Gruß an die Schläferin

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 17.07.2008, 20:56

Gute Nacht, Du Ungenannte,
Unbekannte schöne Frau.
Wenn ich Deinem Atem lausche -
Voll Vertrauen - wird mir flau.

Hast Du nicht bemerkt das böse
Glänzen in dem feuchten Blick?
Wenn ich mich nun von Dir löse,
Komme ich nicht mehr zurück.

Und den Namen, den ich sagte,
Findest Du in keinem Buch.
Dass ich Deinen nicht erfragte,
Spart mir, dass ich später such.

Denn so ist’s, ich kann nicht treu sein,
Bin der, der sein Wort stets bricht.
Jeden Tag muss alles neu sein,
Immer Gleiches reicht mir nicht.

Schlafe gut und träum von mir,
Während ich schon lang und weit.
Morgen früh bist nur noch Du hier,
Es war nur für kurze Zeit.


26. Januar 2008

Hallo,
ich bin neu hier und möchte mich gern mit diesem kleinen Werk vorstellen. Ich hatte es der Bibliothek Deutschsprachiger Gedichte eingesendet und das 10 Euro Gutachten dafür bestellt. Lohnt sich nicht. Dann habe ich nach der Meinung Anderer zu der BDG gesucht und bin über den Blauen Salon gestolpert. Sieht interessant aus hier.

Henkki

Erste Überarbeitung. Die nicht stimmige vierte Strophe fliegt komplett raus. Dadurch kürzer, etwas offener, weniger explikativ. Ich nehm noch Vorschläge für die letzte Zeile - gefällt mir ganz gut, aber nicht 100%.

Gute Nacht, Du Ungenannte,
Unbekannte schöne Frau.
Wenn ich Deinem Atem lausche -
Voll Vertrauen - wird mir flau.

Hast Du nicht bemerkt das böse
Glänzen in dem feuchten Blick?
Wenn ich mich nun von Dir löse,
Komme ich nicht mehr zurück.

Und den Namen, den ich sagte,
Findest Du in keinem Buch.
Dass ich Deinen nicht erfragte,
Spart mir, dass ich später such.

Schlafe gut und träum von mir,
Während ich schon lang und weit.
Morgen früh bist nur noch Du hier,
Es war nur für kurze Zeit.
Zuletzt geändert von Zakkinen am 22.07.2008, 22:30, insgesamt 1-mal geändert.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 18.07.2008, 00:48

Hallo Henkki!

Die meisten stellen sich ja eher, bzw. auch im "Cafe" vor ;-)

Zum Text selber: der ist mir irgendwie zu lang. Mit jeder Strope mehr habe ich das Gefühl, nicht etwas gezeigt, sondern etwas erklärt zu bekommen - noch dazu etwas, was ich viel lieber selbst herausgefunden hätte. Dementsprechend schwindet ab der dritten Strophe mein Lesevergnügen doch schnell (Wobei hinzukommt, dass ich mir eine Vorstellung, bei der eine Seite ihren Namen nicht nennt, nur schwer, äh, vorstellen (:-)) kann)

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Trixie

Beitragvon Trixie » 18.07.2008, 11:48

Herzlich Willkommen Henkki!

Ja, im Café vorstellen fände ich auch schön :-)!

Zum Text, hm. Die erste Strophe hört sich für mich so an, als hättest du nur, um einen Reim auf "Frau" zu finden, das Wort "flau" gewählt. Ich denke, es gäbe da noch Worte, die das besser, präziser beschreiben könnten, wie das LyrIch sich fühlt.

Dann verstehe ich nicht, dass das LyrIch voll Vertrauen ist und später erklärt es ausführlich, dass es nicht treu sein kann. Treu und Vertrauen gehören derselben Wortgruppe an, soweit ich weiß, also passt das für mich nicht ganz zusammen..

"Dass ich deinen nicht erfragte, spart mir, dass ich später such" - Finde ich unnötig. Der Leser möchte sich auch eigene Gedanken machen können und ich möchte hier gerne selber den Gedanken forttragen, warum er ihr einen Namen gibt, den es so nicht gibt.
"Jeden Tag muss alles neu sein, immer Gleiches reicht mir nicht" - das ist doppelt gemoppelt und mir schon wieder zu viel erklärt.

"Bin der, der sein Wort stets bricht" passt vom Rhythmus nicht. Man müsste hier das "Bin" betonen, doch in der ganz normalen Sprache würde man das erste "der" betonen.

Genau wie in der letzten Zeile der letzten Strophe... Da betone ich irgendwie auch falsch. Und überhaupt ist mir das zu viel Info alles in allem.

Ferdi sagte das ja aschon: Das Lesevergnügen schwindet etwas und man bekommt einfach zu viel erklärt. Dazu finde ich die Reime auch teilweise gezwungen. Da gibt es bestimmt bessere Worte, um auszudrücken, was es zu sagen gibt. Das Thema an sich ist nicht uninteressant und den Titel finde ich sehr gut!

Liebe Grüße
Trixie

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 18.07.2008, 17:59

Danke erst mal für die Kommentare. Anscheinend ist ausser dem Titel nichts gut daran. Ich werde einen Moment drüber nachdenken, wenn's recht ist.

Nur ganz kurz eine Anmerkung, nicht das Ich ist voll Vertrauen, sondern der Atem also die Frau.

H

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 19.07.2008, 11:22

Ok, ein klein wenig mehr an Antwort:

Es ist Euch zu lang, es wird zu viel erklärt. Hmm, mir nicht. Seid Ihr sicher, dass Ihr das richtige gelesen habt? Dass Ihr unter der Oberfläche nachgesehen habt? Ich finde, es erklärt eben gar nicht. Und mit zu lang kann ich nichts anfangen, ich würde, wenn ich könnte, auch Seiten füllen - nicht immer, aber eben durchaus.

Dass es eine Situation in Realiter wohl nicht gibt, wo man den Namen nicht nennt, ist wahr. Muss ja auch nicht, muss ja nicht real sein.

Das Wort "flau" ist keine Notlösung, sondern ein gutes, schönes Wort, gerade so vage, wie es sein sollte.

Zu dem Vertrauen hatte ich ja schon was gesagt, Bezug falsch verstanden.

Der Satz "Dass ich Deinen nicht erfragte..." ist wichtig. Was bedeutet das? Warum keinen Namen? Er gibt Ihr keinen Namen - das hast Du falsch verstanden, die Situation bleibt namenlos und gezielt ohne Anknüpfungspunkt.

Doppelt gemoppelt ist ein hartes Wort für ein Stilmittel, dass mir durchaus legitim erscheint.

Das Gedicht hat seinen eigenen Rythmus, an einigen Stellen bewußt angebrochen. Ich selber lese es so http://podcasts.zakkinen.net/Gruss%20an ... eferin.mp3.

Ich will euch nicht überreden, das Ding zu mögen, finde aber, Ihr habt Euch etwas zu wenig Mühe gegeben. Zu leicht abgewertet.

Gruß
Henkki

Trixie

Beitragvon Trixie » 19.07.2008, 11:58

Hallo Henkki,

den Vorwurf, wir hätten uns zu wenig Mühe gegeben, finde ich nicht angebracht.

Möchtest du denn überhaupt Kritik oder ist der Text für dich fix und fertig und du möchtest ihn schlichtweg präsentieren? Dafür haben wir einen extra Faden: http://www.blauersalon.net/literaturfor ... x.php?c=22 .

Ich finde, deine Erklärungen rechtfertigen nicht unbedingt das, was ich kritisiert habe. "Falsch gelesen" gibt es nicht - entweder der Bezug ist klar oder doppeldeutig. Das ist er in dem Fall und du kannst dem Leser nicht abnehmen, wie er einen Bezug liest, wenn du ihn nicht vorher klar machst. Du kannst dem Leser auch nicht vorwerfen, er hätte nicht genau genug gelesen. Das weißt du nicht. Vielleicht hast du es auch nicht genau genug geschrieben, aber das wirft dir auch keiner vor.

Ja, vielleicht meldet sich noch jemand hier, der dir entweder was positives schreibt oder seine Kritik besser an dich heran trägt, damit du etwas damit anfangen kannst.

Liebe Grüße
Trixie

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 19.07.2008, 13:21

OK, schlechter Einstieg meinerseits. Lasst uns den Thread vergessen, ich fang vielleicht nochmal von vorne an. Wo ist hier der Thread-löschen Button?

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 19.07.2008, 13:27

Och, Löschen wird hier nicht so gern gesehen. Hab da so meine Erfahrungen gemacht, aber streiten kann man prima hier, und soweit ich das überblicke - nach der kurzen zeit - ist keiner nachtragend.

Estragon

Beitragvon Estragon » 19.07.2008, 13:27

Also mir gefällt das Gedicht, es hat doch einen feinen Rythmus.
Es ist natürlich nicht verständlich warum dieses "Ich" sich aus dem
Staub macht, aber warum nicht, wahrscheinlich war sie einfach zu schön

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.07.2008, 13:28

Hallo Henkki,

deine Lesung gefällt mir. Du hast eine markante Stimme. Da wird mir auch klar, dass du die Zeilen tatsächlich anders liest und betonst, als ich es z.B. getan hätte. In der letzten Zeile fehlt m. E. ein Wort, damit der Rhythmus passt.

Du beschreibst hier einen Menschen, der sich nicht binden will und kann, der Unbekannten weder seinen Namen preisgeben (ihr dafür einen falschen nennt), noch den der Unbekannten erfahren will. Allein bei dem Gedanken, die Frau könnte sich ihm anvertrauen/mehr von ihm wollen, wird ihm flau.

Ich frage mich, ob dieses Gedicht nicht intensiver wird, wenn du es ungereimt schreiben würdest.
Dieses Passus:

Wenn ich mich nun von Dir löse,
Komme ich nicht mehr zurück.


würde ich an den Schluss setzen und dafür die letzte Strophe streichen, weil damit alles gesagt ist. Was meinst du?
Saludos
Mucki
P.S. Sehe gerade in der Vorschau dein posting.
Nee, nix löschen. Siehe oben. Versuch doch mal, es ungereimt zu schreiben. Die Idee finde ich gut! Es muss m.E. nur ein bisschen daran gefeilt werden. Nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, Henkki ,-)

Estragon

Beitragvon Estragon » 19.07.2008, 13:40

Da muss ich aber widersprechen, gerade ich, der ich es mit Reimen wirklich nicht habe.
Es gibt ein Gedicht von Puschkkin, ich glaube es heißt "Die Schöne" daran erinnerte ich mich sofort und Puschkin war glaub ich auch einer der ziemlich schnell wieder veschwand, aber gelitten hat er trotzdem, vielleicht fehlt das ein wenig, das man eben doch nicht einfach so geht....Aber das ist eben dein Gedicht

Estragon

Beitragvon Estragon » 19.07.2008, 13:42

Ich glaube, so gehts einem da schon eher




Alexander Puschkin





AN SIE

Elwina, Freundin, ach, ich welke und vergehe
Vor Liebessehnsucht! Komm, und reich mir deine Hand!
Ich leb und bin wie tot, wenn ich aus deiner Nähe
Noch länger bleib verbannt!

Soll ich mich nimmermehr an deiner Schönheit freuen,
Bring ich mein Leben hin in ewiger Dunkelheit?
Küßt uns kein Morgenrot, wie einst, da es zu zweien
Uns fand voll Seligkeit?

Nun wälz ich Nacht um Nacht mich schlaflos Stund um Stunden
Allein und liebeleer! Erkalten wird mein Blut!
Und möcht verzehren mich, mit dir verbunden
In heißer Liebesglut.

Vernähm ich einmal noch dein süßes, leises Lachen,
Die Seufzer deiner Lust! Wie glücklich würd ich sein,
Könnt ich an deiner Brust im Morgenglanz erwachen,
Beseligt schlief ich ein!

1815

(Übersetzung: Martin Remane, 1968)

Trixie

Beitragvon Trixie » 19.07.2008, 13:49

hallo henkki,

leider kann ich die lesung nicht hören. bei mir heißt es nur "fehler". wenn du magst, kannst du sie mir per email schicken und ich stelle sie in unsere hörbar?

du, was heißt schlecht einstieg? ich hab ja gesagt: es kommen noch mehr kommentare. das ist ja das schöne hier: die vielfalt an meinungen. damit muss man zurecht kommen. aber nicht allen, die negative kritik äußern, sagen, dass sie sich keine mühe geben ;-). nachtragend bin ich absolut nicht.

lieben gruß
trixie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.07.2008, 13:56

Hallo Hans-Jürgen,
Puschkin war glaub ich auch einer der ziemlich schnell wieder veschwand, aber gelitten hat er trotzdem, vielleicht fehlt das ein wenig, das man eben doch nicht einfach so geht

genau, DAS fehlt hier ein bisschen. Henkki deutet es schon an, hier:

Dass ich Deinen nicht erfragte,
Spart mir, dass ich später such.


doch dies sollte etwas mehr herauskommen. Ob nun gereimt oder nicht. Denn dies ist ja die Essenz des Gedichtes. Einerseits will sich LI weißmachen, lieber ein Single zu sein, aber andererseits quält ihn das auch, er hat Beziehungsängste.

Trix, die mp3 kannst du hören, man kann nur den Link von Henkki nicht direkt anklicken wegen des Punktes. Gib es mal ein ohne den letzten Punkt.
Saludos
Mucki


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