Phileas Tagebuch

Hier ist Raum für Fortsetzungsgeschichten, das Wort der Woche, interne Schreibwettbewerbe und alle anderen literarischen Projekte, bei denen mehrere Saloner zusammenarbeiten
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 27.09.2006, 15:48

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Phileas Weltenbummler war ein ziemlich durchschnittlicher Typ. Ob er das bleiben wird, wer weiß. Jedenfalls zog er eines plötzlichen Tages hinaus, aus seiner Wohnung und in die Welt, ohne genau zu wissen warum und wohin. Auf seiner Reise wird er einiges erleben und er macht sich so seine Gedanken... gut, da es sich um ein Mitschreibprojekt handelt, ist unser guter Phileas nun ein wenig multip - aber wen stört das schon?





:idee: Wie kann ich mitmachen?


1) Die Figur sollte dir ein wenig vertraut sein. Und falls nötig sollte das Geschehen sich am letzten Beitrag orientieren. Wenn dort steht, dass Phileas gerade in Australien gelandet ist, macht es nicht viel Sinn ihn den Kölner Dom bewundern zu lassen.

2) Der letzte Eintrag gilt immer als die Nahtstelle, an die du deine Tagebuchnotizen anschließt.

3) Grundsätzlich gilt: Es wird in der Ich-Form (1. Person Sg.) geschrieben. Beiträge, die nicht in dieser Form gehalten sind, werden editiert oder nicht berücksichtigt.

4) Phileas ist weder Idiot noch zwanghafter Intellektueller. Er kann also sehr wohl philosophisch aufgelegt sein als auch platte Wortwitze machen -- aber auch wenn Phileas nur eine Figur ist, hat er eine Schmerzgrenze. Nicht zu akzeptierende Beiträge (In Anlehnung an Punkt 5 des Regelwerks dieses Forums) werden gelöscht.

Neugierig?

Dann schreib die Welt von, um , mit und über den Weltenbummler Phileas. Oder beginne einfach damit zu lesen, was ihm schon alles passiert ist. Wenn du chronologisch beim Lesen vorgehen willst und nicht nur den neuesten Beitrag suchst, dann beginne hier:
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Eule
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Beitragvon Eule » 27.09.2012, 18:56

[19] Wieder so ein Beschluss. Ich beschloss, im noch namenlosen hier zu bleiben. Genauso unsinnig vielleicht, wie während der Fahrt aus einem Auto zu steigen. Ich gehe zum LKW, hole mein Reisegepäck unter der Plane raus und lege es neben den Gartenstuhl. finito, das wars. Komme was will. Dann lege ich mich ins Gras, den Kopf auf dem Rucksack, und schlafe selber ein.
Ein Klang zum Sprachspiel.

Niko

Beitragvon Niko » 29.09.2012, 14:16

Aber die Dinge sind selten so einfach, wie sie scheinen. Schon nach dem Aufwachen sieht vieles ganz anders aus, als ich es mir zum Einschlafen ausgemalt hatte.

Ich schrecke hoch. Obschon ich Dank des Sturzes von der Ladefläche des LKW´s uhrlos bin, so bin ich doch nicht ohne Zeitgefühl. Ich spüre beim Augenaufschlag gleich, dass es später Vormittag sein muss.
Aber - wollte ich nicht sowieso bleiben? Ist es damit nicht auch egal, wann ich aufwache? Die Vorstellung, so schlussfolgere ich gleich, dass Raffaele einfach so ohne einen Abschied, ohne ein Wort weitergefahren sein könnte, würde mir nicht gefallen. Irgendwie habe ich diesen alten Kauz liebgewonnen. Mehr denn je. Vielleicht auch und gerade, WEIL vieles von ihm so undurchsichtig ist. Ich werde wohl herausfinden müssen, was es mit diesem alten Mann und seinem obskuren Geheimnis auf sich hat.

Gaia hatte mich entdeckt und kommt mir von Weitem lächelnd entgegen. Je näher sie kommt, desto mehr stört mich ihr Lächeln. Es gibt viele Arten des Lächelns. Das geringschätzende, herablassende Lächeln, das leicht zu entlarven ist, weil Mund und Augen nicht im Einklang sind. Dann gibt es das warme Lächeln, wo Mund und Augen alle Güte und Liebe verstreuen können, die jemand in sich spürt. - Dieses Lächeln hat Gaia leider überhaupt nicht. Dann gibt es noch beispielsweise das "Kamera-Lächeln", verkrampft und nichtssagend.

Aber nichts von alledem beschreibt das Lächeln von Gaia. Es ist ein kaum definierbares Zusammenspiel von Ohnmacht und Angst. Ihre Augen sind weit geöffnet, Als suche sie panisch nach etwas, was sie nicht finden kann. Und es scheint, als hätte sie nicht viel Zeit dazu. Und hinzu kommt dieses Gefühl von Ohnmacht, das Gaia vermittelt! Obwohl ihre Augen unruhig und weit und suchend sind, so wirkt sie auf der anderen Seite nahezu stoisch.
Irgendetwas musste geschehen sein, während ich schlief. Gaia steht nun vor mir. Ihre Verkrampftheit hat sich mittlerweile auch auf mich übertragen. Sie ist völlig außer Atem. "Was ist denn blos passiert?" rufe ich ihr entgegen. Gaia versucht zu antworten. Ihre Lippen bewegen sich beinahe so unruhig wie ihre Augen. Aber kein Ton kommt über ihre Lippen. Sie zittert am ganzen Körper.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.11.2012, 17:31

[Tagebucheintrag 21]

"Tutti bene?", frage ich sie besorgt und berühre ihren Arm. Gaia zuckt zusammen und geht einen Schritt zurück. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Als ich Raffaele sehe, steigt Erleichterung in mir auf.
"Raffaele?" Ich winke ihm auffordernd zu. Er kommt zu uns.
"Irgend etwas stimmt hier nicht. Gaia ist ganz aufgelöst und ich verstehe sie nicht. Was ist hier los?"
Der Alte runzelt die Stirn und winkt ab.
"Wir müssen gehen, Phileas. Subito. Komm, pack deine Sachen in den Wagen. Wir müssen hier weg. Das ist nicht unsere Angelegenheit. Wenn wir uns einmischen, bekommen wir nichts als Schwierigkeiten. Los jetzt!" Er geht zum Laster. Ratlos schaue ich auf Gaia, die mich eindringlich anguckt, als würde sie um Hilfe rufen. Doch was soll oder was kann ich tun? Gar nichts kann ich tun. Meine Ohnmacht macht mich wütend. Vielleicht bin ich auch einfach zu feige. Ich nehme meinen Rucksack und folge Raffaele.

jondoy
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Beitragvon jondoy » 19.11.2012, 21:37

[Tagebucheintrag 22]

Raffaele schmeißt den Motor seines Lasters an, öffnet die Beifahrertür für mich, und ich steige ein.
"Wo soll es jetzt hingehen?"
"Immer in Bewegung bleiben."
Der Motor des alten Lasters ächzt, nimmt röchelnd langsam Fahrt auf, seine Ladefläche klatscht scheppernd Beifall.
Ich drehe die Fensterscheibe runter und und blicke mich nach Gaia um, die wie angewurzelt vor dem Gehöft steht und uns hinterher sieht, als wären wir die untergehende Sonne.
Der Moment verleiht dem sich aus dem Staub machen hier eine naturalistische Note.

Wortlos sitzen wir im Laster eine Weile nebeneinander.
"Ich habe heut nacht geträumt, dass ich dich mit deinem Laster zurück lasse".
Raffaele grinst, fängt an zu lachen, meint schließlich: "Gib nichts auf Träume".
Sein Lachen ist ansteckend, ich lache mit und reiße dann die Beifahrertür auf.
Mit einem Handzeichen gibt er mir zu verstehen, was er davon hält.
Ich beleidige seine Familie, zieh die Beifahrertür wieder zu, und wir sind quitt.


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