Drache

In dieser Rubrik finden Bilder, Fotografien, (Kurz-)Filme, Collagen, Cartoons und auch Abbildungen von Installationen oder Bildhauerei ihren Platz
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Sofia
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Beitragvon Sofia » 03.11.2017, 11:48

Hier malte ich mit einer Spachtel und pastosem Acryl auf Aquarellpapier.
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Acryl auf Papier 36x48.jpg

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Sofia
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Beitragvon Sofia » 04.11.2017, 10:59

Ich weiß nicht, was dich so sicher macht :) es kann doch sein, dass die Kunst an sich heilt, ganz gleich, ob man selbst kreiert oder nicht. So ist das jedenfalls bei mir. Es gibt unzählige Bilder, Skulpturen etc., die mich befreien und heilen, allein, weil ich sie betrachte, mich ihnen öffne. Kommunikation ist Therapie. Ach, Amanita, wie sehen das einfach ganz unterschiedlich :) Es gibt Menschen, ich kenne einige (zum Glück), die daraus ähnliche Energie schöpfen, wie ich.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 04.11.2017, 11:39

Pjotr ... "extrem abstrakt"? Das stimmt hier doch nicht.

@Sofia: Natürlich kann man aus einem Kunstwerk Energie schöpfen, das habe ich auch nicht bezweifelt. Wenn Du aber den Prozess, den nur Du empfinden kannst, dermaßen in den Vordergrund stellst, wird die Rezeption eine völlig andere sein, einfach weil Entstehung und fertiger Zustand was völlig anderes ist. Die Haptik von flüssiger Farbe (zum Beispiel) ist mit der des Bildes doch gar nicht vergleichbar.

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Sofia
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Beitragvon Sofia » 04.11.2017, 11:54

Offen gesagt fühle ich mich nicht verstanden und deine Beharrlichkeit scheint mir eher das Gespräch zu verschließen, statt es zu öffnen. Ich kenne deine Beweggründe nicht, der Art strikt zu sein, aber es sind deine.

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 04.11.2017, 12:05

Ich versuche gerade die Diskussion nachzuvollziehen, aber ich tue mich schwer damit.
Amanita, du schreibst, dass Sofia den Prozess in den Vordergrund rückt, aber tut sie das?
Im Eröffnungspost steht doch nur das Bild selbst mit einem knappen Kommentar zu verwendeten Materialien, so wie man es auch aus Museen kennt. Alles andere schrieb Sofia auf Nachfrage und was soll sie denn anderes antworten als ihre eigenen Beweggründe? Die muss man nicht teilen, die muss man nicht einmal nachvollziehen, vielleicht ist es spannender seine eigene Reise zu machen, aber man kann doch keine Manipulation der Rezeption bemängeln, wo der Künstler nur auf Anfrage reagiert.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 04.11.2017, 12:22

Ich bin von der Komposition ausgegangen ... habe Titel und Form in Beziehung gebracht ...

von "Manipulation" war bei mir nie die Rede. Aber irgendwie habe ich Probleme mit Heilung und so. Okay, das betrifft eher mich als das Bild.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 04.11.2017, 12:22

Amanita hat geschrieben:Pjotr ... "extrem abstrakt"? Das stimmt hier doch nicht.


In meinen Augen ist das völlig abstrakt; die Fächerstruktur kann ich, muss ich aber nicht, der Segelstruktur einer Dschunke oder der Flügelstruktur eines Drachens zuordnen. Und selbst da ist es nur die Struktur allein, nicht das naturalistische Ding an sich. In dieser Struktur allein gibt es keine naturalistischen Raumgesetze.


Amanita hat geschrieben:Wenn Du aber den Prozess, den nur Du empfinden kannst, dermaßen in den Vordergrund stellst, wird die Rezeption eine völlig andere sein, einfach weil Entstehung und fertiger Zustand was völlig anderes ist.


Ich behaupte, dass ich den Prozess (in diesem Beispiel) auch empfinden kann. Ob er mit dem des Malers übereinstimmt, kann natürlich niemand wissen. Aber genauso wenig kannst Du das Gegenteil wissen, Amanita, und Deine Vermutung zum allgemeinen Gesetz erheben.


Amanita hat geschrieben:Die Haptik von flüssiger Farbe (zum Beispiel) ist mit der des Bildes doch gar nicht vergleichbar.


Ich habe in meinem Leben flüssige Farbe doch schon über meine Sinne erfahren, und kenne Prozesse und Ergebnisse. Das ermöglicht mir Empathie, genauso wie man dank Empathie beim Betrachten von erfahrenen Gesichtsausdrücken, zum Beispiel, Gefühle empfinden kann für denjenigen, der den Gesichtsausdruck tätigt. Die Muskelbewegung steht im Ausdruck.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 04.11.2017, 12:25

@Pjotr: Wissen/ Kennen ist doch was anderes als wirklich-im-Moment erfahren ...

Und wenn "extrem abstrakt", dann ist es einfach eine Farbmischungs-Studie. Kein Drache und auch nix anderes.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 04.11.2017, 12:34

Endlich mal wieder was los hier in der Galerie.


Wie gesagt, Prozess und Ergebnis sehe ich in so einem Fall als ein und das selbe, denn das Ergebnis zeigt den Prozess. Ein Spurenbild zeigt den Prozess des Spurenlegens. Dieses Bild ist eine Geschichte. Eine Malgeschichte. Jeder Klecks ist ein Wort. Jede Klecksreihe ist ein Vers. Wenn ich einen Roman lese, dann lese ich doch auch einen Prozess. Der fertige Roman ist ein Ergebnis, das Lesen des Romans ist ein Prozess. Und zwar einer, der dem Schreiben des Romans sehr nahe kommen kann.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 04.11.2017, 14:34

Ich sehe gar keinen Drachen. Ich sehe einen verzweifelten Stier ohne Hörner. Der Kopf ist rechts im unteren Bereich. Ist das auch euer Drachenkopf? Der Stier scharrt mit dem rechten Hinterlauf und ist kurz vor dem Losschießen. Er ist schon vielfach verletzt worden (rote Blutbereiche) und wird wohl das letzte Mal vorpreschen. "Tortura! Ni arte, ni cultura!'. Die fehlenden Hörner betonen die Chancenungleichheit auf schmerzliche Weise.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 04.11.2017, 14:51

Nifl hat geschrieben:Ich sehe gar keinen Drachen. Ich sehe einen verzweifelten Stier ohne Hörner. Der Kopf ist rechts im unteren Bereich. Ist das auch euer Drachenkopf? Der Stier scharrt mit dem rechten Hinterlauf und ist kurz vor dem Losschießen. Er ist schon vielfach verletzt worden (rote Blutbereiche) und wird wohl das letzte Mal vorpreschen. "Tortura! Ni arte, ni cultura!'. Die fehlenden Hörner betonen die Chancenungleichheit auf schmerzliche Weise.


und der Reiter holt mit seiner Axt zum finalen Schlag aus, dass das Blut spritzt!

Oder ist es doch eine Winkerkrabbe mit dem Kopf oben links?
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

Nifl
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Beitragvon Nifl » 04.11.2017, 15:12

Whow, ja, die sehe ich auch.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Klara
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Beitragvon Klara » 05.11.2017, 14:25

Hallo,

das ist ein spannendes Rätselraten :)
Ich sehe einen Krebs (rechts), der zugleich ein Papagei ist (links), und bin mir noch nicht schlüssig, welche Gefühle das in mir auslöst, ob überhaupt andere als "BUNT!!!".
Habe mir meine eigene Unschlüssigkeit gerne mit dem Bild angeschaut.

herzlich
klara

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Sofia
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Beitragvon Sofia » 05.11.2017, 15:27

Hallo Klara,

das ist toll! Den Drachen zu sehen ist ja nicht zwingend und zudem freut es mich, dann selbst auf die Suche zu gehen, um vielleicht auch den Krebs, Stier, Papagei oder was sonst noch darin geborgen liegt, zu erkennen. Und bunt braucht die Welt :)

Liebe Grüße
Sofia

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 06.11.2017, 01:14

Alle (fast alle) reden von "Objekte erkennen". Deshalb wundert es mich nicht, dass ich missverstanden werde. In meinem Gehirn läuft da beim Betrachten etwas anderes ab. Mein Hirn sieht einen Film. Der Film beginnt mit einer weißen Fläche. Dann werden nach und nach farbige Spuren gelegt. Jede Spur lädt ein, eine weitere Spur zu legen, und auf die vorige mit einer anderen Farbe zu antworten. Die Farben reden miteinander. Klingt hochgestochen, ja. Jedenfalls gibt es (generell) eine Wechselwirkung unter den Farben, wenn Farben nebeneinander erscheinen. Auch eine Farbe allein kann natürlich etwas bewirken im Hirn (nicht das Pigment, sondern das Hirn generiert letztendlich die Farbe; das Pigment erzeugt nur eine elektromagnetische Photonenwelle mit einer bestimmten Frequenz, das allein ist noch keine mentale Farbqualität; das eine Hirn mag bei 550 Terrahertz ein Grün empfinden, das andere ein Rot etc., keiner kennt des anderen Farbempfinden), also auch eine Farbe allein kann etwas bewirken, aber starke Wirkungen entstehen erst, wenn verschiedene Farben nebeneinander erscheinen. Erst das Nebeneinander verschiedener Farben erzeugt die große Spannung; darin liegt eine Wechselwirkung. Die Farben klingen miteinander, indem man sie kombiniert. Rot-und-Weiß kommuniziert etwas anderes als Rot-und-Schwarz. Ich nenne das hochgestochen "miteinander reden". Solche Effekte im visuellen gibt es auch im akustischen. Wir alle kennen den Unterschied zwischen Moll und Dur, zum Beispiel. C-Dur enthält drei Farben: c, e, und g. Jeder einzelne Ton für sich hat eine Wirkung. Eine besonders starke Wirkung entsteht aber erst durch das Nebeneinandersetzen mehrerer, verschiedener Töne. C, e, g wirkt beispielsweise heiter; c, es, g hingegen tragisch. Wenn man nun noch eine weitere Ebene draufsetzt und Moll- und Dur-Akkorde entlang der Zeitachse kombiniert, kann der Moll-Akkord eventuell wiederum seine Tragik entschärfen und beispielsweise Freude bewirken. Das ist alles einleuchtend, oder? Erst durch die parallele und auch chronologische Kombination vielerlei Musiktöne entsteht die intensive Kommunikation; ebenso sehe ich das in Farbtönen. Parallele und chronologische Kombination vielerlei Farbtöne. Ich suche da kein Drachenobjekt. Ich sehe einen Film, ein Musikstück. Musik gibt es nicht als Schnappschuss oder Ergebnis. Musik ist ein Prozess. Ich fühle mit, wenn ein blauer Malstrich an dieser Stelle vollendet ist. Fühle mit, wenn jetzt an jener Stelle intuitiv ein roter folgen muss, und zwar in genau diesem Rot, und an genau jener Stelle beginnend, in die eine Richtung wandernd, und so weiter. Das Bild ist ein Notenblatt, ein Tonband, ein entrollter Film. Sehe ich in den Noten einen Drachen? Möglicherweise. Musik ist immer abstrakt. Ich kann auch einen Krebs sehen. Musik ist aber vor allem emotional. Sonst wäre es keine. Ist ein Drachenobjekt an sich emotional? Die Emotion steckt woanders drin. Im Prozess, in der Identität, und Identität entsteht erst durch Geschichte, durch Prozess.


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