ich habe eine idee

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Klimperer

Beitragvon Klimperer » 11.12.2017, 18:39

über uns und das universum
und diese idee ist unendlich
und das universum

du denkst
also bist du

auch wenn du nicht denkst

wenn du nicht darüber denkst
gibt es das universum weiter

das große
schwarze loch

das kleine loch
in dem deine asche ruht

wir denken für dich weiter

wir geben nicht auf

wir wissen
dass es milliarden
von galaxien gibt

warum wissen wir das

wäre es nicht besser
das zu ignorieren

gleichzeitig denken
an den mietpreis

an die prothese

an die ampel
die nicht weichen will

egal woran

die liste der absurditäten ist größer
als die galaxien

aber zurück
zu unserem thema
die idee
die wir vom universum haben

der wunsch
zu verstehen

zu wissen
warum wir hier sind

warum wir überhaupt sind

dieses schicksal
ist eine verdammnis

sich lebendig zu fühlen
denkend

sich das ewige leben
vorstellen zu können

die ewigkeit
des augenblicks

und gleichzeitig wissen
dass wir verschwinden werden

und dass das dem universum
den milliarden von galaxien
vollkommen egal ist

wie reagieren wir darauf

die die glauben
sind selig

wir müssen uns weiter quälen

es sei denn
wir selbst sind gott

und wissen es nicht

Erman

Beitragvon Erman » 11.12.2017, 22:56

Hallo Klimperer,

dein Text ist einfach schrecklich banal.

Z.B.
Warum schmückst du dich in der zweiten Strophe mit fremden Federn (ich denke, also bin ich - Descartes)?
Den Universum gibt es unabhängig von uns.
Wissen wir, dass es Milliarden von Galaxien gibt? Hört hört, das ist aber neu..

Für den Rest quäle ich mich nicht weiter, es ist sogar noch schlimmer.


Nein, das ist kein Gedicht, das was du geschrieben hast, ist ein Tagebuchauszug.
So schreibt man keine Gedichte. Jedenfalls nicht so oberflächlich.

LG Erman

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Beitragvon Pjotr » 11.12.2017, 23:35

(Ein so bekanntes Zitat wie das von Descartes halte ich nicht für einen Federklau.)

(Nach den Beobachtungen der letzten 20 Jahre mit dem Hubble Space Telescope sinds wohl etwa 2 Billionen Galaxien.)

Erman

Beitragvon Erman » 12.12.2017, 00:15

Hallo Pjotr,

ich sprach nicht von Federklau.
Noch mal: Warum soll man mit fremden Zitaten sein eigenes Gedicht schmücken?
Als Leser darf ich wohl mehr Originalität erwarten, oder? Und nicht ausgerechnet ein berühmtes Zitat, das sowieso mit Lyrik nichts am Hut hat.
Dass es Milliarden von Galaxien im Universum gibt, darüber weiß man längst Bescheid, ist doch nichts Neues.
Der Text liest sich wie ein Monolog aus einem Tagebuch, wo jemand, wahrscheinlich aus langweile, seine ''Binnenweisheit'' verewigen wollte.

Einzig finde ich diese Passage sehr ehrlich geschrieben: Zitat:''die liste der absurditäten ist größer als die galaxien''


LG Erman

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Beitragvon Pjotr » 12.12.2017, 00:31

Hallo Erman,

ich hatte Deine Ironie nicht erkannt; dachte, die hohe Anzahl wäre Dir tatsächlich neu. Ich glaube nicht, dass das jeder weiß; wie sollte ich da an Ironie denken?

Federklau oder -schmuck: Jedenfalls meine ich, man sollte ein fremdes Zitat dann anwenden dürfen, wenn selbiges beispielsweise als Ausgangspunkt für eine eigene Verfeinerung oder Widerlegung dient. Und dann muss man ja auch benennen, worauf sich die Verfeinerung oder Widerlegung bezieht. In dem Fall auf den Descartes-Spruch. Der Spruch an sich hat in meinen Ohren keinen poetischen Wert.

Das Gedicht habe ich noch nicht gelesen.


Pjotr

Erman

Beitragvon Erman » 12.12.2017, 03:41

Hallo Pjotr,

vielleicht liegt es an meinen (jetzt wertfrei gesagt) Ansprüchen, Erwartungen, an meiner Annäherung an ein Gedicht.
Jeder der schreibt hat seine spezifische Vorstellung davon, welchen Text er als Gedicht akzeptiert würde oder nicht.

Mit dem Descartes Zitat oder nicht, egal jetzt, mir gefällt der philosophische (sein wollende) Text überhaupt nicht.


Doch das ist nicht so wichtig, viel wichtiger ist das hier:

Du hast das Gedicht noch nicht gelesen :frage: :frage: Das ist ja die Bombe! :smile:
Ich diskutiere also mit jemandem über dasselbe Gedicht, den dieser nicht gelesen hat :eek: !

Mann o Mann, bist du aber gefährlich. Das war gut, sehr gut sogar. :daumn:

LG Erman

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Beitragvon Pjotr » 12.12.2017, 04:33

Du hattest zwei allgemeine Thesen in den Raum gestellt, denen ich zwei allgemeine Antithesen hinzufügte, verpackt in Klammern; die Klammern drücken Nebensächlichkeit aus.

Pjotr hat geschrieben:(Ein so bekanntes Zitat wie das von Descartes halte ich nicht für einen Federklau.)

(Nach den Beobachtungen der letzten 20 Jahre mit dem Hubble Space Telescope sinds wohl etwa 2 Billionen Galaxien.)


Die restlichen 99,9% Deiner Kritik habe ich nicht kritisiert. Du bist nicht in Gefahr.

Erman

Beitragvon Erman » 12.12.2017, 06:16

Hallo Pjotr,

um die zwei Thesen ging es mir nicht mehr. Ich war nur nicht auf dein ''Das Gedicht habe ich noch nicht gelesen.'' vorbereitet, jedenfalls nicht nach deinen zwei Kommentaren auf meine ''Thesen''.

Bevor wir nach den Thesen und Antithesen etwas über die Synthese schreiben, sollte sich der Autor zu Wort melden.

LG Erman

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 12.12.2017, 08:15

Also gut, ich melde mich zu Wort.

Du schreibst, es handelt sich nicht um ein Gedicht, sondern um Tagebuchaufzeichnungen.

Ist das wahr? Schreibt man so Tagebücher?

Offensichtlich handelt es sich nicht um ein lyrisches Tagebuch.

Es handelt sich um Verse, um Zeilen, die untereinander geschrieben sind.

Du kannst es sagen, es ist kein gutes Gedicht, und ich teile gerne deine Meinung.

Das mit Descartes verstehe ich nicht, wieso soll das geklaut sein? Das ist ja mittlerweile Allgemeingut.

Ich schreibe auch nicht "Ich denke, also bin ich" sondern "du denkst, also bist du".

Dass du selbst gut denken kannst zeigt mir dein Spruch: "Ein Lächeln zeigt die einzig ungerade Linie, die viele Dinge gerade biegen kann."

Erman

Beitragvon Erman » 12.12.2017, 09:18

Lieber Klimperer,

Nur Zeilenumbruch reicht in keinem Fall. Es müssen Metaphorik, Rhythmus, überhaupt Sprachkraft usw. dabei sein. Aber das ist ja nur meine bescheidene Meinung. Ich will niemanden belehren. Jeder kann nach Belieben interpretieren, das ist ja das Schöne an der Lyrik.

Noch mal: Ich schrieb nirgends g e k l a u t. Ich bin nur der Meinung, dass man selbst darauf kommen sollte, was man in einem Text schreibt. Ob Allgemeingut oder nicht, als ich ''du denkst, also bist du" las, fiel mir unweigerlich sofort Descartes ein.

Ich hoffe, du wirst mich mit einem Gedicht von dir positiv überraschen. Das Thema dabei ist egal.


Oh, meine Signatur: Vielen Dank für die Blumen.

LG Erman

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Beitragvon Pjotr » 12.12.2017, 10:59

Das erste Drittel des Gedichts habe ich jetzt gelesen.

Erman, hast Du meine Auffassung zur Kenntnis genommen? Wenn ja, verstehst Du den Unterschied zwischen meiner und Deiner Auffassung? Du siehst den Descartes-Bezug als ein "Schmücken mit fremden Federn", als ob damit poetisches Schmücken beabsichtigt wäre; ich hingegen sehe den Bezug als Startpunkt einer Gedankenkette -- ungeschmückt und rein sachlich.

du denkst
also bist du

auch wenn du nicht denkst


Letztere Zeile ist die Fortführung, auf die es ankommt, meiner Auffassung nach. Das ist alles, was ich dazu sagen wollte. Inhaltlich finde ich den Zusammenhang unsinnig. Der Descartes-Satz ist bekanntlich in der Ich-Form gesetzt, und es geht darin um Existenzgewissheit. Ob andere denken, kann ich nicht sicher wissen, denn meine Eindrücke könnten ja eine Illusion sein. Wenn es eine ist, dann existiert zumindest eine Illusion, aber sicher ist das dann nur für mich. Nicht für andere. Nun, bereits dieser originale Descartes-Satz ist meiner Ansicht nach nicht die letzte Instanz der Gewissheit. Wenn aus dem "du denkst" auch noch auf ein "du bist" geschlossen wird, halte ich das für noch absurder. Die Weiterführung zu "auch wenn du nicht denkst" sehe ich dann als finalen Unsinn.

Aber in meiner ersteren Kritik will ich nur sagen, dass man Zitate oder Erkenntnisse anderer Leute durchaus erwähnen dürfen soll, wenn die Erwähnung eine Weiterführung auslöst. So ist das auch mit den "Milliarden von Galaxien". Gerne kann jeder Mensch heute wissen, wieviele es sind. Aber in diesem Gedicht wird das nicht erwähnt, um Physikunterricht zu betreiben, sondern um mit dieser Erkenntnis eine Gedankenkette zu beginnen.


wir wissen
dass es milliarden
von galaxien gibt

warum wissen wir das


Letztere Zeile, diese Frage, ist wieder so eine Fortführung, auf die es ankommt. Es geht um kein "dass", sondern um ein "warum".

Erman, hast Du meine Auffassung verstanden?


Pjotr

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 12.12.2017, 11:19

Lieber Erman,

du schreibst: "Den Universum gibt es unabhängig von uns."

OK, aber meinst du nicht, dass wir ein Teil des Universums sind?

Erman

Beitragvon Erman » 12.12.2017, 11:52

Lieber Pjotr,

Ja, alles klar, ich habe dich verstanden, deine einwende waren nur gegen meine zwei Meinungen/Thesen/Einwände.Ich habe damit keine Probleme. Wenn es für dich wichtig ist, dass wir uns n i c h t missverstehen, dann weiß ich das auch zu schätzen.

Vielleicht habe ich mich auch nicht präzise genug ausgedrückt, oder eben falsch ausgedrückt, kann sein.

Hätte ich statt ''du denkst also bist du'' z.B. ''Du atmest also du existierst'' oder etwas in der Richtung gelesen, was wie du sagst als ''Startpunkt einer Gedankenkette'' dienen könnte, es hätte mich nicht weiter interessiert. Doch bei einem Zitat wie den von Descartes, da dachte ich, was soll denn das sein? Deckt man den eigenen Defizit an Strophen oder bestimmten Aussagen mit fremden Gedankengängen, die noch dazu mit Lyrik absolut nichts am Hut haben?

Genauso war ich über die (für mich jetzt) banale Feststellung ''wir wissen dass es milliarden von galaxien gibt '' erstaunt, da dachte ich mir, mein Neffe lernt diese Tatsachen durch das Internet sogar mit 10 Jahren, darüber wissen die meisten Menschen bescheid, sei es durch Filme, Internet, Bücher etc. etc.

Ich habe eben eine eigenwillige Vorstellung von Lyrik, es kann auch daran liegen.

LG Erman

Erman

Beitragvon Erman » 12.12.2017, 12:07

Lieber Klimperer,

das Universum/Kosmos, ob wir ein Teil davon sind, also im Universum drinnen leben, ohne Frage ja. Aber das Universum könnte auch ohne uns Menschen existieren. Wir sind doch nichts weiter als eine zufällige Zeiterscheinung (in kosmischen Maßstäben) und unwichtig für das Universum. Ob wir ein Teil des Universums sind, wen kümmert es?

Ich werde dir besser mit einem Gedicht '' neandertaler - auf dem planet der affen ''antworten.


LG Erman


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