Schattenworte

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 08.03.2006, 16:28

Schattenworte

In jener fernen goldnen Nacht
an einem namenlosen Ort
küßten sich unsre Lippen sacht
die Worte und die Schatten fort.

Wir glaubten kühn uns zu erfinden
losgelöst von Zeit und Raum -
durchstreiften mit den Wolkenwinden
ruhlos`Landschaften im Traum.

Es geistern seither unverbunden
die Schattenworte wild umher -
was wir in jener Nacht gefunden
leuchtet uns schon lang nicht mehr.
Zuletzt geändert von scarlett am 08.03.2006, 22:24, insgesamt 2-mal geändert.

moana

Beitragvon moana » 08.03.2006, 17:56

Hallo Scarlett!

Mein erster spontaner Eindruck: Wunderschönes Gedicht mit wunderschönen Idee, sehr gefühlvoll und intensiv. Nur eine Anmerkung bisher:

In jener fernen goldnen Nacht
an einem namenlosen Ort
küßten (sich ) unsre Lippen sacht
die Worte und die Schatten fort.

Das waren gewiss nur Versehen, aber besser man verbessert sie, bevor unnötige Kritik kommt :mrgreen:.

grüßerl moana

cyberpoet

Beitragvon cyberpoet » 08.03.2006, 17:58

hallo scarlett!

dein gedicht gefällt mir wirklich sehr gut, allerdings bin ich bei den letzten 2 zeilen der letzten strophe ein wenig ins stolpern geraten und hätte daher folgenden vorschlag dazu:

Es geistern seither unverbunden
die Schattenworte wild umher -
was wir in jener Nacht gefunden
leuchtet uns schon lang nicht mehr.

mit poetischen grüssen

cyberpoet

scarlett

Beitragvon scarlett » 08.03.2006, 18:42

Liebe moana,

ups... da hatte sich doch tatsächlich ein Tippfehler eingeschlichen...

Vielen Dank fürs aufmerksame Lesen....

Was die Zeilen 3 und 4 anbelangt: es macht einen Unterschied, ob das "sich" bleibt oder wegfällt, und das nicht nur vom Rhythmus her, für mich auch inhaltlich...
Ich werde in mich gehen-

Nachdenklichen Gruß,

scarlett

scarlett

Beitragvon scarlett » 08.03.2006, 18:48

Hallo cyberpoet,

danke für deine Rückmeldung....

Seit ich sie gelesen habe, spreche ich nur noch rhythmisch vor mich hin... :smile:

Mal glaube ich, du hast Recht- dann verfall ich wieder in meine Version...
Mal sehen, wie ich mich entscheide....

Mit rhythmischen, etwas verwirrten Grüßen,
scarlett

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 08.03.2006, 18:56

Ein Gedicht, daß eine etwas traurige Stimmung hinterläßt.

Ein sehr gutes, gefühlvolles und etwas wehmütiges Gedicht, da schließe ich mich moana und cyberpoet an.

Das "unsere Lippen küssen sich...und die Schatten...weg" gefällt mir gerade aufgrund der 2 Ebenen der Bedeutung.

Was die allerletzte Zeile betrifft, bin ich geneigt, cyberpoets Vorschlag aufzugreifen. Durch die kleine Umstellung der Worte fließt es besser.

Gruß

moana

Beitragvon moana » 08.03.2006, 19:34

Wundervollen guten Abend allerseits!

Ja, also, wie gesacht, der Eindruck kam spontan und ging auch gleich wieder. Mein zweiter Eindruck sagt mir, dass du recht hast und Franktireur auch, da is schon diese Doppeldeutigkeit und die passt in der Tat besser.

Weiterhin gutes Rhythmus-Gelingen ;-)!

grüßerl moana

scarlett

Beitragvon scarlett » 08.03.2006, 22:31

Hallo Franktireur,

danke fürs Lesen, danke für die positiven Worte- hab mich gefreut.
Die Zeilen mit den zwei Bedeutungsebenen waren übrigens der Ausgangspunkt des gesamten Gedichtes- beabsichtigt, überlegt und deswegen auch keinesfalls austauschbar.
Die letzte Zeile habe ich nun geändert- es "fließt" wohl wirklich besser- da habt ihr beide - cyberpoet und du - Recht.

Gute Nacht,

scarlett

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 12.11.2017, 10:16

Die ersten zwei Verse könnten der Anfang einer Märchenerzählung sein.

Sacht küssten sich die Lippen und jagten die Worte und die Schatten fort.

Worte und Schatten stehen hier für die Wirklichkeit, von der sich die Verliebten zu befreien glauben.

Die zweite Strophe sagt klar, was alle Verliebten empfinden, immer wieder empfinden.

Und es ist wahr, nur dass dieser Zustand der ersten Liebe nie von Dauer ist. Was nicht gegen seine Realität spricht.

Auch Regenbögen sind real.

Oder ein Blitz.

Genauso gut könnte man versuchen, einen Wasserfall vom Fallen abzuhalten.

Wehmütig kann man sich daran erinnern, und das ist eine der größten Quellen der Lyrik.

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Werner
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Beitragvon Werner » 12.11.2017, 13:58

schön, dass Monik nicht vergessen ist und ihre Gedichte nicht vergessen sind.

Niko

Beitragvon Niko » 12.11.2017, 20:37

Monika schrieb unverwechselbar und meist sehr berührend. Vielleicht ist es das, was eine gute Autorin ausmacht.
Ich kannte Monika persönlich, in meinem neuen Gedichtband ist ihr ein Gedicht gewidmet. Und dennoch trotz der Jahre..... Es fällt mir noch schwer, sie, ihre Gedichte nach ihrem Tod zu lesen. Ich hoffe, das legt sich bald.

Herzlichst - Niko


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