Ermattendes Gedicht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Erman

Beitragvon Erman » 15.01.2018, 15:56

Diejenigen, die die Welt haben,
sollten überdenken, was sie mit ihr machen.
Ich hingegen habe nur Worte
und habe mich wunderbar
in dieser ''Armut'' zurechtgefunden.
Es ist tröstlich Erde zu sein.
Stolz, Stein zu sein.
Weise, Feuer zu sein.
Schmutzig von zu sehr besungenem Wald
singt der Dichter der Poesie zum Trotz,
ohne Herz, ohne Gewalt und ohne Glut,
wie das Wort, welches die Musik
und eine Liebe verschmerzt hat.
Die Freiheit ist verjährt,
mein wahrer Name wartet darauf, dass ich sterbe.
Frau und Vogel hinter der Sonne inmitten des Satzes,
mit der ich gewaltig die Zukunft küsse.
Alles verbrannte. Das ist der Feiertag.
Dienliche Asche.
Mehl der Nutzlosigkeit
verwandelt sich
hinter meinem Rücken in einen räudigen Hund.
Vor mir Glut.
Der Vogel sagt mir hinterrücks die Wahrheit.
Turteltauben.
Du bist der wahre Akzent der verstorbenen Zärtlichkeit.
Fertige die Morgenröte aus unserer Mattigkeit an.
Doch das Nichtwort sagt,
es ist zu spät.
Die Nichtblume sagt,
es ist Nacht.
Der Nichtvogel sagt,
es ist Flamme.
Und ich sage, das ist sie nicht.
Daraufhin schimpft der Vogel.
Die Blume sagt, das ist die Hölle.
Das wahre Wort ist noch nicht geboren.

Erman

Beitragvon Erman » 17.01.2018, 16:44

Liebe Birke,

tut mir leid, du hast mich kalt erwischt. Ich verstand es nicht, warum ein Titel dir davor abriet, etwas über das Gedicht selbst zu sagen. Ich verstand, dass dir der Titel wichtiger ist bzw. dich nur der Titel motivieren kann ein Gedicht zu lesen. Da fühlte ich mich wirklich wie erschlagen.
Aber macht nichts, ich kann es verkraften jetzt, es ist bloß nur ein Text. Wichtiger sind die Menschen und ich denke, dass ich dir wehgetan habe. Entschuldige mich, kommt nicht wieder vor.

LG. E.

Kurt
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Beitragvon Kurt » 17.01.2018, 16:48

Also, ich habe es so gelesen, als wäre es ein ständiges Gedicht, vielleicht einfacher ausgedrückt, einen Reim, den wir uns auf unsere Welt machen. Da sind die sich wiederholenden philosophischen Fragen von Sein und Nichtsein; sehr schön hier die “Nichtblume” als Metapher. Und natürlich, irgendwann ermattet das Gedicht von der Welt, und wie der Dichter (erman) am Ende sagt: “Das wahre Wort ist noch nicht geboren.” Also der Titel meint nicht, dass das Gedicht über das Gedicht der Welt, daselbst ermattend sein soll, denn das ist es ganz und gar nicht.

LG Kurt :musik:
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birke
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Beitragvon birke » 17.01.2018, 18:29

du hast mir nicht weh getan, erman, ich finde es nur überheblich und frech, was du geschrieben hast. aber danke für die entschuldigung.

kurt, ja, das mag sein, dennoch ist der titel so, wie er da steht, doch erstmal irreführend.

lg, birke
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Kurt
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Beitragvon Kurt » 17.01.2018, 19:36

Oh, Birke, ja, das ging mir genau wie dir. Erst nachdem ich das Gedicht gelesen hatte, kam ich zu meinen Erkenntnissen. Wenn es ein Gedicht von beispielsweise Enzensdorfer wäre, welches wir das erste Mal gelesen hätten, wäre unsere Motivation bei dem Titel eventuell anders ausgefallen. Aber wir sind hier in einem Internetforum mit Erman als noch unbekannten Hobbydichter, und bei dem Titel dachte ich anfangs, da gibt jemand seinem Gedicht diesen Titel, weil er seine Selbstzweifel als Anfänger zum Ausdruck bringen möchte.

Auf jeden Fall gibt es keinen Grund, dass Erman sich beschweren kann, über eine nachvollziehbare Reaktion auf den Titel. Sonst muss er anmerken, dass er keine Kritik wünscht bzw. seine Texte nicht in ein Forum stellen.

LG Kurt
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Erman

Beitragvon Erman » 17.01.2018, 20:27

Lieber Kurt,

hab vielen Dank für deinen Kommentar.
Mir gefällt deine Herangehensweise an das Gedicht und deine Empfindungen dabei sind für mich interessant, schön sie gelesen zu haben.

Was den Titel überhaupt anbelangt, da habe ich eine spezifische Meinung.
Ich denke, wenn ein Kunstliebhaber in Louvre sich zwischen den Kunstwerken bewegt, dass er bestimmt nicht nach den Namen von Gemälden Ausschau hält, sondern nach den Farben, Konturen überhaupt nach dem, wie ein Gemälde aussieht und was es aussagt etc. Wenn man mir ein Bild von Van Gogh schenken würde, der Name des Bildes wäre, das letzte wonach ich fragen würde.

Ich denke, ein Titel ist unwichtig, er ist nur eine Fassade, wichtig ist das Werk. Meine Freundinnen habe ich auch nicht nach deren Namen ausgesucht.


Lieben Gruß
Erman

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birke
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Beitragvon birke » 18.01.2018, 00:02

ich denke, das ist so nicht vergleichbar. der titel eines gedichts gehört zum gedicht. oder aber man lässt das gedicht ohne titel, das ist ja auch möglich.
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