Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Klara
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Beitragvon Klara » 07.07.2017, 11:46

alibi

Regularien meiner Kirche
Szenarien meiner Seele
Vereint mit dem Papst Franziskus und allen Heiligen
Segenswünschen über die Wiegen verstreut
anderswo

Verhaftet Ihr alibi-Eltern Ich habe euch
Lieb für alles, was ihr mir angetan und preise
Eure teuren Namen
Vereint mit der Seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria Die weiß
Gott keine Nonne war

Ihr ließet mich taufen unter Gottes Wort
Wie jedes Kind tanzte ich auf
Dem Vierten Gebot Ohne euch
Wär ich nicht
Euer Takt gab mein Leben, das ich auf Worten

balancier, die ihr nicht bestimmt
Jedes rechtschaffen, jedes fehlbar, jedes aus
Schmerz gemacht
Euch nicht zumutbar, unleserlich
In den Körper gebrannt Mein Darben

Will ich euch nicht antun
Mit euern verkrüppelten Herzen
ließet ihr meines bluten Vermutlich
War das, was ihr konntet Ich trage
Die ganze Sehnsucht

Nach Für euch, die mich zeugten
Konntet nur ihr sein Ihr
schicktet mich
quasi-Kind
In die Welt

Von Beginn an zu groß Zu schwer
Ich wiege in Versen
Verlangen
Ich gieße
Den Widerspenst und den Traum auf

Was ihr sätet Ich lege
Mein Werden darüber
Freiwillig Frei
Wie es euch ziemt
Danke ich für die Zucht

Niko

Beitragvon Niko » 09.07.2017, 05:09

diese abrechnungen
kennen keine bilanzen
sie genügen
sie gefallen sich selbst

ihr geschmack
ist dennoch bitter
weil sie gemalte bilder sehen
voller wünsche und
vorbei gelaufenem leben

was habe ich gewonnen
wenn ich mich so sehr verloren habe
in der abrechnung
bin ich der preis

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birke
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Beitragvon birke » 11.07.2017, 12:39

.
auf dem weg zu dir
hab ich mich gefunden

.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 11.07.2017, 17:11

zu dir gefunden
auf dem weg
zu mir
angekommen
bei uns

Nifl
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Beitragvon Nifl » 14.07.2017, 19:25

Sorgsam und schmal
im Nebelgewöll türmen
und an sich halten
Schauverbote in aller Himmel
besonders nicht zurück
ein Flattern legt sich aufs Lid
als hättest du einen Preis
und ich sei Höhenschwindler
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Niko

Beitragvon Niko » 15.07.2017, 00:26

fehlt nur noch im gewöll
ein mäandern der begehrlichkeiten
nach verronnener chancennacht

und schauverbot
für sehende sehnende
ein hurra auf die blindheit
die nicht nach dem Weg fragt
sondern ihn spürt oder stürzt
oder ziellos wird

ich lese im lied
und weine aufs wort
das immer sieht
tiefer in die vereisten schluchten
als ich je denken kann

Niko

Beitragvon Niko » 21.07.2017, 01:26


sonnengewandet


im licht trugen sich
gewölbte firmamente
trafen aufeinander
und erzählten sich
von unendlichkeiten
von momenten

im blau tanzten die risse
neue ornamente
und niemand sah
was nicht verborgen war

wäre ein seufzen nur ein wort
ein sehnen ein blick
doch es ist so
das entdeckte bleibt
eingraviert im unentdeckten

im licht tragen sich gewölbte firmamente

.

(gewidmet)

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birke
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Beitragvon birke » 21.07.2017, 23:04

und niemand sah
was nicht verbogen war, gerade
als ich dich rief, schlief
die erde und träumte
wie die menschen erwachen
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 22.07.2017, 04:20

als die erde träumte
sang ich das stille lied
űber den pinguin
der fliegen wollte

der himmel weigerte sich
ihn zu tragen
und der pinguin verlor
mut und halt
und ließ seine federn

er ging ins wasser
weil er nicht konnte
wie er wollte
weil unerträglich war
die flügel verloren zu haben

und als er in sein unglück sprang
und alles verloren hatte
flog er durch die meere
blitzschnell
fühlte er sich fliegend
und wie ein könig

und ich träumte
als der himmel sang

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birke
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Beitragvon birke » 30.07.2017, 23:51

.
kanal 17
ultrakurzwelle
musik
oder die umwerfende stimme
der strömung

.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 31.07.2017, 02:26

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Klara
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Beitragvon Klara » 02.08.2017, 08:25

Die Zeit in der ich
Hätte ich so ein Alleskönner Alleswisser Immerzu-Telefon
Mir ein Bild vom See
Oder vom Blitz
Oder von deinem Lächeln machte
Sähe ich nicht:
Den See
Den Blitz
Dein Lächeln.
Ich würde
Bearbeiten Speichern Irgendwohin senden Verwalten
All die Zeit schenkte ich
Dem Gerät dem Später dem Beweis dem Zeigen
Nicht:
Dem See
Dem Blitz
Dir.

Niko

Beitragvon Niko » 02.08.2017, 17:15


Das Gewitter


Schon ziehen dunkle Wolken drohend auf, schwarz türmen sie sich über meinem Haus.
Von weitem donnert, grollt es schon zuhauf.
Zwar leise noch, doch mir ist's schon ein Graus.

Es zucken zischend grelle helle Blitze.
Sie schleudern sich blitzartig zu mir nieder
und graben sich durch kleinste Himmelsschlitze
Und Peitschen nieder. Immer, immer wieder.

Es regnet stark, die Schleusen sind weit offen.
Der Wind tobt, pfeift und zerrt an allen Bäumen
Entfesselt die Gewalten und wir hoffen
das wir dies ganze Ungemach nur träumen.

Dann wird es still. Ein Donner noch verklingt.
Die Luft ist rein. Das Leben singt beschwingt.


.

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birke
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Beitragvon birke » 06.08.2017, 00:24

gewitter gewittert
wittert, twittert
reinigendes wort
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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