Kämpfer

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
RäuberKneißl

Beitragvon RäuberKneißl » 05.02.2015, 08:06

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Zuletzt geändert von RäuberKneißl am 07.02.2015, 18:03, insgesamt 1-mal geändert.

RäuberKneißl

Beitragvon RäuberKneißl » 13.02.2015, 20:18

Das mit dem Tataa verstehe ich, ich zuckte auch zurück - aber der Indianer allein wäre mir zu unspezifisch (der eine denkt an Winnetou, der andere an marodierende Killer-Trupps) und zum anderen geht es mir um dieses Kämpferbild 'unbeweglich auf die Chance warten und dann blitzschnell zuschlagen', was das martialische schon ein bißchen andeutet (und ist nicht der crewcut eigentlich ein fett geworden und verlaufener Irokese???) [die überzeichnete Großschreibung war wie gesagt ein Experiment, das glaube ich, auch gewisse Reize hat]
In welche Richtung der Verfall nun geht, Elsa, das ist letztlich egal; ganz so eng wollte ich das an den traumatisierten Soldaten nicht ranführen, es ging mir eher um den Rückbau des (männlichen?) Selbstbildes. Aber es stark in die Richtung zu lesen ist natürlich zulässig.
Mit der Formulierung des letzten Satzes selbst hadere ich unverändert, sie hat das 'Päckchen' huckepack, was mir gefällt, andererseits finde ich den Ton selbst nicht optimal, ist mir eigentlich etwas zu distanziert.

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Sethe
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Beitragvon Sethe » 13.02.2015, 21:06

Nun gut, ich bin ein bißchen spät dran... aber besser spät als nie.

Ich bin von diesem Gedicht begeistert... ersten Absatz gelesen und schon war ich "eingefangen", obwohl ich noch nicht ganz weiß warum. Ich finde das Gedicht stellenweise ziemlich bitter, bitterböse gemein ironisch.

Das liegt zum einem an der auftauchenden Figur des Seewolf. Ich mochte die Figur des Seewolf noch nie. Hart aber herzlich ist für mich eine völlig unrichtige Beschreibung dieser Figur. Mir fällt dazu eine umgangssprachliche Beleidigung ein, welche hier zu schreiben mir wahrscheinlich mindestens eine gelbe Karte einbringen würde. Ein Macho im negativsten Sinne und "Rauh" wie im Text beschrieben ist fast noch verniedlichten. Empathielos gegenüber anderen Menschen, und der meint, durch das Zerdrücken einer rohen Kartoffel - also durch pure KraftGewalt - sich Respekt verschaffen zu können, und deshalb letzendlich so beschränkt in seinem Denken ist, dass ihm keine anderen Weg einfallen. Wahlweise kann man das Kartoffelzerquetschen auch durch Waffen aller Art oder durch Saufen -pardon Betrinken- , Prügeln ersetzen. Na ja... halt ein ... und kein Held.

Beim Sixpack im letzten Teil fällt mir noch ein Bild ein. Eine amerikanische Bürgerwehr - alles Männer- sitzen auf Campingstühlen vor einem Feuer, vielleicht liegen auch noch ein paar Jagdgewehre rum, und trinken sich einen an, mit Sixpacks von Bier und fühlen sich ganz groß. Heldenhaft fühlen sie sich, dabei sind sie dies garnicht. Denen gefällt so eine Figur wie der Seewolf. Und wenn es schlimm kommt, ziehen sie auch noch wie Seewolf in einem Krieg. Kann nicht gut gehen.

Als weitere Assoziation fällt mir noch der Film "The Deerhunter" ein. (Deutsch "Die durch die Hölle gehen"). Was für ein Film. Die Heimatumgebung der Männer, die nach ihrem Einsatz im Vietnamkrieg ziemlich traumatisiert wieder nach Hause kommen, stelle ich mir als den Ort vor, in dem der beschriebene Mann aus dem Text lebt.

Wenn es noch eine Monatswahl geben würde, würde ich mal wieder wählen.
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 14.02.2015, 15:13

Räuber hat geschrieben:Das mit dem Tataa verstehe ich, ich zuckte auch zurück - aber der Indianer allein wäre mir zu unspezifisch
Dann würde ich überlegen, ob das Wild wirklich alleine stehen muss, man liest es ja sowieso mit? Dann lieber die Katze hochziehen? Oder ob du sie durch einen Puma ersetzen könntest, das würde dann auch besser ins männliche Bilderschema passen und wäre auch eine zusätzliche Verortung?
Räuber hat geschrieben:In welche Richtung der Verfall nun geht, Elsa, das ist letztlich egal; ganz so eng wollte ich das an den traumatisierten Soldaten nicht ranführen, es ging mir eher um den Rückbau des (männlichen?) Selbstbildes.
Dann mit einem Zeitsprung im Gedicht? Denn durch die Wildkatze (ohne Hinweis auf eine Verletzung, Schwäche) wird mir in Strophe 1 doch gerade das Muskulöse, Angespannte gezeigt? Und auch der crewcut passt für mich nicht dazu?
Räuber hat geschrieben:Mit der Formulierung des letzten Satzes selbst hadere ich unverändert, sie hat das 'Päckchen' huckepack, was mir gefällt, andererseits finde ich den Ton selbst nicht optimal, ist mir eigentlich etwas zu distanziert.
Brauchst du denn das "seitlich"? Interessant fände ich z.B. auch, wenn du den männlichen Sprecher am Ende tatsächlich bewusst mit hineinnimmst ins Bild.

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Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

RäuberKneißl

Beitragvon RäuberKneißl » 14.02.2015, 18:19

Danke für das Feedback, Sethe, das Setting, das du beschreibst hatte ich ziemlich so vor Augen (wobei ich den Film "Deerhunter" nicht kenne).
Hi Flora,
viele Anregungen, danke! Puma scheint mir spontan zu exotisch. Außerdem denke ich schon, dass der Umbruch Halb Wild sowohl als halb wild, als auch als halb Wild (Deer?) und eben am Ende doch Wild-katze lesbar ist, was jedes für sich in den Kontext etwas einfügt.
Einen Zeitsprung im Text hatte ich nicht vor Augen, das starr lauernde sollte Teil der immer noch vorhandenen Maske sein, also Gegenwart.
Deine Variante für den Schluss finde ich reizvoll (wobei ich mit dem 'seitlich' keinen Schmerz hatte, es ist schön visuell, sondern mit dem sprachlichen Umfeld von Sixpack), bin nur unsicher, ob das Gruppenbild nicht doch jenseits meiner Toleranzschwelle wäre ... ich werde es nochmal bewegen.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 14.02.2015, 18:50

Puma scheint mir spontan zu exotisch.
Für Deutschland schon, aber dafür lebt er im Crewcutgebiet, ganz wild. .-) (Ich kann aber deine Gedanken dazu gut nachvollziehen und hab es schon auch so gelesen ... stört mich trotzdem :o)) aber das kann ja auch nur mein Problem sein.)
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Klimperer

Beitragvon Klimperer » 27.03.2016, 09:50

"tief im Innern hat jeder sein Sixpack."

Ich selbst stelle mich oft seitlich vor den Spiegel: Es geht um den immer dicker werdende Bauch.

Was hier symbolisch für im Grunde nur ein Mensch sein steht.

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 27.03.2016, 10:19

Ein Bürstenhaarschnitt kann auch ganz gut aussehen, aber darum geht es wohl nicht. Einen Crewcut trägt man, weil er pflegeleicht ist, und ein Rauhbein, wie der Held sich selbst sieht interessiert sich auch vor dem Spiegel nicht für Mode, sondern bestenfalls für Fitness. Stoppelglatze!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck


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