Die glühenden Schmetterlinge
Verfasst: 09.12.2009, 18:25
Das Mädchen mit den braunen Locken im Haar trat in der Abenddämmerung vor den staubweißen Turm hinaus und wartete auf die rot glühenden Schmetterlinge, die jeden Abend auf der Waldlichtung tanzten. Sie tanzten gleichmäßig auf und ab und schwebten in weichen Wellen über der Lichtung. Manchmal dachte Laura, dass sie mit ihr sprechen wollten. Doch leider verstand sie ihre Sprache nicht. Sie war eigenartig geschwungen. Die Worte hatten alle einen kleinen Schweif und funkelten.
Die Schmetterlinge tanzten immer sieben Runden und verschwanden dann schlagartig.
Bald musste Laura zurück in den Turm, der voller Mottenstaub war.
Ein böser, kleiner Mann hielt sie gefangen und ließ sie immer nur bei einbrechender Nacht hinaus. Dann war es zu gefährlich wegzulaufen, weil die Nacht die Landschaft verbarg. Der alles überwuchernde Wald würde sie in der Dunkelheit verschlucken. Der Wald wucherte und wucherte und sie würde sich verirren und nicht lebend heraus kommen.
Jetzt war die Sonne ganz untergegangen. Der Wald war vom Himmel kaum noch zu unterscheiden. Die Bäume schüttelten ihre Äste aus und Schwarz und Grau ergossen sich in die Landschaft. Dunkle Schatten schwärzten die Tunnel zwischen den Bäumen und Büschen. Alles verschmolz zu braunen Massen.
Traurig kehrte Laura in den Turm zurück. Wenn sie nicht pünktlich kam, sondern trödelte, bekam sie einen Schlag mit dem Stock von dem bösen kleinen Mann. Er schlug immer auf ihre Waden und das zog ziemlich. Der Stock glänzte tabakbraun und krümmte sich. Der Mann war verschlagen und heimtückisch und sperrte ihr lila Buch weg, in dem die Poesie eingefangen war. Die Poesie des Harlekins, die der rosafarbene Harlekin ihr nachts mit dem Löffel einflößte. Alles, was er ihr erzählte floss in das lila Buch. Es war ihr einziger Trost. Der Harlekin spannte ein Seil aus Spinnweben zwischen der Weißtanne und dem Turm und glitt wie ein Schlangenmensch durch die einzige Fensterluke in ihr Zimmer. Er kam nicht oft. Das Buch hatte große Lücken, die vergilbten. Laura musste das lila Buch immer gut verstecken, damit der kleine Mann es nicht entdeckte. Sie hatte eine Truhe, die aus Kirschholz geschnitzt war. Darin verbarg sie es unter dunkelblauer Spitze. Es gab darin ein Kapitel über die sieben Häute des Mondes und die Nachtfahrt der Libelle, das sie besonders liebte.
Es gab kein Geräusch außer dem Ruf eines Vogels. Der kleine Mann schwieg fast immer, außer er wurde sehr böse, dann murmelte er Flüche vor sich hin. Wellen von Dunkelheit gingen durch die Luft. Die Dunkelheit floss in den Hausgang und ergoss sich bis in die Küche hinein.
Laura setzte sich in der Küche an den Tisch, auf dem wie jeden Abend ein Becher Schafmilch und ein Brei aus Wurzelgemüse standen und plötzlich konnte sie nicht anders. Sie begann zu weinen. Die Tränen flossen über ihr Gesicht und wie immer merkte sie bald, dass der kleine Mann ihre Tränen fraß. Er saugte sie ein und wuchs. Sie nährte ihn mit ihren Tränen und er wurde immer kraftvoller und böser. Draußen war es ganz finster geworden und die Bäume drängten sich enger ums Haus. Es war die Zeit des dunklen Mondes. Der Harlekin kam immer nur, wenn der Mond ein fetter Ballon war, weil er nur dann die dünne Schnur aus Spinnweben erkennen konnte. Der Turm ächzte leise. Laura musste an die rot glühenden Schmetterlinge denken, sie erinnerten sie an fliegende Rosenblätter und ihre zerbrechliche Schönheit machte sie traurig.
Die Schmetterlinge tanzten immer sieben Runden und verschwanden dann schlagartig.
Bald musste Laura zurück in den Turm, der voller Mottenstaub war.
Ein böser, kleiner Mann hielt sie gefangen und ließ sie immer nur bei einbrechender Nacht hinaus. Dann war es zu gefährlich wegzulaufen, weil die Nacht die Landschaft verbarg. Der alles überwuchernde Wald würde sie in der Dunkelheit verschlucken. Der Wald wucherte und wucherte und sie würde sich verirren und nicht lebend heraus kommen.
Jetzt war die Sonne ganz untergegangen. Der Wald war vom Himmel kaum noch zu unterscheiden. Die Bäume schüttelten ihre Äste aus und Schwarz und Grau ergossen sich in die Landschaft. Dunkle Schatten schwärzten die Tunnel zwischen den Bäumen und Büschen. Alles verschmolz zu braunen Massen.
Traurig kehrte Laura in den Turm zurück. Wenn sie nicht pünktlich kam, sondern trödelte, bekam sie einen Schlag mit dem Stock von dem bösen kleinen Mann. Er schlug immer auf ihre Waden und das zog ziemlich. Der Stock glänzte tabakbraun und krümmte sich. Der Mann war verschlagen und heimtückisch und sperrte ihr lila Buch weg, in dem die Poesie eingefangen war. Die Poesie des Harlekins, die der rosafarbene Harlekin ihr nachts mit dem Löffel einflößte. Alles, was er ihr erzählte floss in das lila Buch. Es war ihr einziger Trost. Der Harlekin spannte ein Seil aus Spinnweben zwischen der Weißtanne und dem Turm und glitt wie ein Schlangenmensch durch die einzige Fensterluke in ihr Zimmer. Er kam nicht oft. Das Buch hatte große Lücken, die vergilbten. Laura musste das lila Buch immer gut verstecken, damit der kleine Mann es nicht entdeckte. Sie hatte eine Truhe, die aus Kirschholz geschnitzt war. Darin verbarg sie es unter dunkelblauer Spitze. Es gab darin ein Kapitel über die sieben Häute des Mondes und die Nachtfahrt der Libelle, das sie besonders liebte.
Es gab kein Geräusch außer dem Ruf eines Vogels. Der kleine Mann schwieg fast immer, außer er wurde sehr böse, dann murmelte er Flüche vor sich hin. Wellen von Dunkelheit gingen durch die Luft. Die Dunkelheit floss in den Hausgang und ergoss sich bis in die Küche hinein.
Laura setzte sich in der Küche an den Tisch, auf dem wie jeden Abend ein Becher Schafmilch und ein Brei aus Wurzelgemüse standen und plötzlich konnte sie nicht anders. Sie begann zu weinen. Die Tränen flossen über ihr Gesicht und wie immer merkte sie bald, dass der kleine Mann ihre Tränen fraß. Er saugte sie ein und wuchs. Sie nährte ihn mit ihren Tränen und er wurde immer kraftvoller und böser. Draußen war es ganz finster geworden und die Bäume drängten sich enger ums Haus. Es war die Zeit des dunklen Mondes. Der Harlekin kam immer nur, wenn der Mond ein fetter Ballon war, weil er nur dann die dünne Schnur aus Spinnweben erkennen konnte. Der Turm ächzte leise. Laura musste an die rot glühenden Schmetterlinge denken, sie erinnerten sie an fliegende Rosenblätter und ihre zerbrechliche Schönheit machte sie traurig.