Beitragvon Niko » 24.10.2017, 13:49
lieber quoth,
ich schätze deine meinung sehr sehr sehr, aber ich finde, hier tust du dem autor ein wenig unrecht.
das mit dem zettelkasten....ich musste ein wenig grinsen. denn manchmal, ja und auch beim erstmaligen lesen dieses textes war er mir sperrig, meckerte mich wie eine klugscheißerische ziege an. ich legte das gedicht beiseite.
jetzt nach nochmaligem lesen, vielleicht besser gesagt nach erstmaligem versuch, sich einzulassen, öffnet sich der text mir.
der text steckt voller metaphern und fast abschweifenden bildern. manchmal kann man dem verfasser eine gewisse mutwilligkeit unterstellen. aber wenn ich am anfang es schaffe, ein bisschen unter die oberflächer dieses sperrigen etwas zu tauchen, so macht er durchaus sinn. mit viel (beizeiten für mich zuviel) raum für eigene interpretationen, die aber doch angeleitet sind durch die bilder.
für mich ein beziehungsgedicht. und der bauch des wales trägt mich sicher von a nach b. ich musste an die geschichte von jonas denken. dann gleitest du, werner in die antike ab. über poseidon zu odysseus (versteckt) bia dahin ist es geschlossen, mit einem roten faden trotz der brüchigkeiten der metaphern.
dann kommst du unmittelbar von odysseus in eine baugrube und deine freundin rief an.
das kann man grundsätzlich natürlich alles machen, werner, aber du musst immer bedenken, dass du selbst dem geneigten leser da ordendlich was abverlangst über diese große distanz mit diesen extremsprüngen. sie sind dir vielleicht selbstverständlich. aber der leser muss sich orientieren können. er weiß ursprünglich nicht, was du überhaupt erst einmal zum thema machst.
nach dem baubudentelefonat haben da meine kräfte des geistes und der emotionen begonnen, zu versagen.
und über allem schwebt isenheim......vielleicht willst du mit dem titel sagen, dass du eine art altar, eine art tryptichon wortschnitzen willst, wie ein wortaltar. für die geliebte? für die liebe? (da käme dann evtl. das göttliche zum zuge....)
ich fand den anfang sehr interessant, werner, aber du bist mit den metaphern zu sprunghaft, du nimmst dem leser, der sich gerade am anfang ein thema geschnitzt hat, den mut, vielleicht die lust weiter zu lesen. man kann nicht ein beziehungsgedicht schreiben und von odysseus in den bauwagen springen, vom telefonat der freundin zu falter und aschenbechern...
das mag für ein paar extrem-intellektuelle (oder extrem intellektuell scheinen wollende) toll sein, aber einen normalen leser lässt du hier abschmieren.
glaube mir, ich finde es wirklich schade, denn die metaphorische art des anfangs mag ich sehr. aber er mutierte zu einem strudel in spiralnebel ohne aschenbcher, telefon und odysseus.....
sehr schade!
ich hoffe, isenheims zweiter gesang kann konsequenter sein im verwenden der metaphern.
herzlichst - niko