kanadischer Herbst

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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allerleirauh
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Beitragvon allerleirauh » 13.10.2017, 15:42

an einem dieser tage
wird sich ein junger mann
ins moos legen:

im schatten der bäume
die beine überereinander schlagen,
sich pappelblätter aus dem gesicht streichen,
einen fluss ins welke gras flechten
(mit wasserfällen an den enden),
und mit den elstern scherzen

seine augen werden blau sein
wie wacholderbeeren

die guten zeiten werden vorbei sein
the good times will be gone
wenn es zu schneien beginnt,
der schnee sich in die felsspalten legt
wie leises weinen

es scheint die art zu sein, wie er fällt,
wie die seen blass frieren,
wie die sonne sich in den glasfassaden spiegelt
(wasserfälle an den enden)

die guten zeiten werden vorbei sein
the good times will be gone

Erman

Beitragvon Erman » 12.12.2017, 12:15

Lieber Pjotr,

wenn du ständig für andere Autoren das Wort ergreifst, dann wird meine Kommentierlust bald entfleucht sein. Bitte den Gang runter, du kommst auch an die reihe. :smile:

LG Erman

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birke
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Beitragvon birke » 12.12.2017, 12:21

Erman hat geschrieben:Die Rede ist von einem jungen Mann, der sich ins Moos legt und wenn der Schnee schneit, werden die guten alten Zeiten des jungen Mannes vorbei sein.
Frage: Wie kann ein junger Mann alte Zeiten hinter sich haben? Denn von guten und alten Zeiten Reden nur Menschen in einem alter, wo sie bestimmt nicht mehr jung sind.

nirgendwo im gedicht ist von "alten" zeiten die rede? sondern nur von guten.



Erman hat geschrieben:Jetzt komme ich zu der stelle, wo ich ''Oh nein'' sagen muss:
Zitat: ''es scheint die art zu sein, wie er fällt,'' damit hast du das Gedicht umgebracht.
In einem Gedicht kann es kein ''es scheint ... zu sein'' geben.. Das zeugt von Unsicherheit, ein LI , LDU, darf nicht unsicher sprechen. Ein Gedicht ist ein Lied und ein Lied, Song etc darf man nicht unsicher singen.

... sagt wer? natürlich kann es das geben, natürlich kann es ein unsicheres LI oder LDu geben - aber ich lese es hier noch nicht mal so. vor allem gibt es ja dem gedicht eine ganz andere stimmung als wenn dort stünde: "es ist die art, wie er fällt" - nein, es "scheint" nur so!

das noch von mir dazu.

lg, birke
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Erman

Beitragvon Erman » 12.12.2017, 12:51

Hallo Birke,

du hast recht, im Gedicht kommen ''die alten Zeiten'' nicht vor. Als ich das Gedicht las, kam mir höchstwahrscheinlich die Redewendung ''die guten alten Zeiten'' in den Sinn, darum habe ich es im Kommentar auch so ausgedrückt. Tut mir leid.

Ein unsicheres LI oder LDU darf es nicht geben, das sage ich. Meine bescheidene Meinung eben.
Die Besten Musikinstrumente und Musikanten können ein Lied nicht retten, wenn die/der Sänger/in eine schlechte stimme hat. Auf die Worte im Lied kommt es dann auch nicht an. Wieder meine bescheidene Meinung.
Anderseits, ja, man kann es als Autor nicht jedem gut machen.

Egal jetzt, mir gefällt die zweite Strophe als eine ehrliche und lyrische Aussage sehr gut, an dem Rest müsste man noch feilen.


LG Erman

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 12.12.2017, 13:06

Erman hat geschrieben:Lieber Pjotr,

wenn du ständig für andere Autoren das Wort ergreifst, dann wird meine Kommentierlust bald entfleucht sein. Bitte den Gang runter, du kommst auch an die reihe. :smile:

LG Erman


Voll daneben. Ich argumentiere gegen Sätze; Sätze die ich hier im Forum lese, gleich von wem sie geschrieben wurden, von Erman oder Frau Meier. Das mache ich hier seit 11 Jahren so und ich bin unbestechlich. Du bist neu hier und denkst, ich wollte Dich persönlich foppen. Das ist ein Irrtum. Mich interessiert nichts anderes als die sachliche Argumentation, die Kopfarbeit, das Gespräch. Aber vielleicht ist das "persönlich angegriffen fühlen" jetzt auch nur ein Vorwand von Dir, weil Dir die Gegenargumente fehlen. Wie auch immer: Voll daneben.

Erman

Beitragvon Erman » 12.12.2017, 13:32

Ich verstehe Deine nichtwohlwollende Replik überhaupt nicht.

Du kannst nicht wissen was ich denke, höchstens raten. Ich habe in keiner Sekunde daran gedacht, dass du mir gegenüber persönlich wurdest. Wenn ich dich nicht mag, dann würde ich es dir auch sagen.

Vielleicht hast du etwas in den falschen Hals gekriegt, oder wir reden aneinander vorbei.
Jedenfalls, es liegt in meiner Natur, das zu sagen was ich im Sinn habe, ob es jemandem gefällt oder nicht, das ist sein Problem.
Ich bin für das verantwortlich was ich schreibe und nicht für das, was man darunter verstehen will.
Zwischen den Zeilen kann ich auch lesen.

Also schreibe von mir aus weiter wie 11 Jahre lang gewohnt, ich habe nichts dagegen, denn man kann sich von vielen dingen befreien aber von Gewohnheiten sehr schwer. Ich habe auch welche, ich kenne das.

LG Erman

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birke
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Beitragvon birke » 12.12.2017, 13:32

Erman hat geschrieben:Ein unsicheres LI oder LDU darf es nicht geben, das sage ich. Meine bescheidene Meinung eben.
Die Besten Musikinstrumente und Musikanten können ein Lied nicht retten, wenn die/der Sänger/in eine schlechte stimme hat. Auf die Worte im Lied kommt es dann auch nicht an.

also, da stimme ich dir absolut zu :) nur hinkt der vergleich ja hier - ein lied, je nachdem von wem gesungen, kann eben so oder so klingen - das hat mit dem lied an sich ja nichts zu tun, sondern mit der umsetzung/ interpretation.und das gilt ja auch für ein gedicht, es kann so oder so (vor-)gelesen werden. aber das hat mit dem lyrich/ -du im gedicht selbst/ mit der sprache/ mit den bildern nur sekundär etwas zu tun.

lg, birke
Zuletzt geändert von birke am 12.12.2017, 14:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Erman

Beitragvon Erman » 12.12.2017, 13:51

Liebe Birke,

meine Kritik beruht auf meine persönliche Vorstellung von Lyrik. Vielleicht irre ich mich dabei manchmal, das ist aber menschlich allzu menschlich.

Mein ''Vergleich'' war nicht unbedingt auf das Gedicht hier bezogen, eher allgemein gedacht.
Nichts könnte einem Schreiberling Schlimmeres widerfahren als so zu denken, dass er die endgültige Wahrheit (durch Poesie) gefunden hätte. Meine Texte z.B. Sehe ich wie ungeschliffene Werke, welche immer noch verfeinert werden könnten, von anderen verfeinert, die das sehen, was ich übersehen oder worauf ich nicht gedacht habe.

Ich übe noch....Derweilen und mache noch keinen unterschied zwischen Lied und Gedicht, denn es gib den unterschied nicht - alles ist Poesie.


LG Erman

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Eule
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Beitragvon Eule » 12.12.2017, 14:15

Ich mag die botanische Spezifikationen in diesem Text nicht, sie wirken auf mich gekünstelt. Das Thema ist schon bukolisch genug, auch wenn am Ende ein vanitas-Bild steht.
Der arme, namenlose, junge Mann, der nur noch auf die Blauhäher wartet .... ;-)
Ein Klang zum Sprachspiel.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 12.12.2017, 16:02

Erman hat geschrieben:... wenn du ständig für andere Autoren das Wort ergreifst, dann wird meine Kommentierlust bald entfleucht sein. Bitte den Gang runter, du kommst auch an die reihe.

Erman hat geschrieben:Ich verstehe Deine nichtwohlwollende Replik überhaupt nicht.

Sicher verstehst Du sie.

Ich muss das ja richtigstellen, wenn Du mir in abfälligem Ton unterstellst, ich würde andere Autoren verteidigen. Ich bin nicht Tarzan. Ich habe nicht die Absicht, Dich zu demotivieren. Darum gehts mir überhaupt nicht. Allein Dein Gegenargument interessiert mich. Du hast leider keins, weswegen Dir "bald die Kommentierlust entfleucht".

Dann soll ich noch "einen Gang runterschalten". Darauf nehme ich, erstens, generell keine Rücksicht; zwotens bin nicht ich derjenige, sondern Du bist es, der bisher das Tempo vorgibt. Überall sprudeln Deine Kommentare. Das ist fantastisch. Und dann kommen halt hier und da Gegenargumente. Ist doch auch schön.

Jedenfalls, es liegt in meiner Natur, das zu sagen was ich im Sinn habe, ob es jemandem gefällt oder nicht, das ist sein Problem.

Sag bloß. Da sind wir uns ähnlich, außer dass ich, wenn mir kein Argument einfällt, nicht polemisch ablenke.

Also wirst Du irgendwann -- vielleicht nächstes Jahr oder so -- nochmal auf das Problem mit den blau werdenden Augen eingehen? Oder wirst Du diesem Punkt weiterhin polemisch ausweichen?

Erman

Beitragvon Erman » 12.12.2017, 17:02

Nein du musst nix richtigstellen, was mich natürlich wie Blütenkelchen im Sturm jauchzen und dein Medusenblick zu Stein erstarren lässt. Ich überfliege jetzt deine Fantasiereichen ''annahmen'' wie ''ich bin nicht Tarzan'' etc.

Zitat:''Überall sprudeln Deine Kommentare. Das ist fantastisch.'' Warum überall meine Kommentare sprudeln? Weil überall Gedichte da sind.

Gegenargumente? Meinst du die:

Zitat:''Die Farbe bleibt gleich und nur der Betrachter wechselt seine Empfindung, -- oder die Farbe wechselt tatsächlich und das deshalb, weil mit "blau" mehr als nur eine Farbe gemeint ist. ''

Das ist aber ein etwas gezwungenes Gegenargument und deine Persönliche subjektive Auffassung, die du mir erklären willst. Tut mir Leid, solche Visionen sprengen meine Vorstellungskraft. Mit anderen Worten das ist Nonsens was du da geschrieben hast.

Ich weiß, dass der Text in Futur, einer kommenden/künftigen Zeit geschrieben ist. Ein Geschehen beschreibt, das erwartet wird.
Doch woher all diese ''Prognosen'' wie: ''wie Wacholderbeeren'' , ''die guten Zeiten werden vorbei sein'' usw. Und dann der Clou '' es scheint die Art zu sein, wie er fällt,'' als ob das LI sich in die Zukunft gebeamt hätte und sich plötzlich in einer noch kommenden Gegenwart fand, um den Schneefall zu beschreiben. Ich kann das nicht nachvollziehen. Hilfst du mir dabei?

LG

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 12.12.2017, 17:40

"Frage: Wie kann ein junger Mann alte Zeiten hinter sich haben? Denn von guten und alten Zeiten Reden nur Menschen in einem alter, wo sie bestimmt nicht mehr jung sind. "

Man wird nicht von einem Moment auf den anderen alt, aber es ist immer ein Moment, der es bewusst macht.


"seine augen werden blau sein"

Dieses "werden" lese ich als eine Art Konjunktiv. So wie man sich an eine Geschichte, ein Märchen erinnert und sich den Jüngling vorzustellen versucht. Von der Augenfarbe war nie die Rede, aber in der Vorstellung muss er eine Augenfarbe bekommen. und man überlegt... Blau würde passen. - Ja, blau werden sie sein! ...und im übrigen Text: Ist nicht die ganze erdachte Zukunft ein großer Konjunktiv?
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

Nifl
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Beitragvon Nifl » 12.12.2017, 19:25


ich habe leider keine Ahnung, welches wenig zauberhaft-melancholische Bild du siehst. Insofern kann ich schlecht etwas dazu sagen.


an einem dieser tage
wird sich ein junger mann
...

im schatten der bäume
die beine überereinander schlagen,
...
einen fluss ins welke gras flechten
(mit wasserfällen an den enden),

Der Pinkelprinz trägt ja keine Kleider!

Mir ist der Text insgesamt zu anbiedernd poetisch, irgendwie zu sehr poetisch sein wollend wirkend, glitzerpoetisch?
Würde ein bisschen kantiger und beobachtender bleiben.

Grüße
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 13.12.2017, 00:45

Erman hat geschrieben:Zitat:''Die Farbe bleibt gleich und nur der Betrachter wechselt seine Empfindung, -- oder die Farbe wechselt tatsächlich und das deshalb, weil mit "blau" mehr als nur eine Farbe gemeint ist. ''
Das ist aber ein etwas gezwungenes Gegenargument und deine Persönliche subjektive Auffassung, die du mir erklären willst. Tut mir Leid, solche Visionen sprengen meine Vorstellungskraft. Mit anderen Worten das ist Nonsens was du da geschrieben hast.

Solche Offensichtlichkeiten überfordern schon Deine Vorstellungskraft? Ich bin verblüfft. Und noch verblüffter: Was Du nicht verstehst, sei also "Nonsens". -- Viel Glück beim weiteren Lernen.


Erman hat geschrieben:Ich weiß, dass der Text in Futur, einer kommenden/künftigen Zeit geschrieben ist. Ein Geschehen beschreibt, das erwartet wird.
Doch woher all diese ''Prognosen'' wie: ''wie Wacholderbeeren'' , ''die guten Zeiten werden vorbei sein'' usw. Und dann der Clou '' es scheint die Art zu sein, wie er fällt,'' als ob das LI sich in die Zukunft gebeamt hätte und sich plötzlich in einer noch kommenden Gegenwart fand, um den Schneefall zu beschreiben. Ich kann das nicht nachvollziehen. Hilfst du mir dabei?

Ich kann Dir nicht helfen. Wie Du schon selbst sagtest: Deine Vorstellungskraft ist zu begrenzt. Schon bei solchen einfachen Sachen. Vielleicht hilft Dir die Erläuterung von Zaunkönig oben.


Nifl, die Zukunft kann man nicht beobachten. Man muss sie sich vorstellen. Nach Deinem Vorschlag wäre die komplette Grundstimmung verändert. Das wäre so, als würde man ein Gemälde mit einem Foto überkleben wegen Malverbot.

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 04:45

Lieber Pjotr!

Du kannst mir nicht helfen? Na endlich. Wie wir uns doch verstehen … Als Born des Wissens weißt du anscheinend alles. :mrgreen:
Du bist der große Aufklärer, ohne dich zumindest ich in die Grube fahren müsste.

Ich bin weder Schriftsteller noch Sprachwissenschaftler, sondern ein schlichter Hobby-Dichter.
Hat ja auch was für sich: Gelassenheit, innere Ruhe, Kontemplation.
Das kommt - hoffentlich - auch in meinen Kommentaren zum Ausdruck.


LG Erman


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