Hagelkörner & Holzsplitter

Hier können fiktive oder reale Blogs mit literarischem Charakter geführt werden. Die Themenwahl ist frei
Sam

Beitragvon Sam » 03.11.2012, 17:06

Lisa hat mich mit ihrem Kommentar zu meinem „Erfahrungen IX“ auf die Idee gebracht, diese kurzen Gedanken und Bilder in eine andere Form zu bringen und auf anderem Wege dem interessierten Leser zur Verfügung zu stellen. Vieles davon ist tatsächlich nicht annähernd so lyrisch, wie es sich bisher durch seine Form gegeben hat. Also bekommt es eine neue Heimat in diesem Blog, wo es sich ganz unprätentiös darstellen darf, ohne in ein unpassendes Kleid gezwängt zu sein.
Ein Platz also für Ideen, Gedanken, Sätze, die sich einer Zuordnung verweigern, aber dennoch ihr Recht auf Geschriebenwerden (und damit einhergehend ihre Lust aufs Gelesenwerden) beanspruchen.

Als Titel für diesen Blog wähle ich: Hagelkörner & Holzsplitter.

Hagelkörner, weil die zwar geräuschvoll ans Fenster schlagen, aber zerschmelzen, sobald man sie zu greifen versucht. Oder Holzsplitter, die man sich einzieht, die unter die Haut gehen und eine Zeit lang piesacken. Genauso mögen die hier geschrieben Dinge nur einen kurzen Klang erzeugen, aber nicht wirklich greifbar sein oder bei näherer Betrachtung einfach dahinschmelzen. Womöglich aber gehen sie tiefer und zwingen, wie ein eingezogener Span, zu näherer Beschäftigung.



Liebe: Ein rauer Stein, der die harte Haut deiner Hand zerreibt, wenn du ihn wirfst, oder ihn fängst.

*

Die Vergangenheit ist eine alte Diva, die grell geschminkt hinter der Bühne sitzt, vergeblich ihren Auftritt erwartet und jedem, der sie ansieht stolz verkündet: „Einst nannten sie mich Zukunft!“

*

Dichten ist ein seltsames Land, wie Kindheit und Liebe

*

Erinnerung: spukende Zeit

*

Wenn Schreiben ein Wahn, ist Lesen der Sinn.

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Wie Hyänen durchstreifen Gebete die Nacht auf der Suche nach toten Göttern.

*

Der Himmel ist ein Honig, in dem Träume zappeln wie sterbende Fliegen.

Sam

Beitragvon Sam » 27.02.2013, 18:10

*

Die Frage nach dem Wesen der Zeit beantworten nicht Philosophen, sondern alte Fotos.


*

poeta

Beitragvon poeta » 27.02.2013, 18:33

wie wahr! :rolleyes:

lg poeta

Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.02.2013, 18:37

*unterschreib*

RäuberKneißl

Beitragvon RäuberKneißl » 27.02.2013, 19:33

Ist das so? Man kann es sehen, und braucht keine Gedanken - weil das Gefühl sich an die Erinnerung knüpft, die das alte Foto wachruft und diese Empfindung einen Kontrast bildet zur Art, wie das Ich sich jetzt empfindet. Ist damit das Wesen der Zeit klar? Mir fallen da Bob Dylans Zeilen ein 'Ah but I was so much older then, I'm younger than that now'
Zweifelnde Grüße
Franz

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noel
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Beitragvon noel » 27.02.2013, 19:47

was franz da einwirft leuchtet
- mir -
ein
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Sam

Beitragvon Sam » 28.02.2013, 18:34

Vielen Dank euch allen!

Franz, dein Widerspruch ist natürlich berechtigt. Der Aphorsimus kommt ein wenig kleinkariert daher, weil er die Philosophie so rigoros ausschließt. Das Nachdenken über die Zeit ist wichtig und angebracht, und ich persönlich beschäftige mich sehr gerne mit den Gedanken von Philosophen diesbezüglich. Was ich hier ausdrücken wollte, war die Unmittelbarkeit, mit der alte Fotos das Wesen der Zeit (oder zumindest Aspekte davon) fühlbar machen können. Dazu braucht es keine weiteren Erklärungen und kein tiefschürfendes Nachsinnen. Es ist eine sich selbst aufdrängende Erkenntnis. Sie ist natürlich nicht besser, als das Ergebnis genauen Nachdenkens, geht aber oftmals schneller ins Blut :-)

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nera
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Beitragvon nera » 01.03.2013, 14:53

fast schon zu spät, aber noch mal zum bildbearbeiten...du hast recht, das gehirn bearbeitet ziemlich viele wahrnehmungen, vielleicht sogar alle. deshalb ist das gehirn das eigentliche bildbearbeitungsprogramm und die erinnerung, das, was dabei rauskommt. für mich!
lg

Sam

Beitragvon Sam » 02.03.2013, 16:25

nera, wenn man es genau nimmt, dann ist es tatsächlich so, dass das Gehirn das eigentliche Bildbearbeitungsprogramm ist und die Erinnerung eine "Software", die im Nachhinein nochmals Veränderungen vornimmt. Man darf eigentlich nicht zu intensiv darüber nachdenken, sonst wird einem schwindelig :-)

Vielen Dank und einen sonnigen Wochenendgruß

Sam

Sam

Beitragvon Sam » 02.03.2013, 16:35

*

Hätten wir nicht Säure getrunken, steckte uns noch immer das Glück im Hals.


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Eule
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Beitragvon Eule » 27.11.2013, 09:52

Nach Glück zu streben bewahrt wohl nicht vor Schmerzen ... ;-)
Ein Klang zum Sprachspiel.


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