Ada (Auszug)

Der Anonymus bietet Mitgliedern die Möglichkeit, ein Werk sowohl anonym einzustellen, als auch anonym (auf die Rückmeldungen) zu antworten. Bitte lest euch die FAQs gut durch, bevor ihr etwas in diese Rubrik einstellt.)
Anonymus
Beiträge: 434
Registriert: 28.09.2007

Beitragvon Anonymus » 04.12.2009, 19:15

Ada trug einen schwarzen Pullover. Sie lehnte an der Wand von der Cafeteria. Die Stimmen der anderen Kunststudenten trieben an ihr vorbei. Sie stemmte einen Fuß gegen die Wand. Sie trug einen dünnen Lederslipper. Sie strich ihr dunkles, kurzes Haar aus der Stirn. Sie fand alles mühsam und die anderen waren ihr lästig.
Sie brauchte einen starken Espresso. Sie kippte ihn in einem Zug hinunter. Sie blickte durch das große Fenster in den grauen Wintertag hinaus. Schmutzige Schneereste lagen an den Rändern der Straße. Ein kahler und weißer Tag. Trostlos wie so viele. Ihre dunklen Augen waren glanzlos.

Plötzlich stand Nina hinter ihr mit dem herzförmigen Gesicht. Sie waren sich vor zwei Tagen auf einem Atelierfest begegnet. Ninas kleiner Mund war dunkelrot geschminkt. Sie trug das weißblonde Haar hoch gesteckt und trug ein Designerkleid. Sie erinnerte Ada immer an eine Spitzmaus mit Arsen in der Tasche. „Kommst du heute Abend in die Milchbar?“ fragte sie in ihrer leisen Stimme. Sie klang immer ein wenig heiser. Ada zuckte die Schultern. Sie schaute schwarz. Sie musste an Bender denken, mit dem Nina solange getanzt hatte. Nina hatte sich kurz an ihn gepresst. Finster starrte sie in Ninas wasserblaue Augen. Bender war Dozent an der Kunstakademie. Bender gab sich ekelhaft überlegen. Trotzdem zog er Ada an. Sie fragte sich, ob Bender auch kam. Laut sagte sie: „Ich glaube, eher nicht...“ Wortlos standen sie kurz nebeneinander. Nina sah sie unverwandt an. Ada traute ihr nicht. Sie sah unbeteiligt auf den Schneematsch draußen.

Die Luft war eisig, als Ada am Abend doch in die Milchbar ging. Der Atem der Nacht umschlang sie. Der Himmel war klar und unendlich. Ada dachte nur an Bender und seine unverschämte Art, sich zu bewegen. Er war dunkelblond und hatte durchdringend helle Augen. Kühle umgab ihn. Unter dem Eis loderte ein greller Funke. Adas Gesicht glänzte. Das schwarze Haar hatte sie straff zurückgekämmt.
Sie lächelte nie. Sie stieß die Türe zur Milchbar auf. Sie hasste die roten Bezüge der Stühle. Sie zog die Schultern hoch und ihr Blick flog durch das Lokal. Bender war nicht da, Nina auch nicht. An einem einsamen Tisch saß Bella mit verschlungenen Beinen. Sie war betrunken wie immer und hielt ein Glas in der Hand. Sie winkte Ada zu. Die fast leere Bar wirkte trostlos. Ada musterte Bella kurz.. Ihre Pupillen waren geweitet. Ihre Augen waren schwarze Löcher in Augenhöhlen. Die Schminke auf ihrem Mund war verschmiert. Sie trug einen engen roten Fetzen. Sie erinnerte Ada an eine Puppe. Ada setzte sich kurz. Sie zog ihren Mantel nicht aus. Sie bestellte einen Drink und einen Teller Oliven. Sie leibte den salzigen Geschmack. Der Drink schmeckte nach Aquarium. „Niemand da?“ fragte sie ohne Bella anzusehen. Der Oberkörper von Bella sackte noch mehr zusammen. Sie sah Ada an, als wäre sie ihr letzter Anker. Sie schüttelte den Kopf. „Tote Hose...“

Ada erinnerte sich an eine Autofahrt mit Bella im letzten Sommer. „Harddrive...“, nannte sie den Trip, wenn sie daran dachte. Sie waren zu fünft auf einer Schotterstraße an die Isar gefahren. Die Straße war voller Schlaglöcher. Die Musik war grell und eindringlich. Bella und zwei Kunststudenten hatten noch im Auto alles ausgezogen. Sie rannten in den dunklen Fluss. Man hörte das Rauschen, die Musik und Bellas atemloses Gekreisch, als die Studenten sie ins Wasser zerrten. Ada blieb einfach sitzen. Sie sah die weiße Haut von Bella im Dunkeln aufleuchten. Ihre Frisur löste sich auf.

Louisa

Beitragvon Louisa » 05.12.2009, 15:50

Hallo Fremder!

Dieser Auszug war mir nicht unsympathisch. Mir gefällt auch dieses Campus-Thema, aber mir ist das manchmal ein bisschen zu "cool" geschrieben. Ich würde mir wünschen, dass diese Koketterien, denen sich die Leute da hingeben vielleicht noch etwas deutlicher herausgearbeitet wären (schwarzer Rollkragenullover evoziert Melancholie und sowas...) - Das wird mir da manchmal ein bisschen zu ernsthaft erklärt.

Abgesehen davon passiert hier auch recht wenig Originelles. Du führst in einem rasanten Tempo einen Charakter nach dem anderen auf die Bühne (ein bisschen langsamer, bitte!) - aber sie agieren fast gar nicht miteinander. Es gibt kaum Dialoge!!! Es gibt kaum Beschreibungen der Räume, der Sinneseindrücke!

Das alles fehlt mir sehr. Es wirkt dadurch sehr abgehackt und alltäglich.

Die Dinge, die du hier bis jetzt beschrieben hast kann man wohl oder übel in den meisten Uni-Romanen ("Der Campus" von Schwanitz ist sicherlich der bekannteste) nachlesen oder als Student miterleben :pfeifen: - da muss deine Schilderung wirklich spannende Charaktäre hervorbringen, damit sie nicht abgeflacht wirkt.

Noch ist mir das jedenfalls zu wenig. Es bräuchte da vielleicht eine besondere Begebenheit, die das ganze anfeuert...

Ich weiß, ich rede sehr allgemein. Aber zu so einem kleinen Auszug möchte ich auch nicht zu detailliert auf die einzelnen Sätze eingehen - ich glaube so eine allgemeine Stellungnahme hilft dir da mehr.

Neulich habe ich gelesen, dass zum Beispiel Flaubert seinen Freunden eine Geschichte über einen Heiligen vorgelesen hat, um sich kritisieren zu lassen - und niemandem hat sie gefallen. Ein Freund sagte: "Mensch, Gustave, schreib doch mal was Vertrautes, etwas über eine Familie, ganz realistisch!" - und so entstand dann sein Meisterwerk Madame Bovary...

- ich meine damit nur, dass auch mir selbst solche allgemeinen Stellungnahmen manchmal mehr helfen...

Hier würde ich wie gesagt fordern: Mehr Dialoge, längerer Aufenthalt bei einer Situation und einem Charakter und aufpassen, dass man dieses Uni-Getue nicht ganz zu ernst nimmt...

Liebe Grüße,
l

Benutzeravatar
Zefira
Beiträge: 5720
Registriert: 24.08.2006

Beitragvon Zefira » 06.12.2009, 00:16

Hallöchen.
Ich finde es richtig schwierig, darüber etwas zu sagen, weil es erkennbar nur eine Einführung sein soll. Dass irgendwelche Fragen beantwortet werden, kann man wohl nicht erwarten. Ich könnte bisher nur sagen, ob ich nach diesem Anfang weiterlesen würde oder nicht. Ja, würde ich. Mich macht dieser Anfang neugierig.
Was mich beschäftigt, ist die grammatikalische Unbeholfenheit, die mehrmals in diesem Textstück erscheint. Es erscheinen ganze Satzreihungen mit völlig gleichartigem Satzbau.

Sie lehnte an der Wand von der Cafeteria. Die Stimmen der anderen Kunststudenten trieben an ihr vorbei. Sie stemmte einen Fuß gegen die Wand. Sie trug einen dünnen Lederslipper. Sie strich ihr dunkles, kurzes Haar aus der Stirn. Sie fand alles mühsam und die anderen waren ihr lästig.
Sie brauchte einen starken Espresso. Sie kippte ihn in einem Zug hinunter. Sie blickte durch das große Fenster in den grauen Wintertag hinaus.


Da frage ich mich natürlich, ob das Programm ist. Genau das macht mich neugierig und bewegt mich zum Weiterlesen. Mich würde interessieren, ob andere Protagonisten dieses - vermutlich insgesamt längeren - Textes eine andere Sprache bekommen. Ada scheint ein wenig am Rad zu drehen - sie tut dies, sie sieht das, sie denkt jenes. Sie findet halt auch alles mühsam ... Kommt eine andere, konträre Stimme dazwischen, könnte das richtig erfrischend werden. Also ich hätte gerne mehr davon.

Schönen Gruß von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

DonKju

Beitragvon DonKju » 06.12.2009, 13:25

... es lässt sich lesen - was wohl vor allem am relativ rasanten Tempo liegt, was neue Personen, Orte und Themen angeht. Dabei entwickelt sich natürlich keine Tiefe, es bleibt ein fragmentarischer Blick, ein Anriss, der den Leser möglicherweise dazu verleitet, sich selbst seinen Teil dazu auszudenken. Oder aber ihn genau das nicht tun zu lassen, und sich entweder mit der raschen Folge einfach zufriedenzugeben oder aber sich zu fragen: Was soll mir das sagen ? Das wir in einer Welt leben, in der wir nur noch Fragmente sehen, die wir ebenso rasch wieder vergessen, weil unsere Aufmerksamkeit schon wieder von etwas Neuem gefesselt wird. Nun, es sind die Fragen, die wohl allein der Autor beantworten kann ... dem dieser Leseeindruck hoffentlich irgendwie weiterhilft ...

In diesem Sinne mit Sonntagsgrüßen von Hannes

Benutzeravatar
ferdi
Beiträge: 3260
Registriert: 01.04.2007
Geschlecht:

Beitragvon ferdi » 07.12.2009, 20:56

Zefira hat geschrieben:Ich könnte bisher nur sagen, ob ich nach diesem Anfang weiterlesen würde oder nicht.


Hm. In meinem Falle eher: Nein. Oder doch nur noch ein kurzes Stück, denn schon beim hier zu lesenden "Auszug" habe ich mich schnell gelangweilt angesichts der immer gleichen Kleinst-Sätzchen. Da geht zumindest bei mir sehr sehr schnell die Aufmerksamkeit verloren. Wenn sich daran also nicht schnell etwas ändern würde: Siehe oben ;-)
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 18 Gäste