Das Sterben der Grabsteine

Hier ist Raum für Fortsetzungsgeschichten, das Wort der Woche, interne Schreibwettbewerbe und alle anderen literarischen Projekte, bei denen mehrere Saloner zusammenarbeiten
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 14.03.2009, 23:08

Hallo,

als neue Mama lernt man ja erst so richtig, welche Wege man alle so in seiner Umgebung gehen kann - weil man nicht immer die selben gehen möchte beim Spazierenfahren. Und so habe ich bei mir in der Nähe einen alten Friedhof entdeckt. Und darauf etwas kurioses: Nämlich ein (Hügelgrab)weggeworfene(r) Grabsteine:


Bild

daraus entstand in mir die Zeile: Das Sterben der Grabsteine.

Und dann dachte ich, dass es toll wäre, unter diesem Titel ein Gedicht zu schreiben über die (traurigen) Absurditäten der (deutschen?) Welt. Dass z.B. an einem Hochhaus 80 Satellitenschüsseln hängen, obwohl sich alle eine teilen können etc. und all dieses...was alles weggeworfen wird, was nicht gefunden wird, wie Menschen miteinander umgehen, den Kitsch, die Hässlichkeit des Materials, die fehlenden Tiere und alles halt.

Aber wie das leider mit mir ist: Ich habe unzählige Ideen, aber ich bin eine sagbar schlechte Umsetzerin - und dann so ein gesellschaft(skritisches) Gedicht - das würde bei mir eh nie was werden und so langsam geht mir meine Worddatei, in der viele einzelne Zeilen stehen, auf die Nerven. Und so dachte ich: Eigentlich müsste man so ein Gedicht doch auch aus verschiedenen Stimmen zusammensetzen - es sind ja auch ganz viele verschiedene Blickwinkel..und dann dachte ich, daraus könnte man prima ein Gemeinschaftsprojekt machen - und da es kaum einen Arbeitsaufwand für mich hat (ich habe ja nicht soviel Zeit), dachte ich, ich darf es mir auch erlauben es einzustellen, weil ich versprechen kann, dass es -mit eurer Hilfe - auch fertig wird.

So frage ich also, ob wir hier nicht ein gemeinsames Gedicht unter dem Titel "das Sterben der Grabsteine" erschaffen wollen, indem jeder Beobachtungen oder fertige Zeilen (oder nur eine) hier postet und ich es vermische und mithilfe von z.B. Bündigkeit formal setze.


Prozedere:


1. Ihr überlegt euch Zeilen und setzt sie hier mit oder ohne Kommentar/Erklärung ein. Sie dürfen so lang sein, wie ihr möchtet und auch der Stil darf durchaus stark variieren (so wie die Stimmen im Land ja auch sind).

2. Ich würde mir (mit euch) aussuchen, welche Zeilen ich schlussendlich in den Text mit aufnehmen möchte, vielleicht auch einige Zeilen (in Absprache!) variieren, falls "nötig" und den Text formal gestalten.

3. Wäre es schön, wenn es einen Refrain gäbe, der die ganzen verschiedenen Szenen miteinander zusammensummt. Vielleicht fällt mir einer ein, vielleicht jemandem, vielleicht uns zusammen.

Ich würde hier im Kopfposting dann immer den derzeitigen Stand des Gedichts festhalten und irgendwann (mit euch) beschließen, dass das ganze fertig ist.
Natürlich hätten wir alle zusammen das Recht an dem Gedicht und ich würde nur die Zeilen in der Ebndversion lassen, die die Autoren auch in der Endversion sehen wollen (d.h., wenn einem Autor die Endversion nicht gefällt, darf er seine Zeiilen natürlich auch zurückziehen).


Ich würde mich so freuen, wenn wir ein kleines, kurzes oder längeres Gedicht so zusammen kriegen. Vierlleicht können wir es ja auch zu einem kleinen wettbewerb oder einer Zeitschrift schicken.

liebe Grüße,
Lisa




Derzeitige Version (14.3.09)

Präsentation des geplanten Aufbaus (7.6.09)


Geplanter Aufbau zum ‘Sterben der Grabsteine’



Kleiner Auftakt [im Sinne eines anrufendem Prosalogs]
Format: rechtsbündig
Status: Fertig (wird am 9.6.09 einegstellt)



Erster Hauptblock [Inhalt: beklemmende, traurige Beobachtungen über Deutschland]
Format: Blocksatz, je eine Beobachtung durch ein “|” getrennt, Verlinkung dieser einzelnen Sätze zu Bildern und Photographien bei der Webversion möglich
Status: Erster Entwurf zu Veranschaulichungszwecken wird am 9.6.09 eingestellt


Refrain
Format: kursiv, zentriert, kurz, unverändert wiederholt auftauchend
Status: Erster Entwurf zu Veranschaulichungszwecken wird am 9.6.09 eingestellt


Zweiter Hauptblock
[Inhalt: gesammelte Beobachtungen zu den Grabsteinen, hier integrieren wir alle Passagen, die direkt um das Sterben, die Friedhöfe, den Tod kreisen.]
Format: Blocksatz, , je eine Beobachtung durch ein “|” getrennt, Verlinkung dieser einzelnen Sätze zu Bildern und Photographien bei der Webversion möglich, dieser Textteil soll genau den Mittelpunkt des ganzen Textes bilden, so hat er das Sterben explizit und übertragen zum Thema und von der expliziten Behandlung aus schlägt das Thema hin zum Metaphorischem Wellen, als sei ein Stein ins Wasser gefallen
Status: Material wird die nächsten Tage gesichtet, dann erster Entwurf eingestellt

Refrain
Format: kursiv, zentriert, kurz, unverändert wiederholt auftauchend
Status: Erster Entwurf zu Veranschaulichungszwecken eingestellt


Dritter Hauptblock [Inhalt: noch einmal beklemmende, traurige Beobachtungen über Deutschland]
Format: Blocksatz, je eine Beobachtung durch ein “|” getrennt, Verlinkung dieser einzelnen Sätze zu Bildern und Photographien bei der Webversion möglich
Status: hier müssen wir noch Material sammeln


Refrain /Epilog
Format: kursiv, zentriert, kurz, vielleicht hier in einer Schlussfassung noch leicht varriert oder es folgt noch ein Epilog, danna ber in anderem Stil als der Prosalog, vielleicht schmutziger, rotziger, weniger erkennbar anrufend.
Status: Erster Entwurf zu Veranschaulichungszwecken eingestellt



Dazwischen eingestreut überall “Passantensätze” [Zwischen diesen ganzen Passagen würde ich immer wieder in Anführungsstrichen (oder kursiv) einzelne Sätze einfügen, die aus aufgeschnappten Sätzen der Mitmenschen (zum Beispiel im Bus, im eigenen Haus, in der Verwandtschaft, auf der Straße, in der Arztpraxis etc.] bestehen. Diese Sätze sollen die Banalität, das Wirrwarr, die Verblödung, die Einsamkeit und den Maskencharakter ausdrücken.
Format: in kleinerer Schrift
Status: Hier müssen wir noch Material sammeln (umhorchen bitte!). ich werde die nächsten zwei Wochen sammeln und zur Orientierung Beispielpassagen einfügen.




Erster Teilentwurf folgt spätestens bis zum 9.6.09
Zuletzt geändert von Lisa am 07.06.2009, 21:15, insgesamt 1-mal geändert.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 15.03.2009, 21:23

ihr seid genial....wenn wir so weitermachen, kann ich bald eine erste Version versuchen :-)

Ein wichtiger Hinweis aber noch:

Es wäre gut, wenn die Zeilen sich nicht auf das Photo beziehen oder auf den Titel der Grabsteine, weil das ja eben der Titel ist, also keine abgewandelten Zeilen dazu - das wäre dann ja doppelt gemoppelt, sondern eben Gedanken/Beobachtungen/Worte, die zu dem metaphorischem Titel "Das Sterben der Grabsteine" sozusagen Beispiele liefern.

Danke..und bitte weitermachen!!

Lisa
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ecb

Beitragvon ecb » 15.03.2009, 21:45

vielleicht für einen refrain:


die zeit nimmt das wenigste mit hinüber
schon gar nicht unsere scherbenhaufen


(es gäbe viele scherbenhaufen im konkreten oder übertragenen sinne zu beschreiben, könnte ich mir vorstellen)

lg eva

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.03.2009, 23:24

die wahrheit verkauft sich besser über die ecke der lüge

hört der lärm endlich auf, merkst du erst nach tagen, dass es etwas fehlt

geht es dir gut, unternimmst du etwas dagegen


zeit spürst du nur, wenn du keine hast

Niko

Beitragvon Niko » 16.03.2009, 15:20

komm
Zuletzt geändert von Niko am 08.06.2009, 00:32, insgesamt 2-mal geändert.

DonKju

Beitragvon DonKju » 17.03.2009, 21:47

ganz am ende
bleiben nicht einmal die steine
all die nun namenlosen
ohne die kleinste annotation, fussnote, marginalie
in der geschichte
gelebt - gestorben - begraben - vergessen
ganz am ende

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 17.03.2009, 23:20

hallo,

ich habe heute die flyer fertig gemacht, morgen muss ich etwas für die antho arbeiten. daher denke ich, dass ich am Freitag, spätestens nach dem Wochenende hier Rückmeldung gebe, indem ich etwas erstellt habe und/oder diskutiere, was wir haben!

Ihr seid toll :blumen:

liebe Grüße,
Lisa
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Nifl
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Beitragvon Nifl » 20.03.2009, 23:01

Neben mir liest einer Zeitung. Ich stelle fest, dass das Rot der Schweinchenwerbung besonders riecht.

Die ehemalige Hausbesitzerin ruft an: "Nicht, dass Sie erschrecken, im Garten könnte noch der Grabstein meiner Schwester liegen"
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 21.03.2009, 16:42

Hallo,

ich bastele gerade an einer ersten Version (dabei bin ich so dreist, erst einmal alles bunt zu mischen, vetos dürfen selbstverständlich hageln). was mir auffällt: Wir haben viel zu viele zwar gute aber zu direkte auf den Titel bezogene Zeilen. Das Sterben der Grabsteine soll ja metaphorisch für den Zustand unserer Welt stehen, d.h. darunter sollen (vorrangig) Sätze, Bilder, Beobachtungen fallen, die nichts mit dem eigentlichem Sterben zu tun haben, sondern mit dem Tod/dem Zerfall von unserer Welt, unseren Werten, der Nähe zueinander etc. - hier brauchen wir noch Beobachtungen oder gute Zeilen (wir haben schon viele, aber bitte noch mehr!): was beobachtet ihr als absurd in eurer Welt? Auf der Arbeit? Im Fernsehen? Auf der Straße? davon brauchen wir noch etwas mehr..

habt ihr noch was?

liebe, gespannte grüße,
Lisa
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 21.03.2009, 20:18

Der Herr Fritzl, Kinderschänder u.s.w. der seine Tochter 24 Jahre im Verlies hielt, ihr 7 Kinder gemacht hat, wurde binnen 3 Tage zu lebenslänglich verurteilt. Die Medien waren empört, ob des
kurzen Prozesses, da sind sie doch glatt um viele tolle Schlagzeilen gekommen, die armen.
Schreiben ist atmen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.03.2009, 20:43

"Gewalttätigkeit unter Jugendlichen geht lt. Statistik zurück", so die Schlagzeile in der Zeitung.
Darunter ein Artikel, der den Amoklauf eines 17-jährigen vom Vortag schilderte mit vielen bunten Bildern.
Blut muss man sehen, sonst glaubt es niemand.

Louisa

Beitragvon Louisa » 21.03.2009, 21:34

Berlin, 1995, eine Busfahrt

Der lustige Busfahrer, als ich klein war
hatte Christo den Reichstag eingepackt.
Wir sausten an allen Haltestellen vorbei
und der Fahrer johlte durch das Mikro:

"Wo wollen wir hin?"

"Zum Reichstag! Zum Reichstag!"

"Wo wollen wir hin?"

"Zum Reichstag! Zum Reichstag!"


Da haben wir trotz der Enge und Hitze
in die Münder der ander´n gelacht
und ich habe zum ersten Mal gemerkt,
wieso man Kunst erschafft.

Rala

Beitragvon Rala » 22.03.2009, 18:23

Immer haben es alle eilig; an der Kasse streiten sie sich, wer zuerst drankommt, wenn der Zug fünf Minuten Versätung hat geht das Fluchen los; alles hetzt immer durch die Gegend wie blöde.
Und dann stehen sie da mit ihrer ganzen gewonnenen Zeit und fragen sich, wie sie sie totschlagen sollen.

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leonie
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Beitragvon leonie » 22.03.2009, 19:24

Was mir immer ein Rätsel ist, ist, dass es Menschen gibt, die allen möglichen Krach tolerieren nur Kinder"lärm" nicht. Bei uns in der Nähe hat einmal ein Kinderchor draußen geprobt und da hat sich tatsächlich eine Frau beschwert. Obwohl Kindergesang erstens kein Lärm eist, es klang wirklich schön. Und es außerdem drei Uhr nachmittags war, wo rundherum sonst immer die Rasenmäher brummen.

Schafft die Kinder einfach ab...Dann wird es endlich ruhig um uns...

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 22.03.2009, 19:44

Eine Taufe. Gedrängel um den besten Kameraplatz. Und dann nervt der Pfarrer auch noch mit Gott!

Auswirkungen eines Amoklaufes. Der Elternbeirat beschließt ab sofort die Türe des Kindergartens abzuschließen. Die Kinder toben im Garten.


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