am meer erwacht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Iris

Beitragvon Iris » 25.05.2006, 08:55

verändert:

am meer erwacht

himmelbuntes gwimmel
wolkengetümmel
muschelhälften zu meinen füßen
ich bin sandreich
gestrandet
mitten hinein
in unseren
vergessenen wunderwunsch
nach tagen und nächten
an heimatlicher küste
ohrenumbrandende windwogengischt
stürzt mir ins aug
meine stimme erstirbt
gegen eine böe
zählt kein schrei
einen wellenaugenblick lang
spüre ich deutlich
unsere tausend
lippenzellen
sie segelten unaufhaltsam
aufeinander zu


ursprünglich:

am meer erwacht

himmelbuntes gwimmel
wolkengetümmel
muschelmeer zu meinen füßen
ich bin sandreich
gestrandet
mitten hinein
in unseren
vergessenen wunderwunsch
ohrenumbrandende windwogengischt
stürzt mir ins aug
meine stimme erstirbt
einen wellenaugenblick lang
segeln unsere tausend
lippenzellen
aufeinander zu
Zuletzt geändert von Iris am 27.05.2006, 08:26, insgesamt 11-mal geändert.

Louisa

Beitragvon Louisa » 25.05.2006, 10:21

Hallo Iris,

bist Du aus Österreich oder weshalb heißt es "gwimmel" ?

Also "wolkengetümmel" finde ich eher etwas amüsant, aber es gefällt mir als Wort ganz gut. Man stelle sich mal den Wetterbericht vor:
"Morgen erwartet uns leichter Niederschlag und Wolkengetümmel."

"Sandreich stranden" ist auch eine schöne Formulierung.

-Solche schönen Wortwendungen gibt es viele, aber mich stört noch der "wunderwunsch" (ein bisschen verschleiert), natürlich "erstirbt" (altertümlich) und dann wirst Du plötzlich biologisch. Die Lippenzellen?

Finde ich aber ganz interessant.

-Diese Vorschläge musst Du auch nicht annehmen. Das Gedicht bekommt schon mal einen Pluspunkt, weil es vom Strand handelt O:) .

Grüßlein, louisa

Iris

Beitragvon Iris » 25.05.2006, 10:59

Liebe Louisa,

Ic bin nicht aus Österreich, ich habe diese etwas amüsant klingenden Wörter verwendet, um auszudrücken, welch ungläubige und unbändige Freude das lyr.ich am Strand empfindet, nachdem es dort genächtigt hat, natürlich nicht allein, und darüber kommen in Überwachheit mögliche und "unmögliche" Beobachungsweisen und Wörter in den Sinn,
erstaunt wie vielfältig Sprache doch solch Glücksmoment durchweben, erfüllen kann.

Wolkengetümmel, wenn sich die Wolken durcheinander häufen ....

Wenn ich Dich richtig verstanden habe, stört Dich "Wunderwunsch", weil Dir diese Formulierung zu verschleiert ist??
"Erstirbt" weil es Dir zu altertümlich ist und "Lippenzellen", weil es dazu nicht passen will?

Es könnte heißen "meine Stimme verstummt", doch in Anbetracht des lauten Wellenrauschens im etwas stürmischen Wind erstirbt sie regelrecht, so ists für mich am Meer, wenn man gegen den Wind spricht, wo man teils dann sein eigenes Wort glaubt nicht mehr verstehen zu können, ich bin an der Ostsee geboren ...
und in der reinen klaren Luft aber alles überdeutlich empfindet, deswegen die tausend Lippenzellen, die einem sonst kaum bewußt werden, doch in solch Moment, ja.

Man ist so da, so sehr da.

Der Wunderwunsch nach heimatlichen Gefilden!

Ich hab einige Formulierungen ein wenig näher beschrieben.

Liebe Grüße Iris
Zuletzt geändert von Iris am 25.05.2006, 11:17, insgesamt 1-mal geändert.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 25.05.2006, 11:09

gefällt mir, schöne Bilder und eine verblüffende Verwandschaft zu meinem Gedicht Am Strand das ich gestern schrieb.

moshe.c

Iris

Beitragvon Iris » 25.05.2006, 11:18

welches ich jetzt natürlich gern auch mal lesen würde, ists schon soweit, daß Du es posten würdest??

Liebe Grüße Iris

Louisa

Beitragvon Louisa » 25.05.2006, 14:11

Deine Erklärung fand ich übrigens auch sehr gut, zum Beispiel:

in der reinen klaren Luft aber alles überdeutlich empfindet, deswegen die tausend Lippenzellen, die einem sonst kaum bewußt werden, doch in solch Moment, ja.


-in dieser Formulierung verliert sich alles Biologische. Ich weiß nicht, ob man davon etwas im Gedicht unterbringen könnte.

Ansonsten alles gelungen.

LG, louisa

Iris

Beitragvon Iris » 25.05.2006, 14:57

hu, ob ich das kann, ist eine echte Herausforderung! Möglicherweise so?
Siehe oben.

Es fehlt jetzt irgend etwas am Schluß, vielleicht noch:

es bleibt kein du

oder irgend etwas, was abrundet?

Liebe Grüße Iris

Louisa

Beitragvon Louisa » 25.05.2006, 19:09

Hallo Iris,
das finde ich schon besser, aber vielleicht könnte man das noch vereinfachen. In etwa:

einen wellenaugenblick lang
spüren wir
unsere tausend
lippenzellen
unaufhaltsam
aufeinander
segeln

oder

aneinander
gleiten
(oder auch treiben)

(Musst Du nicht übernehmen)

Nach mehrmaligem lesen, überzeugt mich Dein Gedicht übrigens sehr!

Grüßlein, louisa

Iris

Beitragvon Iris » 27.05.2006, 08:27

Liebe Louisa,

Ich danke Dir für Deine guten Hinweise, ich lass es jetzt erstmal so.

Liebe Grüße Iris


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