Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 02.02.2016, 22:54

Ich bin - kein Mann der Tat
und einen Koffer hab ich lang
schon nicht mehr fremde Länder
besuch ich nur per Lieblingssender
vom Sofa aus wird mir nicht bang
ich reise mit dem Apparat

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 03.02.2016, 10:27

ich nicht

der apparat reist mit mir
aber wer beobachtet schon genau
es wirkt auch so. nur so.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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birke
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Beitragvon birke » 03.02.2016, 19:13

es wirkt so
als sei ich nie auf reisen
jede nacht
pack ich die koffer
und immer vergesse ich etwas
oder verliere 
unwichtige dinge zum beispiel 
mein herz
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

pjesma

Beitragvon pjesma » 03.02.2016, 20:33

xxx
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Gerda

Beitragvon Gerda » 03.02.2016, 21:10

ich frage nicht
nach den jahresringen im holz
dem du form gibst
und
ob ein astloch deine vorstellung
von ebenmaß stört
nichts von all dem passt in einen koffer

Gerda

Beitragvon Gerda » 03.02.2016, 21:19

einen holzkoffer zeigtest du mir

mit dem du aus Ägypten
zu hause ankamst
entlassen
aus der kriegsgefangenschaft
in der du schuhe geschustert
und gut behandelt worden bist

nie hättest du dein leben
hineingepackt das neu begann

mit den jahren wurde selbst
das leere Gepäck leichter

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nera
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Beitragvon nera » 04.02.2016, 01:25

der wolkenteppich meiner kindheit
und die landeplätze
skizziert auf der tapete meines mädchenzimmers
markierten oasen
und alles genügte
was in die hosentasche passte
später habe ich die nagelschere vermisst
und nadel und faden
das licht faltet die tapeten noch immer
zu schatzkarten
nur
die wolken oder teppiche
sind da und sind nicht
mehr heimat, jede oase erinnert
an wüsten und das gepäck passt noch immer
in hosentaschen oder wird verschwiegen
mitgeschleppt habe ich sandsäcke
erinnerungen an die zukunft
es wirkt
warum
Zuletzt geändert von nera am 04.02.2016, 01:35, insgesamt 2-mal geändert.

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nera
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Beitragvon nera » 04.02.2016, 01:34

der apparat reist in mir
von wadi zu wadi
dieses erstaunen wenn es fließt
immer aufs neue
und nicht die nicht gepackten taschen
und die flügel oder die engel
auf die man sich besinnt
wenn es fließt und die teppiche die wolken
gespinste

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.02.2016, 12:37

die schönsten länder bereist
verrückte szenen fotografiert
das leben durch die linse gefilmt
doch nicht mit meinen augen gesehen

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Eule
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Beitragvon Eule » 04.02.2016, 23:10

länder vereist
die linsen eingetrübt
durch eines der bullaugen
verzerrt kommt mir die Welt vor
verloren gehen nicht nur die menschen
Ein Klang zum Sprachspiel.

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birke
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Beitragvon birke » 05.02.2016, 14:25

verloren gehen die menschen
in der stadt
ein kläglicher löwenzahn
beißt sich durchs grau
trotzt dem lärm, dem gestank
der enge und den hastenden schritten
die stadt franst aus
am rande stehst du, der atem
verliert sich auf der straße
ins nichts
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 05.02.2016, 16:28

das nichts verliert sich zu einer straße
auf der ich meine füße nicht als meine erkenne

lieber sollten sie gar nicht da sein
meine ich
aber sie möchten

also folge ich

schließlich ist mein misstrauen gegen mich
weitaus angebrachter als
gegen sie
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.02.2016, 16:38

laufen, nein schweben
wie eine afghanische windhündin
den boden berührt sie nicht
sie tänzelt, fliegt wie ihr seidiges haar
ich lief und als ich sie sah
konnte ich nur noch stehenbleiben
ihr nachschauen
dieses wunderwesen
bewundern und staunen
nur noch staunen

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 05.02.2016, 17:24

Staunen
wie ein Kind
über einen Marienkäfer,
ein Reisender in fernen Ländern
oder auch nur über die Tiere im Zoo
staunend fragen
warum ich die Fernbedienung ausgerechnet jetzt
im Kühlschrank vergessen hab
und wo eigentlich mein Koffer geblieben ist
wo es doch gleich
Menschen, Länder und Abenteuer
zu bestaunen gibt


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