubwürdig zu erzählen. Du hast immerhin von einem Messer am Hals gesprochen, das ist keine Bagatelle und hat nichts damit zu tun, ob die junge Frau nun eine freie Einstellung zur Sexualität hat oder nicht.
Du musst dich keinesfalls weiter erklären oder rechtfertigen, warum du es so und nicht anders geschrieben hast.
Ich würde an deiner Stelle, diesen Text in den Bereich der Textwerkstatt verschieben lassen, damit er nicht öffentlich gelesen werden kann.
Herzliche Grüße
Gerda