kanadischer Herbst

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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allerleirauh
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Beitragvon allerleirauh » 13.10.2017, 15:42

an einem dieser tage
wird sich ein junger mann
ins moos legen:

im schatten der bäume
die beine überereinander schlagen,
sich pappelblätter aus dem gesicht streichen,
einen fluss ins welke gras flechten
(mit wasserfällen an den enden),
und mit den elstern scherzen

seine augen werden blau sein
wie wacholderbeeren

die guten zeiten werden vorbei sein
the good times will be gone
wenn es zu schneien beginnt,
der schnee sich in die felsspalten legt
wie leises weinen

es scheint die art zu sein, wie er fällt,
wie die seen blass frieren,
wie die sonne sich in den glasfassaden spiegelt
(wasserfälle an den enden)

die guten zeiten werden vorbei sein
the good times will be gone

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 13.12.2017, 07:03

Von Wissen hast Du bisher nicht geredet, Erman. Nur von Vorstellungskraft.

Dein Sarkasmus scheint gerade etwas außer Kontrolle zu geraten.

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 08:54

Lieber Pjotr!

Ach weißt du, ich prahle nicht gern mit wissen, das überlasse ich den berufenen.
Was meine Vorstellungskraft bzgl. Zukunft angeht, ich kann leider in die Glaskugel nicht sehen und Handlesen kann ich auch nicht, ganz zu schweigen aus Kaffeesatz. Dadurch ist meine Vorstellungskraft stumpf geblieben. Aus mir wird sicherlich kein Sci-Fi Autor und von Wetterprognosen verstehe ich auch gar nichts. Deshalb freut es mich wenn jemand, wie du Äpfel von Birnen unterscheiden kann, ich kann es aber nicht so wie du, für mich ist beides Obst.

Na ja, vielleicht hätte ich mir all das ersparen können mit üblichen Floskeln: Jegliche Verbesserungsvorschläge entspringen meinem subjektiven Empfinden und erheben keinen Anspruch auf Umsetzung. Der Kommentar ist eine rein subjektive Meinung, und der Kommentator behauptet nicht, die Wahrheit allein für sich gepachtet zu haben.

Ich überlasse das letzte Wort dir und schreibe in diesem Faden nichts mehr.

LG Erman

Apropos Wissen: Wenn man ein Gedicht erklären muss, dann ist er nicht gelungen.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 13.12.2017, 09:27

Jetzt möchtest Du mich lächerlich machen indem Du den Begriff "Vorstellungskraft" mit Esoterik verbindest. Ich kann Deine Kommentare nicht mehr ernst nehmen.

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 13.12.2017, 10:09

Nicht nur die Zukunft kann man sich verschieden vorstellen, auch die Gegenwart wird mitunter sehr verschieden wahrgenommen. Zumal unter Künstlern, zu denen ich Lyriker mal auch zähle. Wer sich nur für überprüfbar Wahres interessiert, der sollte Mathematik betreiben. Ich wundere mich gerade, wegen welcher Banalitäten hier gerade wieder der Ton umgekippt ist. Natürlich kann man in einem Gedichteforum nicht nur Gedichte kommentieren, sondern auch auf Kommentare reagieren. Es ist doch in der Regel eine Bereicherung andere Sichtweisen kennen zu lernen, keine Zurechtweisung.

"Wenn man ein Gedicht erklären muss, dann ist er nicht gelungen"
Könnte man meinen, wenn man es jedem erklären muss.
Manches Gedicht will aber gar nicht verstanden werden, sondern nachempfunden.


Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 10:28

Pjotr.
Mann bist du nervös! Nein ich möchte dich nicht lächerlich machen, das sind deine Visionen, die dich plagen und nicht wahr sind.

Pjotr hat das geschrieben Zitat:''Solche Offensichtlichkeiten überfordern schon Deine Vorstellungskraft? Ich bin verblüfft.''

Pjotr hat auch das geschrieben Zitat:''Ich kann Dir nicht helfen. Wie Du schon selbst sagtest: Deine Vorstellungskraft ist zu begrenzt. Schon bei solchen einfachen Sachen.''

Ja, ich wiederhole mich ungern, aber bei dir muss ich es anscheinend.

Ich schrieb: ''Was meine Vorstellungskraft bzgl. Zukunft angeht, ich kann leider in die Glaskugel nicht sehen ...'' Damit spielte ich auf das LI im Gedicht, die eine hervorragende Vorstellungskraft hat in die Zukunft zu sehen.Also was mit ihrem Lover geschehen wird, der sich ins Moos legt usw.
Ich kann das aber nicht, ich war ehrlich und sagte es unverblümt ''das sprengt meine Vorstellungskraft'' warum ist das für dich nicht akzeptabel? Muss ich so denken wie du? Nein. Es kostet dich nichts, meine Meinung zu respektieren, statt mich zu belehren. Ich bin es nicht gewohnt belehrt zu werden auch nicht verbessert.

Und noch mal extra für dich wiederhole ich mich: ''.. von Wetterprognosen verstehe ich auch gar nichts.'' Hier spiele ich auf die, für mich unmögliche Strophe, wo das LI über den Schnee spricht.
Mir gefällt die Strophe nicht, muss sie mir gefallen? Nein. Und warum ist das nicht für dich akzeptabel? Ich bin längst aus dem Alter, wo man mich überzeugen könnte, denn ich habe längst eine eigene Meinung, richtig oder falsch, es ist so, wie es ist.

Ich wollte dir etwas zu verstehen geben, aber wem denn?

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 13.12.2017, 10:34

Wo hast du denn den Lover her? Du hast ja doch Vorstellungskraft!

In manchen Breitengraden kann man übrigens fast sicher davon ausgehen, dass es früher oder später schneien wird. Dafür braucht man keine Glaskugel und kein Meteorologiestudium. Nirgends steht dass es heute oder morgen passieren muss.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 13.12.2017, 11:15

Erman hat geschrieben:Zitat:''seine augen werden blau sein''
Augen können nicht irgendwann einmal Blau sein, entweder sind die Augen Blau oder eben nicht.

Dieser allgemeinen, vom Gedicht unabhängigen Behauptung widersprach ich mit den folgenden allgemeinen Möglichkeiten (auch unabhängig vom Gedicht):

Die Farbe bleibt gleich und nur der Betrachter wechselt seine Empfindung, -- oder die Farbe wechselt tatsächlich und das deshalb, weil mit "blau" mehr als nur eine Farbe gemeint ist (z. B. strahlende Augen oder getrübte oder was auch immer).

Erman hat geschrieben:Das ist aber ein etwas gezwungenes Gegenargument und deine Persönliche subjektive Auffassung, die du mir erklären willst. Tut mir Leid, solche Visionen sprengen meine Vorstellungskraft. Mit anderen Worten das ist Nonsens was du da geschrieben hast.

"gezwungenes Gegenargument" -- Akzeptiert. Wenn Dir das gezwungen erscheint.
"deine Persönliche subjektive Auffassung" -- Akzeptiert. Meinungen sind nie objektiv.
"solche Visionen sprengen meine Vorstellungskraft" -- Akzeptiert.
"Mit anderen Worten das ist Nonsens" -- Selten so eine Schlussfolgerung gelesen. Inakzeptabel.

So und von meiner Seite wars das jetzt für diese Debatte. Mahlzeit.

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 11:43

Hallo Zaunkönig,

Vorstellungskraft? Ich bin auch aus Fleisch und Blut.

Den Lover kann man auch austauschen. Das Gedicht eignet sich durchaus dafür, natürlich ohne dabei die Intention grob zu verfälschen.

Z.B.
''an einem dieser tage
wird sich ein junger mann
/Freund/Klempner/Boxer/Sohn etc. Es Spiel kaum eine Rolle jetzt wer.
ins moos legen:''

Ich könnte aber darunter auch Folgendes schreiben:
Eine Mutter trennt sich von ihrem Sohn, den sie vielleicht nie wieder sehen wird oder dies zu mindestens glaubt. In ihrer Fantasie reiht sie die Bilder aneinander, um sich in ihrer Vorstellung, noch näher zu ihrem Kind zu fühlen. Die Liebe ist es, die diese Gedankenbilder möglich macht. Die Mutter versetzt sich in einem anderen Zustand, wenn sie sich von ihrem Kind trennt, es ist ein Zustand in dem alle Fantasien und Träume ihr, wie echte Erlebnisse vorkommen.
Es kann aber auch etwas zusammen Erlebtes sein, für eine kurze Zeit, etwas das wie eine kleine Ewigkeit empfunden wird und sich in ihrem Herzen eingenistet hat. Erst durch dieses Etwas wird die Mutter sich eine Wahrheit Zusammenbauen, wie einen Turm, der niemals stürzt.

Es kann aber auch die Liebe mit einem Lover sein, es ist einfach der bekannte Zufall, der zwei völlig fremde Menschen zusammenbringt, wie überall auf der Welt. Ein kurzes aber noch nie da gewesenes Erlebnis sorgt dafür, dass man es niemals vergisst, doch je größer die Erwartung, je höher der Flug, umso stärker die Enttäuschung bzw. Ernüchterung, sobald man auch nur mit dem kleinen Zeh den Boden berührt.


Trotzdem, mir gefallen (außer der zweiten Strophe) die anderen Strophen nicht. Ich hätte sie anders geschrieben. Es ist zu seicht mit den Vorausahnungen ''er wird das und dies und jenes und natürlich die guten Zeiten werden sich mit ihm in Luft auflösen'' so nicht, so ist es sehr banal und nicht anspruchsvoll. Denke ich.

LG Erman

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 11:58

Lieber Pjotr!

Hugh, na dann ist alles klar. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir zusammen eine Friedenspfeife rauchen würden.
Vergiss nicht das Feuerwasser. :santananer: :alienbanane: :teufelbanane: :banane3: :d050: :welcome:

Dir einen lieben Gruß
Erman

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 13.12.2017, 12:13

(Zu spät. Ich bin seit zwanzig Jahren glücklicher Nichtraucher.)

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 12:31

Mit dem rauchen aufzuhören - es zeugt von einem starken Charakter.
Ich bin 39 habe aber niemals geraucht. Gegen guten Wein habe ich allerdings nichts einzuwenden.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 13.12.2017, 16:31

Nifl, die Zukunft kann man nicht beobachten. Man muss sie sich vorstellen. Nach Deinem Vorschlag wäre die komplette Grundstimmung verändert. Das wäre so, als würde man ein Gemälde mit einem Foto überkleben wegen Malverbot

Isch abe gar keine Auto.

Du bist/warst ja ganz schön in Rage.

Es handelt sich nicht um einen Verbesserungsvorschlag, sondern lediglich um einen Versuch, diejenigen Passagen des Gedichtes herauszustellen, die einem die Assoziation eines pullernden Jünglings leicht macht..

Grüße
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 13.12.2017, 17:06

Das liest sich nur so; ich bin vollkommen ruhig. Schwör. Ich war seit Jahren nicht mehr in Rage. -- Den Witz mit dem Franzen-Auto habe ich nicht begriffen.

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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 13.12.2017, 17:25

Natürlich kann man den jungen Mann gegen einen Lover austauschen. Man kann auch das Moos gegen Sand austauschen oder die Pappeln gegen Bananenstauden. Vielleicht liegt er auch gar nicht, sondern schlendert... - natürlich müsste man dann auch den Schnee austauschen, gegen Regen zum Beispiel, aber dann ist es ein anderes Gedicht.

In diesem steht "junger Mann". Würde eine Mutter so von ihrem Sohn sprechen? Eine Liebende von ihrem Lover? Nein, es ist nur eine kurze Begegnung oder Beobachtung, die im Geiste fortgeschrieben wird. Auch "Klemptner" oder "Boxer" wären Informationen, die nicht aus der Situation erkennbar sind, also eine Nähe zwischen Lyrich und jungem Mann unterstellen, die so nicht existiert. Das stimmt schon deshalb nicht, weil es gar kein Lyrich gibt in diesem Text, sondern nur eine Erzählstimme, die man sich genauso gut männlich denken könnte.

und du musst dich schon entscheiden, ob es banal ist, oder deine Vorstellungskraft sprengt, Einen subjektiven Eindruck brauchst du nicht näher begründen, aber wenn du mal das eine behauptest und dann mit selber Inbrunst das Gegenteil um erste Behauptung zu stützen.... dann sprengt das MEINE Vorstellungskraft.

Ich finde diesen Text übrigens stark, gerade WEIL er mit so einfachen Worten auskommt ohne artifizielle Effekthascherei. Geradezu archaisch, so wie Märchen eben sind.


Gruß
ZaunköniG
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