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Lyrischer Dialog
Verfasst: 11.08.2006, 17:59
von Nifl
Liebe Schreibfanatiker,
ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen
unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!
Verfasst: 11.06.2017, 00:17
von birke
du setzt die segel selbst
bei sturm
wittern sie unsere nähe
zum meer
weil wir frei sind
zugeneigt
dem wind ergeben
er gibt auftrieb
unser leben
zu lenken
zu schenken
wie sicher das schiff
uns über alles
gleiten lässt
hand in hand
Verfasst: 12.06.2017, 21:12
von Nifl
Unsere Hände sind seetüchtig
auch hier beim Landgang
schaukeln wir die Arme
streichen über Segeltücher
tasten nach der Form dahinter
als könnten wir alles
nachmachen
uns Wellenkämme schenken
bei Nacht
Verfasst: 14.06.2017, 00:15
von Niko
nischen
dort wo wir begreifen
stehlen sie unsere uferlosigkeit
halte nicht fest
flűsterst du laut
in die nacht
aber leise gräbt sich
ein wort in den himmel
und bevorratet uns
mit hoffnung und glaube
hatt es wohl nichts zu tun
wir nehmen gern das
was wir kriegen
das andere
Verfasst: 17.06.2017, 20:16
von Ylvi
wir streichen die segel
mit weißen punkten
und warten auf den wind ; und wenn
wir auf den stegen sitzen
als berührten sich unsere
fingerspitzen
schneiden wir uns noch immer
ins eigene
Verfasst: 24.06.2017, 10:28
von Niko
stumm
die blicke suchen
die unendlichkeit
zwischen dem verblassenden rot
und dem tiefen blau
eine grauzone
du atmetest
seufzend
als ginge etwas unter in dir
wir nahmen uns an die hand
blűtenweiß
unsere blicke
die den horizont
in des anderen augen fanden
und die see rauschte
zu diesem schwebenden moment
.
Verfasst: 30.06.2017, 23:50
von birke
eine grauzone
ohne rot und blau
und grün
funkelt dein blick
der tief und tiefer
versinkt in meinem
und wann wir die töne
verlassen wissen wir
nicht und plötzlich
ist der traum
kein traum mehr
Verfasst: 01.07.2017, 09:03
von Nifl
Alles Fleisch macht der Mai
schon wieder geschlossen
da nützen auch die Sterne und Farben
nichts in den Augen
und Leere plätschert heraus
Nicht einschlafen nicht einschlafen
rufen sie
schlagen ins Gesicht
und romantisch zieht es
von dort zum Schluss allein
Verfasst: 01.07.2017, 09:08
von Ylvi
die verlassenen töne und der knopf
(eine Schülerei)
einmal muss ich wieder wind sein
und über deinen kühlen kopf streichen
du legst dich zu mir wie birkenrinde
und wir sinken unters weiß
so landen wir see und blau
in unseren worten – leben wir
längst hat jemand diesen knopf gedrückt
da musste ich singen
und war so allein
Verfasst: 01.07.2017, 10:29
von Eule
Dreiteiler
Die Sommersterne über
Den Ästuaren werden
Morgens schon unsichtbar.
Verfasst: 03.07.2017, 04:38
von Niko
sieben nach vier
erster vogelgesang
gestern trieb mich
die vergessliche sprache
in einen wortkargen wahnsinn
ich verblutete
an meinen aufgaben
lernte ich
jedes wort
war dunkelkammer
hefeloses brot
und
eine tűr vor der wand
ich nahm jetzt
was ich nicht kriegen konnte
und schwieg letzte silben
in die randlosigkeit
fünf vor zwölf
Verfasst: 04.07.2017, 00:07
von birke
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Verfasst: 05.07.2017, 01:45
von Niko
ein wort geht dahin
wo es bleiben kann
es lehnt sich an gedanken
klemmt sich zwischen meinungen
redet zweifel aus dem staub
ein wort lächelte uns an
weil wir uns danach sehnten
und noch im schweigen
schnappt es nach luft
dahin geht ein wort
wo es bleiben kann
sagt es niemandem
es bleibt
und sät erneut
wortwege
Verfasst: 06.07.2017, 15:06
von Ylvi
wir trinken die worte wie vodka
weiser aus dem morgenland
hab den stern für dich vergraben
und wie die funken fliegen
unter der decke dem zaum
ich beiß mir auf den finger
wenn wir schwanken
dann nur im toten winkel
und an feiertagen
Verfasst: 06.07.2017, 19:17
von Nifl
Zungenwanderung mit Wodka und Zimt
Bei vierzigprozentiger Wortwahrscheinlichkeit
brennt es leicht
im Hals neben den Klößen
die immer halbgar sind
fuseln und zittern
et Spiritus sankti
in großen Schlücken
Zehnmeterverse schreiben
sich selbst wiederbeleben
und dem Sternengrab gedenken