kein betreff

Der Publicus ist die Präsentationsplattform des Salons. Hier können Texte eingestellt werden, bei denen es den Autoren nicht um Textarbeit geht. Entsprechend sind hier besonders Kommentare und Diskussionen erwünscht, die über bloßes Lob oder reine Ablehnungsbekundung hinausgehen. Das Schildern von Leseeindrücken, Aufzeigen von Interpretationsansätzen, kurz Kommentare mit Rezensionscharakter verleihen dem Publicus erst seinen Gehalt
aram
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Beitragvon aram » 22.11.2007, 16:42



stein

hatte sich die tropfen anders -

klar, vielleicht

am morgen solcher tage

der durchfallende regen ließ nach

ein luftzug würde tragen

hatte sich die tropfen

die gar nicht zu spüren

hatten sie leicht gemacht

gewicht des steins lag

nicht mehr auf

der durchfallende regen? lies nach -

der stein war so leicht geworden, und blieb

(stein)


Maija

Beitragvon Maija » 25.11.2007, 08:25

Und mich zum :d040: ;-)

Sam

Beitragvon Sam » 26.11.2007, 06:14

Hallo,

ich habe arams Kommentar gelöscht, in dem er bemerkte, dass sich seines Wissens keine Rechtschreibfehler im Text befinden.

Liebe Grüße

Sam

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 26.11.2007, 06:48

Das finde ich ein bisschen albern, Sam. Dann lösche bitte meinen auf Aram folgenden Kommentar ebenfalls.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 26.11.2007, 08:06

Lieber Sam,

Ich finde das auch allzu rigid. Wir sind ja nicht in der Schule, oder?

Aram hat keine Replik auf die Repliken geschrieben, es war eine technische Erläuterung.

Normale Grüße,
ELsa
Schreiben ist atmen

Sam

Beitragvon Sam » 03.12.2007, 20:33

Abwendung vom Publikum

Ein Germanist sagte einmal zu mir, dass er, wenn immer es ihm schwer fällt ein Gedicht zu verstehen, dessen Titel und die letzte Zeile betrachtet. Im Zusammenspiel von Anfang und Ende sei meistens der Schlüssel verborgen, den man in den Zeilen dazwischen vergeblich suche. Kein schlechter Tipp, aber nicht immer und bei jedem Gedicht anwendbar. Auch hier nicht, wie ich meine.
Also versuche ich es auf einem anderen Weg. Ich verlasse das Gedicht und schaue mir an, was man denn ansonsten so von dem Autor zu lesen bekommt. Und da stoße ich auf folgende Aussage, die Aram in seinem Wondergirl-Ordner machte:

....dass literatur gar nicht existiert, dass sie nichts enthält. alles an einem text relevante existiert nur als resonanzen, die wir ineinander auslösen - es wäre ein großes missverständnis zu glauben, am 'vehikel' dieser resonanzen - dem geschriebenen text - irgendwas davon objektiv festmachen zu können........ein text unter dem mikroskop entsteht erst im auge hinter dem okular....


Mit anderen Worten: Das fertige Kunstwerk ist nur Oberfläche. Erst durch die Betrachtung bekommt es Tiefe.


Dem mögen einige vielleicht widersprechen. Vor allem jene, die meinen Literatur wäre eine Realität und sie müsste möglichst viel enthalten. Die sie als Wortvehikel sehen, welches ihre Gefühle, Meinungen und Eindrücke zu einer möglichst großen Leserschaft zu transportieren hat und das möglichst unverfälscht.

Arams Aussage interpretiere ich dahingehend, dass für ihn Literatur nichts vermitteln, sonder nur Auslösen kann – vor allem, wenn es sich um Lyrik handelt. Selbst das Zerpflücken eines Textes, die Betrachtung unter dem Mikroskop, bewirkt nicht einen genaueren Blick auf das Gedicht (und dessen Autor) sondern nur einen genaueren Blick auf die Wirkung im Betrachter. Als wäre unter dem Okular ein kleiner Spiegel angebracht.

Möglicherweise verbirgt sich hinter Arams Aussage ein poetisches Konzept, dessen nähere Betrachtung mir sinnvoller erscheint, als zu versuchen, sein Gedicht zu entschlüsseln.
Eine Prämisse dieses Konzeptes wäre, dass der Dichter keinerlei Einfluss auf den Leser hat. Es ist ihm unmöglich zu wissen, welche Reflexe die Lektüre seiner Texte beim Leser bewirken. Wahrscheinlicher ist, dass Rezeption und Intention weit voneinander entfernt sind, selbst wenn hie und da vom Auto „Wegweiser“ aufgestellt wurden. Er kann ja nicht wissen, ob der Leser die Sprache versteht, in der sie beschriftet wurden. Die logische Konsequenz: der Verzicht auf jegliche Art von „Handreichung“ seitens des Autors, keine Übersetzungshilfen. Das Gedicht besteht nur noch aus der reinen, ganz individuellen Sprache des Autors.

Mich erinnert das an etwas, dass ich einer Biografie der Rockgruppe Pink Floyd gelesen habe und das auch u.A. bei Jim Morrison von den Doors manchmal zu sehen war. Das Sichabwenden vom Publikum. Morrison hat, soweit ich weiß, ganze Konzerte mit dem Rücken zum Publikum gesungen. Auch ‚The Wall’ von Pink Floyd basiert ursprünglich auf der Idee von Roger Waters, zwischen der Band und dem Publikum eine Mauer zu errichten. Und es würde mich nicht wundern, wenn es Dichter gäbe, die bei Lesungen dem Publikum den Rücken zuwenden. Das wirkt vielleicht arrogant, ist aber konsequent, wenn man annimmt, dass beim Leser /Zuhörer etwas anderes ankommt, als das, was vom Autor (als auslösender und sinngebender Faktor) gesendet wurde. Kunst, nicht als Kommunikation, sondern als Bereitstellung einer Projektionsfläche, die gleichzeitig katalysatorisch wirkt. Ein direkter Kontakt (das Anschauen des Publikums) ist nicht notwendig. Es hat in dem gelesenen Text (oder der gehörten Musik) alles, was es braucht.

Von daher gesehen, ist das Gedicht ‚kein Betreff’ für den Schlegel geradezu exemplarisch und möglicherweise hat Aram es aus diesen Gründen hier eingestellt. Denkbar natürlich auch, dass ich mit all dem Gesagten völlig daneben liege. Vielleicht ist es ja auch das Publikum, das dem Künstler den Rücken zudreht.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 04.12.2007, 09:50

Kritikkritik

Es wird viel diskutiert darüber, ob Literatur einen Inhalt habe, und falls ja, ob dieser zum Leser eher "transportiert" wird oder -- quasi brückenlos -- erst in dessen Wahrnehmung entsteht.

Diese Diskussion schweift aus in bloße Begrifflichkeiten, wie ich finde. Das lässt sich abkürzen (Kants Satzburgen lasse ich draußen): Da die meisten von uns keine Solipsisten sind, können wir sagen, es gibt Sender und Empfänger. Der Sender schickt Symbole zum Empfänger. Diese Symbole haben eine Bedeutung. Der Empfänger versucht sie zu deuten. Punkt eins.

Punkt zwei. Was wird symbolisiert? Wenn Empfindungen symbolisiert werden, ist es ungewiss, ob der Empfänger die Symbole versteht. Buchstabenkombinationen wie "traurig" oder "grün" symbolisieren für Paula bestimmte Empfindungen, aber für Marta möglicherweise andere Empfindungen; vielleicht empfindet Marta eine Wiese als blau und bezeichnet dieses Farberlebnis in Paulasprache als "grün". So können zwei Menschen jahrelang meinen, sich untereinander zu verstehen, wissen aber nicht, dass die gemeinsamen Symbole jeder für sich anders deutet. Mein Fazit: Symbole sind transportabel, deren Bedeutungen aber nicht. Deuten muss der Empfänger selber.

Bedeutungen betreffend, ist Literatur also leer. Literatur enthält nur deren Symbole. Diese Symbole sollten aber ein Mindestmaß an Deutbarkeit bieten, das heißt, ein Minimum an gemeinsamen Erfahrungen sender- und empfängerseits voraussetzen. Denn wenn es keinerlei Erfahrungs-Schnittmengen gibt, sind sämtliche ausgesandte Symbole fremd. Das wäre reiner Hurzismus: Der Sender zeigt ein noch nie gesehenes Symbol, der Empfänger deutet Beliebiges. Ebenso könnte der Sender ein weißes Blatt vorlegen.

Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Sender und Empfänger ihre Symbole einheitlich deuten, hängt meiner Ansicht nach davon ab, ob es bei der Kommunikation eher um Empfindungen geht oder mehr um Rationales, wie etwa um Zahlen. Die Mengenbedeutung des Symbols "5" wird mit großer Wahrscheinlichkeit von mehreren Individuuen gleich interpretiert. Die Empfindungsbedeutung des Symbols "himmlisch" hingegen eher nicht.

Arams Text lässt Symbole aus. Ich frage mich, ob er bewusst Empfindungs-Symbole auslässt. Hat er die eher rationalen Symbole stehengelassen, weil da die gemeinsame Deutung sicherer ist, während die Empfindungs-Symbole ohnehin jeder für sich deuten würde?

Wenn das der Fall sein sollte, würde sich zu meinem vorigen Kommentar, in dem ich von Menschenleere schrieb, gewissermaßen ein Kreis schließen: Ratio-Wörter sind vorhanden, Empfindungs-Wörter sind gelöscht. Der Text menschelt nicht mehr.

Haha, mir ist klar, an den Haaren kann man vieles herbeiziehen.

Nun denn. Testet Arams Text, ob in der Literatur, aufgrund der Unvermittelbarkeit von Empfindungen, auch deren Symbole überflüssig sind?

Sams Erinnerung an "The Wall" oder an den abgewandt auf der Bühne stehenden Morrison, passt meiner Meinung nach nicht in diese Problematik. Pink Floyds Mauer wurde aufgebaut, um abgerissen zu werden. Arams Textpräsentation hingegen bleibt unbeweglich, was in der Natur dieser Rubrik liegt. Auch bei Morrison sehe ich wenig paralleles, bei ihm war die Abkehr doch wohl eher ein Ausdruck seiner Selbstdarstellung, weniger der Versuch, eine kommunikationslose "Projektionsfläche" zu konstruieren. Projektionsfläche war Morrison auch dann, wenn er sich dem Publikum zuwendete.

Kommunikationslose Darbietungen gibt es sowieso nicht. Wie sollte das gehen? Konsequenterweise müsste man alle Sinneswahrnehmungen abstellen. Nachdem "The Wall" hochgemauert ist (was ohnehin schon wieder etwas symbolisiert), müssten dann auch die Liedttexte verstummen, dann die Intrumentalmusik, dann das Licht, damit man die Show nicht mehr sieht. Natürlich hat das Publikum mit Text und Musik alles, was es braucht, wie Sam sagt. Aber dann reden wir hier auch nicht von Abkehr. Es wird lediglich einer von vielen Symbolkanälen -- sei es Schrift, Foto, Mundklang, Geigenklang -- abgeschaltet. Die Flut der Symbole bleibt nach wie vor kopffüllend. Dem Kopf zugewandt.

Maija

Beitragvon Maija » 04.12.2007, 12:50

Hurzismus, na über das Wort musste ich lachen. Aber über Hurzismus (Wie bist du auf dieses Wort gekommen?) habe ich schon viel nachgedacht. :lachen0059:
Sams Gedanken (s. Pink Floyd) passet nicht zu Arams Gefühlswelt, meine ich.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 04.12.2007, 13:15

Maija, der Hurzismus wurde m.W. hier erfunden:
http://www.youtube.com/watch?v=D8gzeSlHtM4

Es gibt auch einen Wiki-Artikel darüber, glaube ich, aber ich kann ihn gerade nicht öffnen ...

Hurzgruß!
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
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(Ikkyu Sojun)

Maija

Beitragvon Maija » 04.12.2007, 16:27

Dank deiner Hilfe gefunden, liebe Zefira.(s. Wikipedia - Hurz)
Bin kein wahrer Fan von Kerkeling, aber manchmal hat er mich schon amüsiert.


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