in einer schweren Zeit

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 24.04.2024, 09:46

drücken die Zweifel
mir Augen und Hände zusammen
bis ich verzweifele
kein Tag passt zum anderen

wenn der eine verträglich war
zählte der nächste
meine Vergehen auf
ich nicke dazu

packe meine Habseligkeiten
in Transparentpapier
und wandere aus
der Gegenwart

aber die Zweifel

hören nicht auf zu reden
mit ihren Ausrufezeichen
umhäkeln sie jeden Gedanken
machen mich dumm stumpf

auf meiner Adressenliste
finden sich sonderbare Gestalten
sie warten auf meinen Besuch
und schreiben – danach – eine Rechnung

auch hier gehen Zweifel mit
ich höre sie warnen
du irrst
umher
Zuletzt geändert von Amanita am 24.04.2024, 20:53, insgesamt 1-mal geändert.

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birke
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Beitragvon birke » 24.04.2024, 13:03

liebe amanita,

ja, schön/ gut dargestellt, dieses ver-zweifeln, gut nachfühlbar.

das „dumm“ würde ich allerdings überdenken, das trifft es m. e. nicht ganz? eher unsicher, stumpf vielleicht auch, unwissend, aber nicht dumm.

wenn der eine verträglich war
zählte der nächste


zählt der nächste, da würde ich direkt wieder ins präsens wechseln?

und statt „Adressenliste“ vielleicht auch Adressbuch? passt vom wort her auch schön zu „Besuch“… :)

lg,
birke
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 24.04.2024, 20:52

Liebe birke, hab herzlichen Dank. Die ersten beiden "Einwände" sind schon übernommen!

Die Adressenliste möchte ich aber gern behalten, sie knistert anders als das Adressbuch, ist provisorischer.

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birke
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Beitragvon birke » 25.04.2024, 00:34

ja, verstehe, eher temporärer natur.. wobei man, von wegen knistern, solche listen heutzutage wohl eher im pc oder handy hat...? passt hier aber.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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OscarTheFish
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Beitragvon OscarTheFish » 28.04.2024, 20:13

Amanita hat geschrieben:packe meine Habseligkeiten
in Transparentpapier
und wandere aus
der Gegenwart

Ein wenig schwingt da eine Art gewählte Demenz, die temporär z.B. mit Alkohol gelänge, im Hinterkopf mit. Sicherlich eine Fremdversion der Deutung.
Wohin geht die Wanderung aus der Gegenwart? Vor oder zurück? (vielleicht zu 1-dimensional) Ich würde den/die Protagonist(in) zur Parallelverschiebung raten in eine bessere Zeitlinie, die nicht von den Alltagswahnsinnigen bestimmt wird.

Amanita hat geschrieben:auf meiner Adressenliste
finden sich sonderbare Gestalten
sie warten auf meinen Besuch
und schreiben – danach – eine Rechnung

Punchline-Verdichtung. Das könnte glatt von mir stammen! (inkludiertes Lob)
Ein paar ausgewählte Werke zur Stillung weiterer Neugier:
AKUTES ABDOMEN, OBWOHL WIR BLIND SIND, SCHMUSEREI, MUCH ADO ABOUT FUJI.
Gedichte von: Der beste Dichter der Welt und XRayFusion.


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