Krokodil

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 15.11.2017, 07:48

als Krokodil
macht man nicht viel –
man schwimmt ein bisschen
im Tropenflüsschen
lässt es bleiben –
lässt sich treiben –
geht an Land …
liegt faul im Sand …

doch: ein paarmal im Jahr
droht Gefahr!

heute wird Beute
gebissen gerissen
das Gnu ist im Nu
vermessen gefressen

als Krokodil
ist man dann still
man will
nur schauen
ein bisschen verdauen …
Zuletzt geändert von Amanita am 16.11.2017, 10:38, insgesamt 1-mal geändert.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 15.11.2017, 07:49

Wundert euch bitte nicht, ich brauche "was Leichtes" über ein Krokodil.

Helft ihr mir feilen, bitte?

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 15.11.2017, 08:16

Hier ist der Linoldruck dazu ...
Dateianhänge
Krokodil.JPG

Niko

Beitragvon Niko » 15.11.2017, 09:37

Liebe amanita,

Man kann einiges daran aussetzen, man kann ebenso sagen:"Perfekt!!!"
Diese stummelreimgedichte (so nenne ich sie) sind wirklich persé sehr witzig.
Wenn es MEIN Gedicht wäre, würde ich, so denke ich, unbedingt strenger darauf achten, dass die Hebungen und Senkungen gleich sind..... Besonders "paarmal" fällt sehr raus.
Ich bastel mal:

als Krokodil
macht man nicht viel –
man schwimmt ein bisschen
im Tropenflüsschen
und lässt es bleiben –
Man lässt sich treiben –
geht dann an Land …
und liegt faul im Sand …

doch droht auch Gefahr
(oder: es bringt auch Gefahr)
ein paar mal im Jahr
grad heute wird Beute
(oder: just heute...)
gebissen gerissen
das Gnu ist im Nu
vermessen gefressen
(vermessen würde ich ersetzen, weil das Wort sinngemäß nicht so recht passt)

als Krokodil
ist man dann still
der Jäger will
nur schaun
und verdaun …

(ODER: Nur schauen // verdauen)

Herzlichst - Niko

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 15.11.2017, 11:05

Lach, Niko, danke fürs Befassen.

Jau, das "vermessen" würde ich ggf. auch gern ersetzen (obwohl ich denke, "man" muss blitzschnell abchecken, wo der Anfang und wo das Ende eines Tieres ist, wo "man" also am besten hinbeißt ... also finde ich es nicht völlig falsch).

Deine Änderungen kann ich nachvollziehen, ich möchte aber eigentlich gar nicht streng sein mit Heben und Senken. Wenn ich mal reime, dann sind das eigentlich immer (mehr oder weniger) komische Gedichte, die gar kein Schema haben sollen. Da darf sogar auch mal 'ne ungereimte Zeile sein (finde ich).

Aber ein anderes Wort für "vermessen" tät' mich wirklich interessieren; hat jemand eine Idee?

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 15.11.2017, 11:26

Bei "droht Gefahr!" dachte ich, dem Krokodil droht Gefahr. Es steht im Kontext der zuvor beschriebenen Gelassenheit. Man lässt sich treiben, doch manchmal droht einem Gefahr inmitten der Entspannung. Also das "droht" finde ich grammatisch zu passiv. Das aktiv drohende ist das Krokodil selbst, nicht dessen Umwelt. Ich drohe. Oder man droht. Nicht "es droht".

Während der Text leicht erscheint, vielleicht sogar für Kinder gemacht, erscheint mir die Zeichnung eher schwer und gruselig. Das würde ich dann halt auch leichter zeichnen, vielleicht karikieren, und auch hellere Farben nehmen.

doch: ein paarmal im Jahr
brauch ich ein Mahl
...
das Gnu ist im Nu
auf Grund im Schlund

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 15.11.2017, 11:39

Nee, nee, der Linoldruck bleibt so, wie er ist (er befindet sich auch bereits in der Galerie). Ein bisschen gruselig ist schon okay.

Der "droht"- Einwand gefällt mir, danke. Aber ... wie umsetzen?

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 15.11.2017, 12:29

doch: ein paarmal im Jahr
seid ihr in Gefahr

so?

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 15.11.2017, 12:44

Meine Meinung:

"Ihr" passt nur als Gegensatz zu "ich". Aber da ist kein "ich", nur ein "man".

Also entweder auf der "man"-Ebene bleiben: Man droht, man wird gefährlich.

Oder zwei Ebenen: "ich" und "ihr": Die komplette Einleitung in "ich" statt "man". Und dann "ihr".

Die "man"-Form finde ich lustiger. Daher: Irgendwas mit "man droht, man wird gefährlich" etc.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 15.11.2017, 13:04

Kann man nicht ihr sagen?

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 15.11.2017, 13:07

doch: etwa dreimal jährlich
wird man gefährlich

??

Kurt
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Beitragvon Kurt » 15.11.2017, 14:13

Ein Krokodil

ergibt nicht viel
eine Klappe aufgerissen
mit der schnappt es
nach Leckerbissen
verschlingt im Nu ein Gnu
und Maul wieder zu
dabei macht die/der Tolle
gekonnt die Todesrolle
legt sich zum Verdauen
träumt von Männern/Frauen
prächtigen Ungetümen
in ledernen Kostümen
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 15.11.2017, 15:06

Amanita hat geschrieben:Kann man nicht ihr sagen?

Man kann, aber wer sagt zu wem "seid ihr in gefahr"? Das ist unklar.


Amanita hat geschrieben:doch: etwa dreimal jährlich
wird man gefährlich

??

Super!

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 15.11.2017, 22:26

Mein Vorschlag: Es so lassen, wie es ist.

Es sind drei Strophen. Die zweite Strophe weglassen.

Bei der dritten Strophe das Wort "dann" im zweiten Vers streichen.

Da hat der Leser selbst was zu verdauen.


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