würselen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 05.05.2017, 18:08



würselen


erst zerstört und dann verplant
deine schönheit sind deine narben
du lebst vom vergessen sein
und dem matten glanz
vergangener zeiten

was dich ausmacht
ist nostalgie
erinnerung an verklärtes
die verklärung der erinnerung

trotzig dein dom
der aus deiner mitte rückte
die kaiserstraße
kümmerliche kleinstadtprachtstraße
die hinausführt nicht hinein

und doch bist du meine kindheit
mein glück und unglück
irgendwo unter einem baum
am stadtgarten
liegt noch das kästchen
mit meinem plan für's leben
begraben

hier ruhen meine eltern
hier lernte ich das leben kennen
und du warst immer da
wenn ich dich nicht brauchte

ich hab dich lang nicht mehr geseh'n
hab ein wenig angst davor
dass mich das vergessene
dass ich mich selbst
einholen könnte

aber ich weiß jetzt
meine wurzeln
sind noch irgendwo
und überall in würselen


.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 07.05.2017, 22:52

Hallo Niko, kann ich gut nachvollziehen (obwohl ich noch nie in Würselen war), ich komme selbst aus einer zerstörten und dann verplanten/ verhunzten Stadt.

Daher finde ich die Zeile deine schönheit sind deine narben ganz plausibel (klingt grammatisch etwas schräg ... mir fällt allerdings gerade keine Alternative ein).
vergessen sein würde ich zusammen schreiben

Die zweite Strophe brauchts meines Erachtens nicht.

Die dritte finde ich interessant. Ich würde aber wohl kümmerliche prachtstraße schreiben (oder kümmerliche kleinprachtstraße?)

und doch klingt etwas stereotyp, da wird doch nirgends ausgeschlossen, dass Du Deine Kindheit dort verlebt hast ...
Die Idee mit dem Kästchen find' ich ganz süß (zu süß ... weiß ich nicht).

Anfang Strophe 4: etwas gruselig, auch der Bezug (der m. E. nicht da ist)
Vers 3 + 4 finde ich hingegen gekonnt, gut umschrieben, dieses Sich-Aufdrängen der Erinnerung.

Die beiden Schluss-Strophen würde ich noch einmal überarbeiten, vielleicht auch etwas kürzen.

Niko

Beitragvon Niko » 29.08.2017, 13:04

ein spätes "danke" amanita. Das gedicht ist schon ziemlich alt. ich habs nie hervorgekramt. es war irgendwie nichts weltbewegendes. jetzt hat würselen ja schon einen gewissen bekanntheitsgrad durch martin schulz, den ich von früher her auch ziemlich gut kenne. er war mit meinem bruder zusammen in einer klasse. zwei klassen über mir. ist schon irgendwie witzig.
naja.......im grunde ist es würselen und martin schulz zu verdanken, dass es jetzt hier steht.

und einiges aus deiner kritik kann ich nachempfinden. aber bei dem ollen ding bringt es nicht soviel, glaube ich. da müsste ich es schon fast neu schreiben. weil sich mein stil in den jahren auch etwas verändert hat.

herzlichst - niko


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