Schnabelfüße

In dieser Rubrik finden Bilder, Fotografien, (Kurz-)Filme, Collagen, Cartoons und auch Abbildungen von Installationen oder Bildhauerei ihren Platz
Mucki
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Beitragvon Mucki » 09.03.2012, 13:02



Schnabelfuss.jpg

© Gabriella Marten Cortes 2012

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 12.03.2012, 13:50

Hallo Gabriella,

nur als ganz subjektive Betrachtung, Assoziationen ohne Kritikanspruch ... :)

Spontan nach dem ersten Anschauen hätte ich gesagt, dass Schnabelfuß 2 (für mich das Auge des Ibis :)) mein Favorit ist. Der gesetzte Lichtpunkt, das Zusammenspiel von Formen, Linien und Tälern, Farben und der Gestalt die sich darin zeigt, ergänzt sich für mich sehr fein.

Schnabelfuß und Schnabelfuß 1 wirken auch nach mehrmaligem Anschauen auf mich unruhiger und unstrukturierter. Bei Schnabelfuß geht mir die Gestalt zu sehr verloren, ich kann kein Tier "erkennen", was mich durch den Titel "ärgert". Schnabelfuß 1 erinnert mich an einen Wasserfloh, oder eine ferdische Elefantenfluse, irgendetwas Wuseliges. :o)
Bei den ersten drei Bildern als Zyklus wäre Evolution ein Titel, der mir in den Sinn kommt.

Schnabelfuß 3 und 4 (die Vogelfrauen) sind spitzer und eckiger, die Gestalten treten stärker hervor. Sie gehören für mich zusammen, und entwickeln, wenn ich sie mir nebeneinander setze und sie sich "anschauen", eine interessante Spannung, erhalten sofort einen Charakter und treten in einen Dialog. Die beiden gewinnen mit jedem Betrachten.

Schnabelfuß 5 erinnert mich an eine Eule. Es ist wieder ruhiger, strukturierter und fließender, aber durch die größere Lichtfläche für mich weniger "konzentriert", als der Ibis und weniger anregend und stiller als die Vogelfrauen.

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.03.2012, 18:57

Huhu Flora,

ich finde deine Betrachtung super! Passt gut, finde ich. Schnabelfuß 2 ist das "Baby" von allen. *kicher*
Die Ausdrücke sind ja wirklich sehr unterschiedlich. Manche gucken richtig fuchtig, finde ich. Schnabelfuß 5 hingegen ist der freundlichste Geselle unter ihnen. ,-)
Beim allerersten Bild ist der Eindruck eines Tieres schwieriger, das stimmt. Die Gestalt nimmt das ganze Bild ein (ist auch noch das größte Format). Ich mag am ersten Bild die kräftigen Krallen, die sich ganz unten am Bild befinden.
Dieses Bild muss man wohl wirklich real und unter einem Strahler sehen, damit es seine Wirkung entfalten kann.
Danke für dein Feedback!

Liebe Grüße
Gabi

Quoth
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Beitragvon Quoth » 13.03.2012, 09:28

Hallo Gabriella,
nach "In Würde gehen" und der dortigen Diskussion suche ich nach Indizien, dass Du mit "Schnabelfuß" eigentlich den künstlich verkrüppelten Lotosfuß der Chinesinnen meinst. Wäre das der Fall, müsste ich darüber nachdenken, ob die Umsetzung nicht etwas ziemlich Greuliches ästhetisiert. Aber mit "Schnabelfuß" hast Du Dich dieser Kritik entzogen - und hast ja vielleicht von vornherein an den Lotosfuß gar nicht gedacht!
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.03.2012, 12:45

Hallo Quoth,

die Schnabelfüße haben absolut nichts mit dem Lotosfuß zu tun. An diesen Bildern arbeite ich schon seit Monaten. Motiv ist hier mein Lieblingsmotiv "Fossiles". Mein nächstes Motiv, an dem ich arbeite, hat nur Erdfarben, geht wieder in eine völlig andere Richtung.
Insgesamt kannst du meine Texte nicht mit meinen Bildern vergleichen. Texte und Bilder sprechen bei mir zwei verschiedene Sprachen. Die Bilder sprechen die Sprache meiner Hände. Die Texte sprechen die Sprache meiner Gedanken und was mich im Geiste umtreibt.
Könnte ich mit meinen Händen auf der Leinwand ausdrücken, was meine Gedanken im Geiste treiben, wäre das fantastisch und man könnte sagen: Freud lässt grüßen. ,-)
Aber das geht schon deshalb nicht auf, weil die meisten meiner Bilder viel zu "dekorativ" sind. Meine Gedanken sind schwarz, morbide, melancholisch.
Es sind zwei Welten, in denen ich mich sozusagen austobe.

Liebe Grüße
Gabi

african queen

Beitragvon african queen » 15.03.2012, 11:39

Liebe Gabriella,
bin erst kurz aus Afrika zurück und schon lange nicht mehr
hier zu Besuch, da entdecke ich deine einzigartigen Bilder.
Das sind wieder hochinteressante Kunstwerke, die eine
ganz besondere Welt darstellen, Scnäbel ja, Füße auch,
Figurenmuster der besonderen Art.
Darstellung und Strukturen einzigartig, graphisch hervorragend
umgesetzt. Bewunderung !!!
Freue mich sehr, daß du deine eigene Seelenhandschrift so
hervorragend umsetzen kannst. Tolle Leistung!!!!
lg
Gertraud

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.03.2012, 14:03

Liebe Gertraud,

danke dir! :-)
african queen hat geschrieben:Freue mich sehr, daß du deine eigene Seelenhandschrift so
hervorragend umsetzen kannst.

Vielleicht verwandle ich mich so langsam in einen Schnabelfuß *kicher*
Nee, mal im Ernst. "Seelenhandschrift" hört sich irgendwie klasse an. Ich frage mich oft (Quoth sprach dieses Thema ja schon indirekt an), wieviel von mir selbst in meinen Bildern eigentlich steckt. Sicherlich viel. Ein Psychotherapeut hätte wohl seine Freude daran, sie zu deuten. Gerade bei der abstrakten Malerei (obwohl diese Bilder hier eher halb-abstrakt sind) spielt das Unterbewusstsein sicher viel mit. Doch bei diesen Bildern lief das anders ab. Ich hatte doch - als Auftragsarbeit "Blauer Phoenix I und II" für meine Mutter gemalt. Diese Bilder hängen jetzt bei ihr in Chile an der Wand.
Gero gefielen die beiden so gut, dass er unbedingt eine Serie haben wollte, die auf die gleiche Art gearbeitet ist. Und die auch ein "Fabeltier" als Motiv haben sollten.
Und das habe ich dann gemacht. That's it.

Ich habe jetzt eine neue Serie begonnen, völlig andere Farben (nur Erdtöne), kein so klares Motiv. Und ich habe nicht die geringste Ahnung, was dabei herauskommen wird. Ich lass meine Hände einfach machen. ,-)

Schmunzelgrüße
Gabi

Quoth
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Beitragvon Quoth » 16.03.2012, 08:11

Gabriella hat geschrieben:Könnte ich mit meinen Händen auf der Leinwand ausdrücken, was meine Gedanken im Geiste treiben, wäre das fantastisch und man könnte sagen: Freud lässt grüßen. ,-)
Aber das geht schon deshalb nicht auf, weil die meisten meiner Bilder viel zu "dekorativ" sind. Meine Gedanken sind schwarz, morbide, melancholisch.
Es sind zwei Welten, in denen ich mich sozusagen austobe.

Hallo, Gabriella,
dies Auseinanderfallen in eine Händewelt (praktisch - anschaulich - sinnlich) und eine Gedankenwelt (Sprache, Texte, Tastatur) kann ich mir zwar schwer vorstellen, aber wenn Du es sagst ... Wer kennt Dich besser als Du?
Louise Bourgeois (deren Ausstellung ich kürzlich in der Hamburger Kunsthalle sah) hat 1950 auf einer Konferenz von Künstlern (sie war die einzige Künstlerin), auf der es um die Entstehung des Kunstwerks geht, zwei Fragen gestellt:
1. Definition des Begriffs 'Entstehung' - Entstehungsprozess. Ist es der Prozess des passiven Geborenwerdens oder ein Prozess des Gebärens?
2. Was bewirkt, dass ein Kunstwerk geboren wird? Was ist der ursprüngliche Impuls? Was treibt den Künstler zur Arbeit? Die Flucht vor der Depression (um eine Leere auszufüllen)? Die Wiedergabe von Vertrauen oder Vergnügen? Das Verstehen und die Lösung eines formalen Problems, die Neuordnung der Welt?
(Zitiert nach Ulf Küster: Louise Bourgeois, Hatje-Cantz, Ostfildern 2011

Frau Bourgeois hat auf ihre Fragen von den anwesenden Herren natürlich keine Antwort erhalten, sie haben sie ignoriert. Ich finde, es lassen sich mit ihrer Hilfe Deine zwei Lebenswelten durchaus zusammenführen.
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.03.2012, 10:39

Hallo Quoth,
Quoth hat geschrieben:dies Auseinanderfallen in eine Händewelt (praktisch - anschaulich - sinnlich) und eine Gedankenwelt (Sprache, Texte, Tastatur) kann ich mir zwar schwer vorstellen, aber wenn Du es sagst ... Wer kennt Dich besser als Du?

ja, diese Fragen von ihr haben schon was, klar.
Also, sagen wir es mal so: Es gibt Bilder von mir oder besser gesagt, es gab Bilder von mir, die ich gemalt habe, die durchaus meine düstere innere Seite wiedergeben. Doch diese Bilder mochte ich nicht und habe sie alle übermalt, weil sie mich erschrecken.
Zwei davon habe ich hier sogar mal eingestellt:

viewtopic.php?f=42&t=10102&hilit=Atemnot

Dieses Bild konnte ich nicht ertragen. Es schnürte mir tatsächlich die Luft ab.
Auch dieses hier:

viewtopic.php?f=42&t=11654&hilit=Corpus+delicti

Hier ist mir Lisa sogar auf die Schliche gekommen. ,-)

Weißt du, ich glaube schon, dass da zwei Welten in mir stecken. Einmal die düstere, dunkle Seite. Dann das andere Extrem: Fröhlich, weicher ...
Dazwischen gibt es nichts. Schwarz oder Weiß, keine Grauzone.
Und irgendwie versuche ich wohl unbewusst, dieses Dunkle in mir in den Bildern zu verdrängen, ich möchte es nicht vor mir SEHEN, es reicht, wenn ich es oft innerlich spüre und es fällt mir leichter, dies in Worten auszudrücken als in Bildern.

Liebe Grüße
Gabi

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 14.05.2012, 18:32

Liebe Gabi,

die sind wirklich sehr gelungen! Kürzlich habe ich die Fossilien der Grube Messel gesehen und fühle mich daran erinnert. Andererseits auch wieder an Schaltkreise auf Platinen. Ein immergültiges Prinzip der Verbindung und Verschaltung!

Ich würde mir wünschen, dass du die Bilder anderes fotografierst. Gut ausgeleuchtet, z.B. im Freien, und dann mit Stativ und ohne Blitz. Dann stören die Reflexionen nicht so.

lg
fenestra

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Beitragvon Mucki » 14.05.2012, 18:43

Huhu fenestra,

ich freu mich, dass dir meine Schnabelfüße gefallen. :-)
fenestra hat geschrieben:Ich würde mir wünschen, dass du die Bilder anderes fotografierst. Gut ausgeleuchtet, z.B. im Freien, und dann mit Stativ und ohne Blitz. Dann stören die Reflexionen nicht so.

Hab ich schon probiert. Das Problem (oder das Schöne) bei diesen fossilen Bildern ist, dass sie ja wirklich sehr stark glänzen. Und wenn ich sie draußen fotografiere, bekomme ich kein einziges gescheites Bild hin. Wenn die Sonne scheint, eh nicht, da dann auch immer irgendwo Reflexionen drauf sind. Und im Schatten kommen sie total grau rüber.
Diese Fotos hier sind im Wohnzimmer, bei zugezogenen Jalousien und mit Stativ aufgenommen.

Liebe Grüße
Gabi

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 15.05.2012, 10:33

Gefällt mir auch sehr gut. Diese Bilder haben so etwas dynamisches, dass ich sie gerne lange ansehe.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.05.2012, 12:36

Hallo Merlin,

danke dir! Das freut mich sehr. :-)
Dieser "dynamische" Eindruck, den du hast, entsteht vllt. dadurch, dass ich sie auch mit ziemlichem Elan gestaltet habe, sprich mit schneller und großer Bewegung beim Strukturieren. Ich denke da nicht nach, sondern lasse meinen Händen freien Lauf. Anders könnte ich gar nicht arbeiten. *g*

Liebe Grüße
Gabi

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 15.05.2012, 18:51

Gibt es eigentlich mal eine Ausstellung? Dann vergiss nicht, uns einzuladen! Wir dichten dann auch alle etwas zur Vernissage. :mrgreen:

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.05.2012, 19:41

Hallo fenestra,

ich würde sehr gerne eine Ausstellung machen, doch das ginge nur privat (aus verschied. Gründen).
Wer weiß, vielleicht ergibt sich ja mal so ein privates Treffen.
Dann könnt ihr die Bilder hier sehen. Aber dichten müsst ihr trotzdem! :mrgreen:

Liebe Grüße
Gabi


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