wie ich es sehe

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 09.10.2017, 12:06

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Quoth
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Beitragvon Quoth » 09.10.2017, 16:23

Hallo Niko, mir fällt Joh. 8, Vers 12 dazu ein. Dagegen sprechen die Zeilen 3-5 ... :hae: Gruß Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Niko

Beitragvon Niko » 09.10.2017, 18:25

Hallo Quoth!
Ich danke dir für deine biblische Betrachtungsweise! Ich kann in dem Zusammenhang bezüglich der Zeilen 3 bis 5 gerne auf Johannes 20.29 verweisen.
;):
Herzlichst - Niko
:guckguck:

Quoth
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Beitragvon Quoth » 12.10.2017, 16:36

Wir beiden Theologen haben uns wohl gesucht und gefunden. Freilich lässt sich der Text auch als Liebesgedicht lesen, ein sehr schwärmerisches, zugegeben. Ich habe solchen Empfindungen - die ich durchaus kenne - immer misstraut. Sie stellen den "angebeteten" Menschen auf einen Sockel, von dem er tief fallen kann ... Die Schlusszeilen könnten für mich auch lauten "immer wenn ich licht sehe/ sehe ich dich." Gruß Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Niko

Beitragvon Niko » 14.12.2017, 12:22

Letztendlich ist dieser Text Doris Dörrie gewidmet. Sie war mit einem Beleuchter beim Film verheiratet, bis er starb. In einem Interview wurde sie gefragt, ob sie denn noch an ihn denke. Sie zögerte kurz und sagte dann mit einer ruhigen Selbstverständlichkeit: "Immer wenn ich Licht sehe."
Es hat mich so tief bewegt, dass ich dieses Gedicht schreiben musste.

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 18.12.2017, 11:48

Hallo Niko,
ein schöner kleiner Text, der eine ziemlich intensive Stimmung trägt.
Allerdings ist deine Kleinschreibung für mich hier ein kleiner Stolperstein: soll es heißen "wenn ich licht sehe" (also klar, deutlich, angeleuchtet) oder "wenn ich Licht sehe" (was mich dann wundern bzw. mir bezüglich der Interpretation zu denken geben würde, weil man Licht ja nicht sehen kann)?
Liebe Grüße
Merlin

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 18.12.2017, 12:05

Man sagt doch: "Bei den Nachbarn brennt kein Licht."

Wie kann man das sagen, wenn man das Licht nicht sehen kann?

Niko

Beitragvon Niko » 18.12.2017, 12:23

Ich verstehe nicht ganz, was Du meinst, klimperer....

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 18.12.2017, 12:45

Vielleicht habe ich Mnemosynes Worte falsch verstanden. Ich habe verstanden, er meine, man könne Licht nicht sehen.

Auf jeden Fall, ich habe keinen Stolperstein beim Lesen deines Gedichts empfunden.

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Beitragvon Mnemosyne » 18.12.2017, 17:20

Wenn man bei den Nachbarn "das Licht brennen" sieht, sieht man nicht das Licht, sondern Dinge im Zimmer des Nachbarn, woraus man schließt, dass Licht da sein muss. Das Licht selbst sieht man nicht, wie man z.B. bemerkt, wenn man mit einem Laserpointer im Dunkeln herumleuchtet. Irgendwo ist der Pointer, irgendwo sieht man einen roten Punkt, dazwischen jede Menge Licht - aber zu sehen ist davon nichts. Natürlich reagiert das Auge, wenn Licht hinein fällt - aber wenn das gemeint wäre, hieße "immer, wenn ich Licht sehe" ja "immer, wenn ich überhaupt etwas sehe".

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Beitragvon Pjotr » 18.12.2017, 17:26

Wenn wir das wissenschaftlich betrachten, würde ich unterscheiden zwischen Licht und Lampe. Mag sein, dass wir Nachbars Lampe nicht sehen, aber deren Licht wohl schon; es wird reflektiert von allen unschwarzen Dingen.

Niko

Beitragvon Niko » 18.12.2017, 17:40

Ich verstehe die Diskussion sehr gut. Allerdings hat diese Beleuchtungsweise doch eine zu wissenschaftliche, analytische Note.
Ein gedicht setzt sich meistens (!!!!) weniger mit wissenschaftlichen Aspekten auseinander, sondern mit Emotionen. Und wenn man sagt "Wenn ich Licht sehe" ist die Aussage dahinter ja klar und unmissverständlich. Man sieht ja auch ein Licht am Ende des Tunnels. ;):
Ich kann immerhin noch zu meiner Verteidigung sagen, dass ich Frau Dörrie zitiert habe... :):

Herzlichst - Niko

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Beitragvon Mnemosyne » 20.12.2017, 13:16

Lieber Niko,
danke dir für die Klärung. Natürlich gibt es eine (sinnvolle) umgangssprachliche Rede davon, "Licht zu sehen".
Viele Grüße
Merlin


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